Einzigartige Schau der Moderne
"Das MoMA in Berlin" führt durch die wichtigsten Kunstepochen des vergangenen Jahrhunderts, angefangen bei den Wegbereitern der Moderne wie Gaugin, Kandinsky oder Munch über den großen Meister Picasso, Surrealisten wie Miró, Tanguy oder Dalí und Vertreter der New Yorker Schule wie Pollock, Rothko und de Kooning, die als erste Amerikaner einen eigenständigen modernen Stil entwickelten, bis hin zur zeitgenössischen Kunst eines Richard Artschwager oder Bruce Naumann.
Unter den ausgestellten Bildern befinden sich auch Werke, die das MoMA normalerweise selten oder nie verlassen, wie der "Tanz" von Matisse, van Goghs "Sternennacht“ oder Cézannes "Der Badende". Die Auslagerung der Bilder aus dem MoMA-Stammhaus wegen Komplettumbaus macht das jetzt möglich. Der in Deutschland sehr präsente Expressionismus ist bei der Schau eher am Rande vertreten. Dafür dürfte der Gemäldezyklus "18. Oktober 1977" von Gerhard Richter, ein wichtiges politisches Werk der Nachkriegskunst über die RAF, von besonderem Interesse sein.
Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen und völliger Geheimhaltung kamen die unvorstellbar wertvollen Bilder nach und nach in Berlin an. Die Versicherungssummen für die Bilder und ihren transatlantischen Transport per Flugzeug sind seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 unbezahlbar. Deshalb bürgt Kulturstaatsministerin Christina Weiss durch Staatshaftung für die Sicherheit der Bilder, das heißt, im Falle eines Schadens müsste der Bund dafür aufkommen.
Historische Verbindung zwischen MoMA und Berlin
Dass sich Berlin als einzige Station der sensationellen Schau in Europa gegen Metropolen wie London oder Paris durchsetzen konnte, ist kein Zufall. Denn im Berlin der zwanziger Jahre, als die Stadt eines der führenden intellektuellen Zentren der Welt war, hat das MoMA seine geistigen Wurzeln. Der erste Direktor des MoMA, Alfred H. Barr Jr., entdeckte zu der Zeit in der Galerie zeitgenössischer Kunst der Nationalgalerie im Kronprinzenpalais die künstlerische Avantgarde für sich. Seit der Gründung 1929 sammelt das MoMA den Kanon der Moderne.
Die Idee, sein Museum als multidisziplinäre Einrichtung anzulegen, in der Film, Fotografie, Design und Dokumente über Architektur gleichberechtigt zur Malerei, Bildhauerei und Zeichnung gesammelt und präsentiert werden, bekam Barr durch das Bauhaus. Er hätte auch gerne den damaligen Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe als Architekten für das MoMA-Gebäude in New York verpflichtet. Das hat nicht geklappt, dafür hat Mies van der Rohe die Neue Nationalgalerie entworfen, in der die MoMA-Sammlung im 75. Jahr ihres Bestehens zur vollen Geltung kommt.
"Das MoMA in Berlin" ist also nicht nur ein künstlerisches, sondern auch ein historisches Ereignis. Und zudem auch ein politisches: Schirmherren der Ausstellung sind keine Geringeren als die Außenminister der USA und Deutschland, Colin Powell und Joschka Fischer. Powell betonte in einem Grußwort, dass die Ausstellung ein weiterer Beweis der engen Bindungen zwischen den beiden Ländern auf dem Gebiet der Kunst wie auch in vielen anderen Bereichen sei. Er hoffe, dass das Kulturereignis zu den bilateralen Beziehungen und zum transatlantischen Dialog beitragen werde.
Mit dem Thema Berlin – New York, Deutschland – USA beleuchtet "Das MoMA in Berlin" das facettenreiche Verhältnis der beiden Länder aus künstlerischer Perspektive. Das gleiche Ziel verfolgt das umfangreiche, spartenübergreifende Begleitprogramm "american season 2004", das Kulturstaatsminsterin Christina Weiss als Schirmherrin gemeinsam mit den Berliner Festspielen ins Leben gerufen hat. Kulturinstitutionen wie die Akademie der Künste, das Art Forum Berlin, die Deutsche Oper Berlin, die Berliner Philharmoniker, das Filmmuseum Berlin, die literaturWERKstatt Berlin, die Neuköllner Oper, die Sophiensæle, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und viele andere geben einen umfassenden Überblick über amerikanische Kunst des 20. Jahrhundert.