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Welt ohne Hunger ist möglich

Kay-Alexander Scholz24. März 2015

Die Bundesregierung hat sich im Rahmen der G7-Präsidentschaft viel vorgenommen. Auch der Kampf gegen den weltweiten Hunger soll geführt werden. Wie das geschehen soll, erklärte der zuständige Minister in Berlin.

Entwicklungsminister Gerd Müller im Südsudan (Archivfoto, DW/Fischer)
Entwicklungsminister Gerd Müller im Südsudan (Archivfoto)Bild: DW

Das größte lösbare Problem auf der Welt sei der Hunger, sagte der deutsche Entwicklungshilfeminister Gerd Müller in Berlin. "Es ist zynisch, wenn wir das Problem nicht lösen." Dieser Ansicht schloss sich die Exekutivdirektorin des World Food Programme (WFP), Ertharin Cousin, an. "Wie haben die Lösungen, wir kennen die Antworten", sagte Cousin, die aus New York angereist war, um an einer Tagung zur Initiative der Bundesregierung, "Eine Welt ohne Hunger", teilzunehmen. Cousin zeigte sich jedoch ambitionierter als Minister Müller. Das WFP möchte den Hunger in zehn Jahren ausgerottet haben, Müller dagegen sieht als Zielmarke das Jahr 2030.

Hunger müsste es nicht geben

Noch gebe es weltweit 850 Millionen Menschen, die hungern müssten, so Müller. Jedes Jahr würden mehr Menschen an Hunger sterben als an Aids, Tuberkulose und Malaria zusammen. Deutschland hat das Thema Hungerbekämpfung deshalb im Rahmen der laufenden G7-Präsidentschaft zum Topthema gemacht und hofft, dass vom G7-Gipfel auf Schloss Elmau wichtige Impulse ausgehen. Dabei soll der Schwerpunkt auf die ländliche Entwicklung, auf die Förderung grüner Technologien gesetzt werden. Denn eigentlich könne die Weltgemeinschaft schon jetzt acht bis zehn Milliarden Menschen ernähren, so Müller. Dem entgegen stehen eine Reihe von Problemen - bei der Verteilung, bei den Eigentumsverhältnissen, bei Lagerung und Logistik, der Vermarktung.

Ein Problem seien aber auch unfaire Preise, betonte Müller ausdrücklich. Wer in Deutschland für 99 Cent ein Kilo Orangen kaufe, könne davon ausgehen, dass die Bauern davon nicht leben könnten. "Die Reichen müssen bereit sein, faire Preise zu bezahlen", forderte Müller und sprach davon, die Globalisierung gerechter gestalten zu wollen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die neue Anti-Hunger-Kampagne kostet Deutschland 1,5 Milliarden Euro. Ein Schwerpunkt sollen zwölf Innovationszentren sein, die in Ländern in Afrika und Asien Anlaufstellen werden sollen, um die lokale Landwirtschaft produktiver zu machen. Müller betonte, hierbei solle es vor allem um Know-how-Transfer und Ausbildung gehen.

Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit

02:41

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Mehrere Hilfsorganisationen stehen Müllers Plänen skeptisch gegenüber. Statt auf breite, informelle Märkte legten die "Grünen Innovationszentren" einen viel zu engen Fokus auf wenige "konzerndominierte Produktketten", sagte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen, Bernd Bornhorst, der Deutschen Presseagentur (dpa). Müller plane an den Bedürfnissen und Prioritäten entrechteter Kleinbauern vorbei, sagte die Agrarexpertin der Hilfsorganisation Oxfam, Marita Wiggerthale, der dpa.

Politische Aufgabe

Im September bei der UN-Konferenz zur Post-2015-Agenda in New York soll ein verbindlicher Rahmen beschlossen werden. Von einer "Charta der Nachhaltigkeit" sprach Müller und drückte seine Hoffnung aus, darin auch ein Controlling-System einrichten zu können.

Auch die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, begrüßte die deutsche Initiative ausdrücklich. Vier von fünf Hungernden lebten auf dem Land. Ihnen eine Selbstversorgung zu ermöglichen, wäre neben der akuten Hungerbekämpfung sicherlich ein Ausweg aus der Situation. Die Menschen müssten aber auch die Möglichkeit bekommen, Einkommen zu generieren, unter anderem für einen Schulbesuch. Terrororganisationen könnten nämlich auch deshalb junge Männer für sich gewinnen, weil sie ihnen ein Einkommen versprächen, so Dieckmann. Der Kampf gegen Hunger habe auch aus diesem Grund immer eine politische Dimension. Eindringlich forderte Dieckmann für die Krisenregion im Nahen Osten politische Initiativen. Ansonsten sehe sie die Gefahr einer dauerhaften Destabilisierung der gesamten Region.

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