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Einfache, kleine, mobile Kameras

Wiebke Bomas 29. September 2004

Fotografieren erlebt eine Renaissance - dank Digitalkameras. Kaum ein Anbieter zeigt auf der Photokina, der weltgrößten Fotografie-Messe, noch analoge Geräte. Jeder setzt auf den Pixel-Markt. Auch "artfremde" Anbieter.

Teuflisch gut, das neueste Kameramodell von CanonBild: AP


"Bitte lächeln" - den Ausstellern auf der Photokina dürfte das nicht schwer fallen, erwarten sie doch erneut ein kräftiges Umsatzplus: Zehn Milliarden Euro soll die Branche in Deutschland in diesem Jahr einbringen - ein Plus von fast acht Prozent. Das traditionelle Geschäft mit Filmen ist zwar kräftig eingebrochen, doch es wurde mehr als ausgeglichen durch die zunehmend beliebten Digitalkameras: Hier legte der Umsatz um 20 Prozent zu. Noch populärer als reine Digitalkameras sind Fotohandys.

Mobiles digitales Kamera-Aufsatzstück von JenOptik. Kostenpunkt: 22.900 EuroBild: AP

Fotohandys sind der neue Star

Die Branche schätzt, dass in diesem Jahr 13 Millionen Fotohandys verkauft werden - mehr als drei Mal so viel wie im Vorjahr. "Junge Leute sind wesentlich kommunikativer, und das Handy dient für den Schnappschuss und für Entertainment", sagt Sony Deutschland-Chef Wolfdieter Griess. Auf der Messe wird sein Unternehmen ein aufklappbares Mobiltelefon präsentiert, bei der das 2,3 Zoll große Display zum Bildsucher mit einer eingebauten 1,3 Megapixel- Digitalkamera umfunktioniert werden kann. Zudem bietet das Gerät Radioempfang über das Headset und dient auch als MP3-Player.

Fotohandys sind chic und trendyBild: Bilderbox

"Das Handy wird sicherlich über kurz oder lang die Schnappschusskamera ablösen, aber nicht die normale Fotokamera", prognostiziert Helmut Rupsch vom Photoindustrie-Verband. "Damit haben wir als Gesamtbranche natürlich wieder Potenzial, denn es werden ja auch Bilder nachher gedruckt." Mit der Fusion von Elektronik und Optik tauchen immer mehr branchenfremde Neulinge wie Sony, Hewlett Packard oder Adobe auf, die sich ihren Anteil am wachsenden Markt sichern wollen. Traditionelle Fotoriesen wie Kodak oder Agfa kämpfen dagegen mit sinkenden Umsatzzahlen. Der belgische Fotokonzern Agfa hat bereits die Notbremse gezogen und das verlustreiche Film- und Fotogeschäft verkauft. Beim britischen Filmhersteller Ilford ist bereits alles zu spät - dort hat jetzt der Konkursrichter das Zepter übernommen.

Fujifilms neueste Entwicklung: FinePix S3500Bild: AP

Innovationen unter Preis

Derweil überschlagen sich die Innovationen bei den Digitalkameras, fast alle drei Monate ist ein neues Modell angesagt. Der Preiskrieg wird immer härter. Rainer Schmidt, Geschäftsführer des Photoindustrie-Verbandes, appelliert an die Vernunft der Branche. "Es ist sehr bedauerlich, dass wir gerade in einem Wachstumsmarkt mit immer engeren Margen zu kämpfen haben. Das tut der Industrie weh, das tut dem Handel weh." Es sei auch nicht sinnvoll, Papierbilder für ein oder zwei Cent zu verkaufen, das gehe zum Teil unter die Einstandskosten. Nach Ansicht der Fotoindustrie lässt der digitale Markt trotz Schleuderpreisen noch Spielraum. Die Marktsättigung bei Digitalkameras liege noch unter 30 Prozent, bei analogen Kameras sind es 80 Prozent. Jeder vierte Deutsche überlegt laut Umfragen, in den nächsten zwölf Monaten eine Digitalkamera zu kaufen.

Die Mju mini DIGITAL von Olympus in der Farbe "Copper Orange"Bild: AP

Marktpotentiale vorhanden

Besonders beliebt sind nach wie vor die handlichen Kompaktkameras mit vier bis acht Megapixeln und eingebautem Zoomobjektiv. Die Weiterentwicklungen konzentrieren sich nicht mehr auf die Bildpunktzahl, sondern auf Objektive, Verschlusszeiten und andere Merkmale. Auch Spiegelreflexkameras gewinnen dazu: Dank erschwinglicher Preise stieg ihr Umsatz im ersten Halbjahr 2004 um 500 Prozent. Durchschnittlich zahlen Käufer in Deutschland 290 Euro für eine Digitalkamera.

"Die Preiserosion ist schon dramatisch - es ist ein harter Wettbewerb mit geringen Margen", rechnet Sony-Chef Griess vor. Aber der Photoindustrie-Verband wittert Potenziale jenseits der reinen Kameratechnik. "Der Kameramarkt zieht die Märkte für Speichermedien wie Filme und Memory-Cards sowie Objektive, Software, Inkjet und Fotopapiere nach sich", freut sich Rupsch. "Nicht zu vergessen sind Printer und Minilabs." Derzeit werden im Schnitt nur etwa zwanzig Prozent der gespeicherten Aufnahmen ausgedruckt - unter anderem deshalb, weil man bislang einen Computer und einen Fotodrucker braucht oder die Bilder einem Fotodienst zuschicken muss. Aber auch dies wird sich wahrscheinlich über kurz oder lang ändern …

Das ist eine MacBeth Farbkarte: In Fotochip-Format soll sie eine bessere digitale Farbwiedergabe ermöglichenBild: AP
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