Frankfurt im Champions-League-Achtelfinale
1. November 2022"Es war ein unglaublich schöner Abend heute", schwärmte Eintracht-Trainer Oliver Glasner nach dem Spiel. "Wir haben Großes erreicht", sagte Sebastian Rode, für Kevin Trapp war es gar "historisch", dieses 2:1 (0:1) bei Sporting Lissabon, gleichbedeutend mit dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League.
Bei Halbzeit in diesem letzten Gruppenspiel sah es ziemlich schlecht aus für die Hessen. Da wären sie nämlich ausgeschieden, als Gruppenletzter, weil Lissabon dank eines Treffers von Arthur Gomes in der 39. Minuten mit 1:0 führte. Und das nicht zu Unrecht. Die einzige Großchance der SGE resultierte aus einem Beinahe-Eigentor der Gastgeber. Ansonsten war der Sturm nur ein laues Lüftchen, Lissabon gab den Ton an.
17 Zweikampf-Siege für Rode
Aber dann kam Sebastian Rode. Der Kapitän hatte zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen, wurde in der 46. Minute für Offensivmann Jesper Lindström eingewechselt. Und Rode war plötzlich überall - als Stratege, als Passgeber, als Anspielstation, als Vorbereiter, als Abräumer und Kämpfer. Am Ende hatte er mehr Zweikämpfe gewonnen als alle anderen Eintracht-Spieler - bei halber Einsatzzeit.
"Die erste Halbzeit lief nicht so richtig, aber am Ende haben wir verdient gewonnen", sagte Torwart Kevin Trapp nach der Partie bei DAZN. "Wenn man sieht, wie wir heute mit dem Rückstand umgegangen sind im Gegensatz zu dem, wie wir im ersten Spiel mit dem Rückstand umgegangen sind - das ist viel ruhiger, viel reifer."
Ruhig und reif zeigte sich auch Daichi Kamada. Der Japaner verwandelte einen Handelfmeter nach 61 Minuten ganz sicher. Und das, obwohl er von Laserpointern irritiert wurde, obwohl die Gegner die Ausführung verzögerten. Und der Europa-League-Sieger setzte sofort nach. Angriffswelle folgte auf Angriffswelle, Lissabon kam kaum noch aus der eigenen Hälfte. Vor allem die sogenannten zweiten Bälle waren meist sichere Beute der Gäste.
Mit einem Ohr in Marseille
In der 72. Minute war es dann der ebenfalls eingewechselte Ansgar Knauff, der seinen Sturmpartner Kolo Muani in der Spitze anspielte. Muani nahm den Ball in vollem Lauf mit der Brust an und jagte ihn vollspann aus spitzem Winkel ins lange Eck. Frankfurt war plötzlich von Tabellenposition vier über drei auf Platz eins vorgesprungen. "Wir gucken nicht nach Marseille, denn wir können nur unsere eigene Leistung beeinflussen", hatte Glasner vor der Begegnung gesagt, tatsächlich aber waren seine Spieler offenbar gut informiert, wie Trapp später zugab.
Tatsächlich reichte es "nur" zum zweiten Rang in der Gruppe, weil Tottenham in der Nachspielzeit noch den Siegtreffer in Marseille erzielte. Das war den Spielern um Torwart Trapp allerdings ziemlich egal: "Wir haben Geschichte geschrieben, ich glaube, als erste Mannschaft, die erstmals an der Champions League teilgenommen hat und dann gleich ins Achtelfinale eingezogen ist."
"Ganz wichtig war Sebastian", unterstrich Glasner nach dem Spiel, der Begriff "Game Changer" machte bei vielen Beobachtern die Runde. Dabei war es nicht nur der Kapitän, der die Partie drehte. "Ich bin schwer beeindruckt heute wieder", sagte Glasner", "die erste Halbzeit war nicht gut von uns. Ich habe den Jungs zur Halbzeit gesagt: Ihr müssen mit Überzeugung spielen, nicht so dieses Alibi-Rumgeschiebe. Und das haben sie auch gemacht. Sie haben es grandios umgesetzt."
Rodes Leistung haben auch die Offiziellen der UEFA gewürdigt. Der Mittelfeld-Routinier wurde zum "Man of the Match" ernannt.