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Politik

Einwohner von Masar-i Scharif unter Schock

11. November 2016

Der Taliban-Angriff auf das deutsche Konsulat hat nicht nur dessen Mitarbeiter geschockt, sondern auch die Bevölkerung der Stadt in Nord-Afghanistan.

Afghanistan Aufräumarbeiten nach Taliban-Angriff auf deutsches Konsulat
Bild: Getty Images/AFP/F. Usyan

Am Morgen nach dem Angriff auf das deutsche Konsulat in Masar-i Scharif zeugen ein großer Krater mitten in der Straße, schwere Schäden am Konsulatsgebäude und zersprungene Fensterscheiben in der Nachbarschaft von der starken Explosion der nächtlichen Autobombe. Nach der Explosion lieferten sich Taliban-Kämpfer Feuergefechte mit Sicherheitskräften. Über 120 Personen wurden durch die Explosion und die Kämpfe verletzt, sechs getötet.

Der Polizeichef der Provinz Balch, Abdul Raziq Qaderi, erklärte gegenüber der DW: "Zum Glück kamen keine Mitarbeiter des Konsulats und keine Gäste zu Schaden. Zusammen mit Spezialkräften der 'Resolute Support'-Truppen konnten wir die Lage rasch unter Kontrolle bringen und die Mitarbeiter des Konsulats aus dem Gebäude retten. Sie wurden im Anschluss ins Bundeswehr-Feldlager Camp Marmal gebracht."

Die Taliban bekannten sich zu dem Attentat und ließen verlauten, dass es sich um Vergeltung für einen amerikanischen Luftangriff auf eine Dorf in der Provinz Kundus Anfang November handele, an dem auch die Bundeswehr beteiligt gewesen sei. Bei dem Angriff waren über 30 Zivilisten getötet worden.

2013 wurde in Masar-i Scharif das erste deutsche Generalkonsulat in Afghanistan außerhalb Kabuls eröffnetBild: picture-alliance/dpa/N. Armer

"Jetzt ist die Angst groß"

Einer der verwundeten Anwohner heißt Mohsen, er befindet sich zurzeit im Zentralhospital von Masar-i Scharif. "Wir hörten gegen 23 Uhr eine laute Explosion, dann ging das Licht aus. Umherfliegende Fensterteile trafen mich am Kopf, an viel mehr erinnere ich mich nicht", erzählt er der DW. Masar-i Scharif ist normalerweise ein ruhige und relativ sichere Stadt. Umso größer der Schock der Einwohner nach dem Angriff. Auch Taher kann sich an kein vergleichbares Ereignis in den vergangenen Jahren erinnern. Er wohnt ein paar hundert Meter vom Konsulatsgebäude, welches in einem Hotel untergebracht ist, entfernt. "Ich wurde durch die Detonation aus dem Schlaf gerissen. Ich dachte, entweder ist irgendetwas explodiert, oder es ist ein Selbstmordattentäter. Dabei waren alle hier froh, dass es in ihrer Stadt sicher ist. Jetzt ist die Angst groß. Bei einem Angriff während des Tages hätte es viel mehr Tote gegeben." Nach Angaben der UN-Mission in Afghanistan wurden über 100 Läden und Wohnungen durch den Angriff beschädigt.

Der frühere Präsident Karsai gab eine Erklärung heraus, wonach "die Afghanen die Deutschen achten und sie als sehr gute Freunde betrachten." Unter dem Angriff hätten vor allem die Afghanen zu leiden. Der afghanische Präsident Ashraf  Ghani verurteilte den Angriff und nannte ihn ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

 

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