Berlin bekommt doch ein Einheitsdenkmal
14. Februar 2017Das Einheits- und Freiheitsdenkmal in Berlin soll nun doch wie geplant gebaut werden. Darauf haben sich die Fraktionsspitzen von Union und SPD verständigt. Unionsfraktionsvize Michael Kretschmer und der kulturpolitische Sprecher der Fraktion, Marco Wanderwitz (beide CDU), erklärten: "Das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin kommt so wie vom Deutschen Bundestag 2007 und 2008 beschlossen."
Der kultur- und medienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Dörmann, bezeichnete die Entscheidung als "klares Bekenntnis zu den Leistungen der ostdeutschen Bürgerinnen und Bürger". Das Denkmal solle an ihren Mut erinnern.
Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte das Projekt einer goldglänzenden, gewölbten Schale - der sogenannten Einheitswippe - wegen stark anschwellender Kosten im April gestoppt. Damals zeichnete sich ab, dass nicht zehn, sondern 15 Millionen Euro veranschlagt werden müssten. Kritiker monierten hingegen, ein Ausschuss könne nicht einfach Plenarentscheidungen aushebeln.
Volk von Wasserfledermäusen
Um das Denkmal wird seit zwei Jahrzehnten gerungen. Der Anstoß war von Vertretern des öffentlichen Lebens ausgegangen, die 1998 - also fast zehn Jahre nach der friedlichen Revolution von 1989 - einen offenen Brief geschrieben hatten. Nach vielen Hürden stand 2011 der überarbeitete Gemeinschaftsentwurf von Johannes Milla und Sasha Waltz als Sieger fest. 2012 stieg Waltz im Streit aus dem Projekt aus.
Die begehbare Schale soll genau dort entstehen, wo einst das frühere Nationaldenkmal von Kaiser Wilhelm I. seinen Platz hatte: am Ufer der Spree vor dem Neubau des Berliner Schlosses. Der Sockel des alten Monuments wird seit 2013 saniert. Alte Mosaike und ein Volk von seltenen Wasserfledermäusen riefen Natur- und Denkmalschützer auf den Plan.
"Es geht bergab"
Nun sollen alle Hindernisse überwunden werden: Die 50 Meter lange Schale dürfte in wenigen Jahren zum Wippen einladen, eine Anspielung darauf, dass man gemeinsam etwas bewegen könne, wie es in der Begründung des Entwurfs hieß. Geht eine größere Gruppe auf der nach unten gewölbten Fläche von einer Seite zur andern, neigt sich die Schale um maximal drei Meter.
Architekturkritiker bescheinigten dieser Symbolik jedoch unfreiwillige Komik: "Was passiert, wenn in Deutschland zu viele Leute in eine Richtung marschieren?", fragte etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und gab zur Antwort: "Es geht bergab."
jj/qu (dpa, afp, kna)