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Flug 4U 9525: Flugschreiber geborgen

Bernd Riegert24. März 2015

Nach dem Absturz eines Airbus mit 150 Menschen an Bord haben in den französischen Alpen die Bergungsarbeiten begonnen. Der Flugschreiber ist bereits gefunden: Noch gibt es keine Hinweise auf die Unglücksursache.

Absturzstelle 4U 9525 (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa/Photopqr/La Provence/S. Duclet

Polizeihubschrauber erreichten die Absturzstelle am Dienstagnachmittag und lieferten die ersten Fotos. Was er zu sehen bekam, schockierte Gilbert Sauvan, den Präsidenten des Generalrates des Bezirks "Haute-Provence", der an Bord eines Hubschraubers war. "Das Flugzeug ist komplett zerstört", sagte Sauvan. Der Airbus 320 ist offenbar an dem schroffen Bergrücken zerschellt und in hunderte Teile zerbrochen. "Kein Trümmerteil ist größer als ein Kleinwagen", so Sauvan. "Da gibt es keine Chance auf Überlebende." Das Trümmerfeld ist rund zwei Hektar groß und liegt etwa 2000 Meter hoch an steilen Berghängen. Schnee liegt in dieser Höhe keiner, nur die umliegenden Berggipfel, wie der "L'Estrop" bei der Ortschaft Prads-Haute-Bléone, sind schneebedeckt.

Innenminister Bernard Cazeneuve gab bekannt, dass der Flugschreiber der Maschine bereits geborgen werden konnte. Der Flugschreiber ist offenbar intakt und sendete ein Ortungssignal aus. Von der Auswertung der Daten versprechen sich Luftfahrtexperten eindeutige Hinweise auf die Absturzursache.

Mit Hubschrauber zur Unglücksstelle: 150 Opfer sollen geborgen werdenBild: Reuters/J.P. Pelissier

Im Tal machen sich Feuerwehr- und Polizeimannschaften zur Bergung der mutmaßlich 150 Leichen und der Trümmerteile bereit. Die Wettervorhersage ist schlecht. Es soll schneien in den nächsten Tagen. "Die Bergung wird sicherlich Tage dauern. Mit Fahrzeugen kann man die Absturzstelle nicht erreichen", sagte einer der Einsatzleiter dem Fernsehsender BFM. Die Polizei in der abgelegenen Alpenregion sei aber auf Bergrettung eingerichtet. Innenminister Cazeneuve sagte, man müsse jetzt unbedingt herausbekommen, warum die Germanwings-Maschine nach 45 Minuten auf ihrem Flug von Barcelona nach Düsseldorf abgestürzt sei.

"So kommt sie nicht über den Berg"

Inzwischen haben sich mehrere Augenzeugen bei lokalen Medien gemeldet, die das abstürzende Flugzeug gesehen haben wollen. Einer von ihnen, Sebastien Giroux, sagte, er habe den Airbus nahe der Ortschaft Digne-les-bains in geringer Höhe fliegen sehen. "Da hat aber nichts geraucht oder gebrannt, es war nichts Ungewöhnliches zu sehen", so Giroux. Allerdings habe das Flugzeug an Höhe verloren. "So kommt es nicht über die Berge", habe er noch gedacht, sagte Giroux in einem Telefoninterview.

Die Fluggesellschaft Germanwings, die Billigflugtochter der Lufthansa, bestätigte in Köln, dass Flug 4U 9525 gegen 10.41 Uhr begann, rapide an Höhe zu verlieren. Acht Minuten später ist das Flugzeug mit 144 Passagieren, vier Flugbegleitern und zwei Piloten an Bord offenbar von den Radarschirmen verschwunden. Die französische Flugsicherung hatte zunächst noch von einem Notruf der Piloten gesprochen, diese Berichte aber später wieder zurückgenommen. "Die Unglücksursache kennen wir nicht", sagte der französische Premierminister Manuel Valls.

67 Passagiere stammten nach Angaben von Germanwings aus Deutschland, 45 aus Spanien. In der Maschine saß auch eine Gruppe Schüler aus Haltern in Nordrhein-Westfalen. Die 16 Schüler des Joseph-König-Gymnasiums waren zum Austausch in Spanien und wurden von zwei Lehrern begleitet. Das bestätigte das Innenministerium des Bundeslandes in Düsseldorf. Außerdem waren auch zwei Säuglinge an Bord.

Tiefe Trauer

Politiker in Frankreich, Spanien und Deutschland zeigten sich tief betroffen von dem Flugzeugunglück. Bundespräsident Joachim Gauck brach seine Südamerika-Reise ab und versicherte den Angehörigen der Opfer, mit Tränen kämpfend, sein Mitgefühl. "Ich bin jetzt ganz nahe bei Ihnen." Der französische Staatspräsident Francois Hollande sprach von einer Tragödie. Der spanische König Felipe, der sich gerade auf Staatsbesuch in Paris befand, brach seine Reise ab und kehrte nach Madrid zurück.

"Jetzt ist die Stunde, in der wir alle große Trauer empfinden, an die Opfer, die Familien und an die Freunde denken", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Spekulationen über die Unglücksursache verbat sie sich. Angela Merkel wird genauso wie der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy zur Absturzstelle reisen. Zahlreiche Minister aus Deutschland, Frankreich und Spanien machten sich bereits am Dienstag auf den Weg in die französischen Alpen. Die vielen Besuche auf den engen Straßen in abgelegenen Tälern zu organisieren wird für die Polizei eine zusätzliche Belastung.

Kerzen für Lehrer und Schüler in Haltern am Joseph-König-GymnasiumBild: picture-alliance/dpa/R.Vennenbernd

Nach Angaben der Fluggesellschaft Germanwings war das abgestürzte Flugzeug zwar seit 1991 im Einsatz, war aber vollständig gewartet und entsprach allen technischen Standards und Anforderungen. Der Pilot, der die Maschine steuerte, hatte zehn Jahre Erfahrung auf dem Airbus A320. Die US-Regierung habe inzwischen Erkenntnisse, dass es sich bei dem Absturz des deutschen Flugzeuges nicht um einen Terroranschlag handele, berichtet der Sender Fox News.

Im vergangenen November war eine vom Typ verwandte Maschine, ein A321 der Muttergesellschaft Lufthansa, wegen eines Computerfehlers fast abgestürzt. Daraufhin seien Computerprogramme in allen Maschinen nachgebessert worden, auch in der Unglücksmaschine, so ein Sprecher von Germanwings.

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