Es herrschen wieder klare Verhältnisse: Das Adelshaus Hohenzollern wollte die Burg Rheinfels zurück, doch sie bleibt im Besitz der Stadt St. Goar. Nach monatelangen Auseinandersetzungen wurde eine Einigung erzielt.
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Ein malerisches Ausflugsziel im Loreley-Tal: Zwischen Koblenz und Bingen bauten hier Könige, Fürsten, Grafen und Bischöfe auf rund 60 Kilometern Rheinstrecke 29 Burgen und Schlösser. So auch die 800 Jahre alte Burg Rheinfels, über die es jede Menge Streit zwischen der Stadt St. Goar und dem Urenkel des letzten deutschen Kaisers Georg Friedrich Prinz von Preußen aus dem Adelshaus Hohenzollern gab. Letzterer meldete nämlich unlängst Besitzansprüche an der Burgruine Rheinfels an. Das gefiel dem kleinen Städtchen nicht - und es kam zum Rechtsstreit.
Wem gehört nun die Burg?
Die Burg war nur für kurze Zeit im Besitz der Hohenzollern - und damals schon eine Ruine, stark beschädigt durch Gefechte mit französischen Revolutionstruppen. Wilhelm von Preußen kaufte 1843 die Überbleibsel. Mit dem Untergang des Kaiserreiches wurde dann die anliegende Stadt St. Goar Eigentümerin von Rheinfels. Jedoch mit einer Auflage, die später zum Streitfall werden sollte: Das Bauwerk durfte nicht verkauft werden. 1998 schloss die Stadt aber mit einem Luxushotel einen Pachtvertrag für ein Gebäude, das im Vorbereich der Burgruine liegt und erst im 20. Jahrhundert errichtet wurde. Dieser Erbpachtvertrag hat eine Laufzeit von 99 Jahren, mit Option auf eine ebenso lange Verlängerung. Genau hierhin sah Georg Friedrich Prinz von Preußen den Vertragsbruch: Die jahrhundertelange Pachtdauer käme einem Verkauf gleich. Daher hätte er ein Anrecht auf Rückübertragung des Grundstückes. Verklagt hat er das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt und das Burghotel.
Außergerichtlicher Vergleich
Nun wurde der Streit darüber, wem die Burg Rheinfels im rheinland-pfälzischen St. Goar gehört, endgültig beigelegt. Der Stadtrat stimmte einem außergerichtlichen Vergleich mit Georg Friedrich Prinz von Preußen zu, wie Bürgermeister Falko Hönisch der Stadt der Nachrichtenagentur AFP sagte. Demnach bleibt die Burgruine im Besitz der Stadt, ein Teil der Einnahmen aus dem Eintritt geht jedoch an die Kira-von-Preußen-Stiftung, die 1952 von der gleichnamigen Prinzessin aus dem Hause der Hohenzollern gegründet wurde.
Mit dem Geld sollen ausschließlich Kinder- und Jugendprojekte in St. Goar gefördert werden. Wie viel jährlich an die Stiftung gezahlt wird, hänge davon ab, wie viele Besucher auf die Burg Rheinfels kommen. Um die Stiftung zu unterstützen, wird das Eintrittsgeld erhöht: Erwachsene zahlen künftig einen Euro mehr, Kinder ab fünf Jahren 50 Cent zusätzlich.
Staat gegen Hohenzollern
Die Hohenzollern fordern die Rückgabe von Kunst- und Wertgegenständen und Wohnrecht auf verschiedenen Schlössern. Wir zeigen u.a. Gebäude, um die es im Rechtsstreit geht, und den unstreitigen Stammsitz der Hohenzollern.
Bild: picture-alliance/Eventpress
Wer darf hier wohnen?
Einer der zentralen Streitpunkte in den Verhandlungen zwischen dem Land Brandenburg und Georg Friedrich Prinz von Preußen ist der Cecilienhof in Potsdam. Es ist eines der bedeutendsten Schlösser Deutschlands und UNESCO-Welterbe, erbaut mitten im Ersten Weltkrieg mit Staatsgeldern. Und zuletzt frisch renoviert – für zehn Millionen Euro aus öffentlichen Kassen.
Bild: picture-alliance/Eventpress
Schauplatz des Weltgeschehens
Hier wurde Weltgeschichte geschrieben: 1945 tagten die Staatschefs der Siegermächte und verabschiedeten das "Potsdamer Abkommen". Dieses legte den Grundstein für die Neuordnung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Teilung Deutschland blieb der Cecilienhof in der sowjetisch besetzen Zone. Bis 1989 befand sich unweit des Gebäudes die Grenzanlage zwischen der DDR und der BRD.
Bild: SPSG
Streit um Burg Rheinfels
Das Bauwerk gehört heute dem Städtchen St. Goar in Rheinland-Pfalz. Die rund 800 Jahre alte Burg war nur für kurze Zeit im Besitz des Adelsgeschlechts - und bereits damals eine Ruine. Wilhelm von Preußen kaufte 1843 die Überbleibsel der Burg, die nach Gefechten mit französischen Revolutionstruppen stark beschädigt war.
Bild: picture-alliance/Design Pics
Niederlage vor Gericht
Georg Friedrich Prinz von Preußen meldete unlängst Besitzansprüche an der Burgruine Rheinfels an. Vor dem Landgericht Koblenz musste der Prinz aber eine Niederlage einstecken und legte daraufhin Berufung ein. Schließlich einigte man sich außergerichtlich. Demnach erkennt das Haus Hohenzollern die Eigentumsrechte der Stadt St. Goar an der Burg Rheinfels unwiderruflich an.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach
Wem gehören die historischen Gegenstände?
Die Nachfahren fordern nicht nur die Rückgabe von Immobilien, sondern auch die Zehntausender Gemälde, Skulpturen, Möbel und Fotografien. Darunter das "Neuwieder Kabinett" von David Roentgen, eines der prächtigsten Möbelstücke, die je in Europa hergestellt wurden; außerdem Werke von Künstlern wie des Malers Friedrich Tischbein oder der berühmte Sterbesessel Friedrichs II. (unser Bild).
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hanschke
Wümmehof in Bremen
Prinz Georg Friedrich von Preußen auf dem Wümmehof in Bremen (1988). Von dieser Immobilie trennte sich die Adelsfamilie freiwillig: Der Wümmehof wurde 2015 verkauft. In dem Landsitz hatte Louis Ferdinand Prinz von Preußen, Großvater des heutigen Prinzen, gelebt. Die Verkaufssumme wurde nicht öffentlich beziffert.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Ossinger
Burg Hohenzollern
Kein Gegenstand eines Rechtsstreits: Filmkulisse, Ausflugsziel und unstrittiger Stammsitz der Hohenzollern-Familie: Wie in einem Märchen thront das Schloss auf dem Zollerberg in der Schwäbischen Alb. Für die Erhaltung der prestigeträchtigen Burg Hohenzollern werden horrende Summen ausgegeben. Drei Millionen Euro Bundesmittel wurden etwa für die Sanierung der rissigen Burgmauern 2018 bewilligt.
Bild: picture alliance/dpa/T. Warnack
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Falko Hönisch geht davon aus, dass im Jahr rund 50.000 Euro für die Stiftung zusammenkommen können. "Die Kinder- und Jugendarbeit in St. Goar ist auf Jahrzehnte gesichert, denn das Geld ist unabhängig vom Stadthaushalt", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die Kooperation mit der Stiftung soll am 1. Januar 2021 beginnen. Die erhöhten Eintrittspreise gelten ab dem 1. März.