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Einigung auf Pandemie-Abkommen als Lehre aus Corona-Chaos

16. April 2025

Die WHO-Mitgliedstaaten haben sich auf einen Vertrag verständigt, der ein effektiveres Reagieren auf künftige Krankheitsausbrüche ermöglichen soll. Bis er endgültig in Kraft treten kann, wird es aber noch Jahre dauern.

Ko-Verhandlungsleiterin Anne-Claire Amprou und WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus legen sich gegenseitig einen Arm auf die Schulter
Ein wichtiger Schritt nach vorn: Ko-Verhandlungsleiterin Anne-Claire Amprou und WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus nach der Einigung auf den Pandemie-VertragBild: Christopher Black/World Health Organization/AFP

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf einen Pandemie-Vertrag geeinigt, der ein ähnliches Chaos wie während der damaligen Krise verhindern soll. Nach gut drei Jahren und zuletzt nächtelangen Diskussionen in Genf stimmten die Unterhändler dem Vertragstext zu. Er soll im Mai beim Jahrestreffen der 194 WHO-Mitglieder in der Schweiz verabschiedet werden.

Die Länder der Welt hätten "heute in Genf Geschichte geschrieben", würdigte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus die erzielte Einigung. Sie hätten mit dem Abkommen "nicht nur einen Generationenvertrag zur Erhöhung der Sicherheit in der Welt" geschaffen. Sie hätten zudem gezeigt, "dass der Multilateralismus lebendig und gesund ist und dass die Nationen in unserer gespaltenen Welt noch immer zusammenarbeiten können, um einen gemeinsamen Nenner und eine gemeinsame Antwort auf gemeinsame Bedrohungen zu finden".

Hier wurde in den letzten Tagen (und Nächten) hart verhandelt: Zentrale der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in GenfBild: Fabrice Coffrini/AFP

Die USA hatten sich seit dem Regierungswechsel in Washington im Januar nicht mehr an den Verhandlungen beteiligt. Präsident Donald Trump ordnete bereits den Austritt aus der WHO an, der im Januar 2026 wirksam wird. Der nun ausgehandelte Vertrag gilt ohnehin nur für Länder, deren Parlamente ihn ratifiziert haben. Nötig sind 60 Ratifizierungen, was nach Expertenmeinung einige Jahre dauern könnte.

Die WHO kann auch künftig keine Lockdowns, Reisebeschränkungen oder Impfungen anordnen. Das Abkommen beinhaltet folgende Bereiche:

Prävention

Die WHO-Länder verpflichten sich, ihre Gesundheitssysteme und die Überwachung des Tierreichs so zu stärken, dass Krankheitsausbrüche schnell entdeckt und möglichst im Keim erstickt werden. Vor allem den Europäern war es dabei ein Anliegen, dass auch Antibiotika-Resistenzen bekämpft werden können. 

Lieferketten

Was im Falle einer Pandemie gebraucht und geliefert wird, soll für alle Staaten gleichermaßen zugänglich sein. Gesundheitspersonal soll zuerst versorgt werden. In der Corona-Pandemie hatten Länder Masken oder Impfstoffe gehortet und teils die Ausfuhr verhindert. Während in reichen Staaten schon die dritte Impfung verabreicht wurde, warteten Menschen in armen Ländern noch auf die erste Spritze.

Solche Bilder soll es möglichst nicht mehr geben: eine erschöpfte Ärztin während der Corona-PandemieBild: Robert Kneschke/Zoonar II/IMAGO

Forschung und Entwicklung

Wichtige Informationen wie die DNA-Sequenz über Pathogene sollen frei ausgetauscht werden, damit Medikamente und Impfstoffe entwickelt werden können. Im Gegenzug sollen Pharmaunternehmen der WHO zehn Prozent ihrer Produktion als Spende zur Verteilung in ärmeren Ländern abtreten. Weitere Produktionsanteile sollen zumindest günstig zur Verfügung gestellt werden. Die Modalitäten müssen noch ausgehandelt werden und sollen in einen Anhang zum Vertrag aufgenommen werden.

Technologietransfer

Firmen sollen ihr Know-how zur Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen teilen, auch um Produktionen in anderen Ländern zu ermöglichen. Den europäischen Unterhändlern war es dabei allerdings wichtig, dass die Beteiligung der Firmen freiwillig bleibt.

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Der Text hat insgesamt viele schwammige Formulierungen. Verpflichtungen gelten etwa "je nach nationalen Gesetzen", bei Auflagen gibt es Einschränkungen wie "in gegenseitigem Einvernehmen". Die medizinische Leiterin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Maria Guevara, lobte das Vertragswerk trotz der Kompromisse. Sie sprach von einem "starken Signal der globalen Solidarität".

Auch die EU-Kommission begrüßte die Einigung. Präsidentin Ursula von der Leyen schrieb im Onlinedienst Bluesky: "Wir haben die Lehren aus Covid gezogen." Die Vereinbarung der WHO-Staaten sei ein "wesentlicher Beitrag zur Stärkung der Kapazitäten für die Pandemieprävention, -vorsorge und -bekämpfung". Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ergänzte auf X, sein Haus habe den Verhandlungsprozess bei der Weltgesundheitsorganisation "immer sehr aktiv unterstützt". Zur Verhinderung weiterer Pandemien brauche es eine bessere Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd.

sti/pg (afp, dpa, rtr, epd, kna)

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