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PolitikIran

Einlenken oder Krieg? Trump warnt den Iran

19. März 2025

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nehmen zu. Washington fordert Teheran auf, die Unterstützung seiner Stellvertretergruppen einzustellen und das Atomprogramm aufzugeben. Teheran bleibt verdächtig ruhig.

Bildkombo | Donald Trump und Ali Khamenei
US-Präsident Donald Trump (l.) schrieb kürzlich einen Brief an Irans Obersten Führer Ali KhameneiBild: Iranian Supreme Leader'S Office/ZUMAPRESS/dpa/picture alliance

US-Präsident Donald Trump forderte den Iran mit deutlichen Worten auf, die verbündete Huthi-Miliz im Jemen nicht mehr zu unterstützen. Jeder Schuss, den die Huthis abfeuern, werde als "ein Angriff mit iranischen Waffen unter iranischer Führung" betrachtet, so Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social.

Der Iran bestreitet stets, Einflüsse auf die Huthis zu haben. Experten sind sich aber einig, dass die schiitischen Rebellen im Jemen zu den Stellvertretergruppen des Irans gehören, die aus Sicht der Führung der Islamischen Republik Widerstand gegen den Einfluss der USA in der Region leisten. "Die Huthi-Rebellen gehören neben pro-iranischen Gruppen im Irak zu den letzten aktiven Stellvertretergruppen Irans in der Region", sagt Iran-Experte Hamidreza Azizi im Gespräch mit der Deutschen Welle, der an der renommierten Denkfabrik in Berlin, der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), forscht.

"Basierend auf den Gesprächen im Iran, die ich verfolge, scheint es, dass einige Entscheidungsträger in Teheran bislang der Meinung waren, die Huthis sollten auf jeden Angriff der USA mit einer entschlossenen Antwort reagieren und keine Schwäche zeigen. In ihren Augen würde Teheran im Falle einer militärischen Niederlage der Huthis sein strategisches Gegengewicht gegen die USA verlieren. Und der nächste Schritt könnte ein direkter Angriff auf den Iran sein", so Hamidreza Azizi.

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Seit Samstag (15.3.25.) greift das US-Militär auf Trumps Befehl hin erneut Ziele der Huthi-Miliz an. Diese kontrolliert im jemenitischen Bürgerkrieg die Hauptstadt Sanaa und andere wichtige Regionen. Die Huthis hatten erst vor wenigen Tagen angekündigt, ihre Angriffe auf Containerschiffe im Roten Meer wieder aufzunehmen, nach eigenen Angaben als Reaktion auf die israelische Blockade des Gazastreifens. Der Jemen liegt an der 27 Kilometer breiten Meeresenge Bab al-Mandab, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet.

Verhandlungen oder Eskalation?

Wie gefährlich die Lage derzeit ist, scheint auch der iranischen Führung bewusst zu sein. Die Möglichkeit indirekter Verhandlungen mit den USA hat Teheran bislang nicht ausgeschlossen. Beide Länder haben seit 1980 keine diplomatischen Beziehungen. US-Präsident Trump bestätigte Anfang März, dass er Irans Oberstem Führer, Ali Khamenei, einen Brief geschickt habe. Sein Ziel sei es, den Iran von der Weiterentwicklung der Atomwaffen abzuhalten. "Es gibt zwei Möglichkeiten: militärische Maßnahmen oder eine Verhandlungslösung", sagte Trump in einem Interview mit dem US-Sender Fox Business Network. Diese Botschaft habe er der iranischen Führung in seinem Brief klar gemacht.

Laut Ismail Baghai, Sprecher des iranischen Außenministeriums, überprüft sein Land immer noch den Inhalt des Schreibens von TrumpBild: Sha Dati/Xinhua News Agency/picture alliance

Teheran hat bislang nicht offiziell auf Trumps Schreiben reagiert, bestätigte nur, dass der Brief inzwischen angekommen sei. Ismail Baghai, Sprecher des iranischen Außenministeriums, sagte lediglich, dass der Inhalt des Schreibens noch geprüft werde. Auf einer Pressekonferenz am Sonntag (16.03.25) erklärte Baghai, dass Teheran derzeit nicht plane, den Brief öffentlich zugänglich zu machen.

"Wir wissen nicht genau, was in dem Brief steht. Aber die Signale aus Teheran sind widersprüchlich", sagt Iran-Experte Hamidreza Azizi. Während Khamenei direkte Gespräche mit den USA weiterhin ablehne, wolle Teheran offenbar die Tür für indirekte Verhandlungen offenhalten.

 

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi zum Beispiel habe Anfang März in einem lokalen Zeitungsinterview erklärt, mögliche Kanäle für indirekte Verhandlungen mit Washington würden geprüft. "Der Iran scheint über mögliche Vorbedingungen der Trump-Regierung für solche Gespräche besorgt zu sein." Washington könnte fordern, dass Teheran seine Unterstützung für regionale Milizen oder sein Raketenprogramm einstelle. Dies seien zwei Punkte, die der Iran als nicht verhandelbar betrachte.

"Ich denke, der Iran will Gespräche mit den USA führen, allerdings ohne jegliche Vorbedingung", sagt Aziz. "In diesem Zusammenhang ist auch die Bedeutung des trilateralen Treffens zwischen Iran, China und Russland hervorzuheben. Teheran will die Unterstützung Russlands und Chinas sichern, um die Gespräche auf das Atomprogramm zu begrenzen und gleichzeitig den USA zu signalisieren, dass es alternative Partner hat."

Chinas Außenminister Wang Yi (M.) mit Russlands Vizeaußenminister Sergej Ryabkov (l.) und dem iranischen Vizeaußenminister Kazeem Gharibabadi kürzlich in PekingBild: AP Photo/picture alliance

Vergangene  Woche trafen ranghohe Diplomaten aus Iran, Russland und China in Peking zusammen. Dabei stellten sich die Vertreter Russlands und Chinas demonstrativ hinter den Iran. Beide Länder bezeichneten die westlichen Sanktionen gegenüber Teheran als "illegal" und forderten verstärkte diplomatische Bemühungen zur Lösung des Konflikts um das iranische Atomprogramm.

Während der letzten Präsidentschaft von Donald Trump traten die USA 2018 einseitig vom Atomabkommen mit dem Iran zurück. Ein Jahr nach dem US-Ausstieg begann der Iran, die Atomforschung schrittweise zu erweitern. Heute ist das Land dem Bau einer Atombombe näher denn je.

Warnung vor nuklearer Aufrüstung

Laut Berichten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) hat der Iran sein hoch angereichertes Uran auf ein gefährliches Niveau gesteigert. Somit sei eine militärische Nutzung möglich geworden. IAEA-Chef Rafael Grossi fand Anfang März deutliche Worte: "Der Iran ist das einzige Nicht-Atomwaffenland, das in diesem Ausmaß das Uran anreichert. Das bereitet mir große Sorgen."

Offiziell betont Teheran weiterhin, sein Atomprogramm diene ausschließlich friedlichen Zwecken. Doch in den vergangenen Monaten gab es widersprüchliche Aussagen iranischer Politiker. Während einige eine Anpassung der Atompolitik forderten, deuteten andere auf eine mögliche Entwicklung von Atomwaffen hin.

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"Seit dem Ende der Präsidentschaft von Hassan Rohani 2021 setzt der Iran zunehmend auf Drohungen und den Einsatz seines Atomprogramms als Druckmittel", sagt Behrooz Bayat, ehemaliger Berater der IAEA, im Gespräch mit der DW.

"Sollte diese Strategie fortgesetzt werden, könnte es zu einer weiteren Eskalation kommen. Ein solcher Schritt wäre jedoch äußerst riskant. Aber völlig ausgeschlossen ist er nicht", prognostiziert Bayat. Die kommenden Wochen würden entscheidend sein. Ob Verhandlungen oder Konfrontation - die Antwort von Teheran werde gravierende Auswirkung auf Frieden und Stabilität im Nahen Osten haben.

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