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Einmal ein Superheld sein

Romy Straßenburg27. August 2008

„Cosplay“, ein Trend aus Japan, schwappt nach Europa. „Cosplayer“ verkleiden sich als Manga-Comic-Helden und fotografieren sich in selbst gebastelten Kostümen. Zur Messe „AnimagiC“ reisen viele Japaner extra nach Bonn.

Mädchen in Manga-Kostüm
Cosplayer verkleiden sich wie ihre Manga-HeldenBild: DW

Narraku überprüft noch einmal ob die roten Engelsflügel aus echten Federn richtig sitzen, jede Rüsche des aufwendig geschneiderte Rokoko-Kleides zupft Manuela zurecht und Tommy schminkt seine lange Narbe im Gesicht nach. Hinter der Bühne auf der AnimagiC bereiten sich die Cosplayer auf ihren Auftritt vor. Jedes Detail an der Verkleidung ist wichtig. Schließlich geht es darum, so nahe wie möglich an die Comicfigur heran zu kommen. Monate und Wochen verbringen die Player mit der Vorbereitung, sogar die, die nicht am Kostüm-Wettbewerb teilnehmen.

"Wenn ich mich jetzt richtig darin verbeiße, dann geht es morgens los, Stoffe kaufen, Schnittmuster holen, gucken, bestellen", erzählt Cosplayer Axel Schulze. Der größte Teil der Zeit gehe fürs Suchen drauf. "Man hat ja ein Bild im Kopf und dieses Bild dann zu verwirklichen, das ist mordsviel Arbeit." Eine Arbeit die Axel in Alukart verwandelt. Ein Vampir, der gegen Dämonen kämpft. Schaurig wirken seine roten Kotaktlinsen. Der große rote Hut ragt weit über den Kopf, der passende lange Samtmantel schleift beinahe über den Boden. Dazu ein weißes Hemd und schwarze Stiefel.

Weltweite Community

Der Trend aus Japan schwappt nach Europa überBild: www.comic-erlangen.de

Cosplay, das steht für costume play, kommt ursprünglich aus Japan, doch seit etwa zehn Jahren wächst auch in Europa die Szene. Angefangen hat die Liebe zum Cosplay für fast alle mit dem japanischen Manga Comic. Die 19 Jährige Manuela stolperte durch ihre Brüder zunächst über die Comics. "Ich habe mich schon immer für schöne Kleider interessiert, für Mode", sagt sie. "Dann habe ich irgendwann gehört, dass es Cosplay gibt. Ich habe schon seit langen Jahren Mangas gelesen und dann dachte ich, ich würde das auch gerne machen." Danach musste sie relativ schnell nähen lernen, sagt sie.

Im Netz kommuniziert die Szene, gibt sich gegenseitig Tipps um an Stoffe, Accessoires und Requisiten zu kommen. Landesgrenzen spielen keine Rolle, sagt Christin Lehmann: "Aus der Schweiz und aus Österreich, aber auch aus Amerika oder Brasilien habe ich jemanden kennen gelernt." Auf Messen treffen sich die Spieler. In Europa ist eine der größten Veranstaltungen die Japanexpo in Paris.

Gute Ideen und Performance werden belohnt

Die Szene ist in Deutschland noch kleinBild: Frankfurter Buchmesse/Hirth

Auf rund 8-10.000 Player schätzt Experte und Jurymitglied Hans Christian Blech die Szene in Europa ein. Deutschland könne in Sachen Cosplay noch einiges lernen: "In Italien ist die Szene schon effektiver gewesen", sagt Blech. Dort liefen die Mangas schon als Serien im Fernsehen, lange bevor das in Deutschland der Fall war. Doch Deutschland holt auf: Die Frankfurter und Leipziger Buchmesse und auch die Animagic Convention ziehen Scharen von Spielern an. In Gruppen und Einzelwettbewerben treten Spieler gegeneinander an.

Um zu gewinnen, geht es vor allem um eines, erklärt Jurymitglied Hans Christian Blech:

"Die Teams die jetzt gewonnen haben, die haben halt sehr viel Stimmung und sehr viel Aktion auf die Bühne gebracht. Und bei der besten Idee da schauen wir: was war komisch, was ist beim Publikum gut angekommen?" Fünf gleichwertige Preise gibt es zu gewinnen. Neben dem 1. 2. und 3. Platz belohnt die Jury auch die beste Idee und Performance.

Jede freie Minute fürs Cosplay

Um so auszusehen wie ein Manga braucht es viel ZeitBild: Natalie Wormsbecher

Das weiß auch das Team Herlock aus Belgien. Auf der Bühne nimmt es eine kämpferische Pose ein: Verschränkte Arme und ein entschlossener Blick. Die Fotoapparate blitzen in der Halle mit rund 1000 Gästen. Die Menge ist begeistert. "Mit meinem Kostüm feiere ich 30 Jahre Captain Herlock", erklärt Tommy. "Es ist eine der ersten Manga-Serien überhaupt." Für den Laien sei das nicht erkennbar, doch das Publikum wisse sofort worum es gehe. "Der weite rot-schwarze Mantel mit Totenköpfen verziert, die wehenden halblangen Haare und die Narbe unter dem linken Auge sind charakteristisch."

Täglich ist die Nathalie Blichlaase aus Antwerpen mit den Kostümen des Team Herlock beschäftigt. Jede Minute ihrer Freizeit verbringt sie damit Stoffe herauszusuchen, zu nähen und zu schneidern. Ihr Schlafzimmer kann sie nicht mehr benutzen Es ist voll mit Kostümen. Sie lebt, arbeitet und schläft im Wohnzimmer. Sieben bis acht mal im Jahr reisen die belgischen Cosplayer zu unterschiedlichen Veranstaltungen in Europa. Ein Einsatz der sich beim Wettbewerb auf der Animagic Convention in Bonn ausgezahlt hat. Tommy alias Captain Herlock und sein Team gewinnen den ersten Preis.

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