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Politik

Einsatzfähigkeit des A400M-Fliegers gefährdet?

8. Mai 2017

Das Verteidigungsministerium sieht die volle militärische Einsatzfähigkeit des Transportflugzeugs A400M wegen technischer Probleme und der Vertragsquerelen mit Airbus gefährdet. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters.

Deutschland Airbus A400M Militärtransporter der Luftwaffe in Wunstorf
Der Problemflieger des Luftwaffe: ein Airbus-Militärtransporter des Typs A400MBild: picture-alliance/dpa/H. Hollemann

Der Hersteller Airbus werde nicht die nötigen Investitionen tätigen, um die erforderlichen Nachbesserungen am A400M auf den Weg zu bringen, schreibt das Ministerium im vertraulichen Teil seines Rüstungsberichts aus dem April, der Reuters vorliegt. Gründe dafür seien die Unterfinanzierung des Programms und die Entschädigungsforderungen mehrerer Länder, die wegen der bisherigen Pannen und Verzögerungen ohnehin zu erwarten seien. "Die operationelle Verwendbarkeit des Flugzeugs ist damit gefährdet." Airbus fordert derzeit Nachverhandlungen zum A400M-Liefervertrag.

Selbst wenn die fehlende militärische Ausstattung noch kommt, könnte dies nach Einschätzung des Ministeriums länger dauern als erwartet. Airbus könnte Verschiebungen in einer Größenordnung von 12 bis 18 Monaten gegenüber der ursprünglichen Planung zur Verhandlungsbasis machen, heißt es mit Blick auf die verlangten Neuverhandlungen. Die Bundeswehr hat bisher acht von insgesamt 53 Maschinen des Typs A400M erhalten.

Mängel beim Selbstschutz

Der Rüstungsbericht nennt die operationellen Mängel signifikant. Dazu zähle, dass der A400M Fallschirmjäger bislang nicht simultan absetzen könne. Auch das Selbstschutzsystem, das das Flugzeug vor anfliegenden Raketen schützen soll, funktioniere bislang nur eingeschränkt. Selbstschutz bleibe für den taktischen Lufttransport aber eine grundlegende Voraussetzung.

Als Konsequenz könnte die Bundeswehr nach 2021, wenn die letzten alten Transall-Flugzeuge außer Dienst gestellt werden, ohne einen Militärtransporter dastehen, der auch tatsächlich in Kriegsgebiete hineinfliegen kann. "Es ist nicht absehbar, ob beziehungsweise wann und wie viele einsatzreife Flugzeuge A400M mit den vertraglich geforderten vollständigen taktischen Fähigkeiten zur Verfügung stehen werden", bilanziert der Bericht.

Airbus verweist auf Fortschritte

Ein Sprecher von Airbus bewertete die Darstellung als extrem kritisch. "Airbus hat im letzten Jahr erhebliche Fortschritte gemacht - sowohl beim Absetzen von Fallschirmjägern als auch beim Selbstschutzsystem", sagte er. Beide Fähigkeiten würden weiter ausgebaut. Die Bundeswehr werde auf jeden Fall das beste Selbstschutzsystem erhalten, das in seiner Klasse verfügbar sei.

Der Rüstungsbericht beschreibt jedoch weitere Mankos. Dazu zähle der erhebliche Zeitaufwand, um Flüge vorzubereiten. Vor jedem Flug des A400M müssten Daten wie der Kraftstoffverbrauch berechnet und zwischen einer Vielzahl nicht miteinander vernetzter Systeme ausgetauscht werden. "Dies kann für einen Hin- und Rückflug über 50 Mann-Stunden Vorbereitungszeit in Anspruch nehmen, was aus operationeller Sicht nicht akzeptabel ist und deutlich verkürzt werden muss", heißt es in dem Dokument.

"Die Bundeswehr fliegt sehenden Auges auf eine Fähigkeitslücke zu, da der A400M die alte Transall ab 2021 nicht voll ersetzen können wird", kritisierte der Grünen-Verteidigungsexperte Tobias Lindner. Dies werde erhebliche Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr haben. Ministerin Ursula von der Leyen habe es nicht geschafft, das Programm auf eine verlässliche Grundlage zu stellen.

Bundeswehr kauft second hand-Panzer

Derweil machen die Bemühungen, bestehende Ausrüstungslücken zu schließen, an anderer Stelle Fortschritte. Die Bundeswehr will die Zahl ihrer Panzer angesichts neuer Bedrohungen in den nächsten Jahren um ein Drittel aufstocken. Das Bundesamt für Ausrüstung der Bundeswehr unterschrieb dazu einen Vertrag mit dem Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann. Er sieht die Lieferung von 104 ausgemusterten Kampfpanzern und 32 gebrauchten Fahrgestellen im Gesamtwert von rund 760 Millionen Euro vor.

Ein Kampfpanzer des Typs Leopard 2 A7+Bild: picture-alliance/dpa/C. Niesner

Bis 2023 solle damit die von Verteidigungsministerin von der Leyen festgelegte Zahl von 328 Panzern erreicht werden, berichtete das Bundesamt in Koblenz. "Die sicherheitspolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben uns die Bedeutung der Panzertechnologie für unsere Verteidigungsfähigkeit eindrücklich vor Augen geführt", sagte der Vizepräsident des Bundesamts, Armin Schmidt-Franke.

Die ausgemusterten second hand-Panzer sollen modernisiert werden. Um aus einem Leopard des Typs 2 A4 einen 2 A7V zu machen, müssen die Waffenanlage umgerüstet werden und ein neues Informationssystem hinzukommen. Der Leopard 2 A7V sei deutlich besser ausgelegt für Kämpfe in der Nacht und für den Einsatz in heißen Gebieten, hieß es. Die ersten Fahrzeuge sollen 2019, die letzten 2023 ausgeliefert werden. Woher die Panzer stammen, ist unklar. Die 32 gebrauchten Fahrgestelle des Leopard 2 A4 sollen erst einmal ins Lager kommen, um in Zukunft als Grundlage für weitere Fahrzeuge wie zum Beispiel einen neuen Brückenlege-Panzer zu dienen.

kle/ww (rtr, dpa, www.baainbw.de)

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