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"Einfluss der Juden in Machtorganen, Politik, Business, Bildungssystem und Show-Business muss eingeschränkt werden"

12. August 2004

In Russland nimmt die Fremdenfeindlichkeit rapide zu

Moskau, 12.8.2004, INTERFAX, russ.

Das Moskauer Büro für Menschenrechte ist über die Ausbreitung von Fremdenfeindlichkeit in Russland besorgt. Nach den Ergebnissen einer Umfrage des Fonds "Ekspertisa" sind bereits 42 Prozent der Einwohner Russlands der Ansicht, dass "der Einfluss der Juden in den Machtorganen, der Politik, dem Business, dem Rechtsbereich, dem Bildungssystem und dem Show-Business eingeschränkt werden muss", heißt es in einem Bericht des Moskauer Menschenrechtsbüros, der als Ergebnis der Arbeit im ersten Halbjahr vorbreitet wurde. In dem Dokument heißt es ferner, dass 23 Prozent der Befragten eine Antwort schwer gefallen sei und 28 Prozent dafür gewesen seien, dass es nicht schlecht wäre, für die Juden wieder eine Quote einzuführen, genauer gesagt, "festzulegen, wie viele von ihnen auf dem Territorium Russlands leben dürfen".

Gleichzeitig sind den Umfrageergebnissen zufolge 60 Prozent der Einwohner Russlands der Ansicht, dass solche Beschränkungen in erster Linie die Kaukasier betreffen müssten. Ferner ist die Hälfte der Bevölkerung bereit, dafür zu stimmen, die Zahl der Chinesen, Vietnamesen und der Bürger zu beschränken, die aus den ehemaligen zentralasiatischen Republiken der UdSSR stammen. Ebenfalls die Hälfte der Einwohner Russlands ist überzeugt, dass "die nationalen Minderheiten zu viel Macht in unserem Land haben". Ein Viertel der Befragten erklärte, dass "eine Aufenthaltsquote für alle Völker außer den Russen eingeführt werden muss".

Die Verfasser des Berichts gehen davon aus, dass die Situation in Moskau noch schlimmer ist. Zwei Drittel der Moskauer verhielten sich feindlich gegenüber den Migranten. Nach einer im Februar durchgeführten Umfrage ist das Thema "Übermacht der Kaukasier" von Platz fünf auf Platz eins auf der Liste der Probleme vorgerückt, die nach Ansicht der Einwohner der Hauptstadt unverzüglich gelöst werden müssen. Besonders radikale Meinungen über "die endgültige Lösung der kaukasischen Frage" äußern etwa 15 Prozent der Moskauer. (...)

Besorgnis wegen der Zunahme der Fremdenfeindlichkeit äußerte der Direktor des Moskauer Menschenrechtsbüros, Aleksandr Brod, am Donnerstag (12.8.) bei einer Pressekonferenz in Moskau. "Derzeit gibt es in Russland etwa 50 000 Skinheads, diese Zahl steigt rapide und erobert bereits auch kleine Städte", sagte er. Die Menschenrechtler sind der Meinung, dass die Erziehung der Schüler zur Toleranz der Fremdenfeindlichkeit vorbeugen könnte. (...)

Der juristische Direktor des Moskauer Menschenrechtsbüros, Wladimir Nowizkij, sagte, dass es in Russland in der ersten Jahreshälfte 2004 etwa 20 Morde mit nationalem Hintergrund gegeben habe. Ferner seien im letzten Jahr im Land 72 Fälle registriert worden, bei denen nationaler Zwist geschürt wurde, davon seien lediglich 11 Fälle vor Gerichte gekommen, von denen in nur zwei Fällen Anklage erhoben worden sei. (lr)