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Eishockey - die coolen Hunde von Pyeongchang

Marko Langer
23. Februar 2018

Nervös? Die doch nicht! Mit einem 4:3-Erfolg gegen Kanada hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft das Endspiel in Pyeongchang erreicht. Und jetzt schon mindestens die Silbermedaille sicher.

Pyeongchang 2018 Eishockey Kanada Deutschland Jubel
Bild: Reuters/G. Dukor

Nehmen wir zum Beispiel den Trainer. Marco Sturm, 39 Jahre alt, ist das, was man - zurückhaltend ausgedrückt - einen coolen Hund nennen darf. Als seine Spieler im Halbfinale gegen die favorisierten Kanadier erst 1:0, dann 2:0, bald 3:0, danach 3:1 und schließlich 4:1 in Führung gingen, stand der Team-Manager dem Dress-Code angemessen in Schlips und Kragen an der Seite und hatte die Arme verschränkt. Kein Lächeln. Kein Applaus. Kein Mienenspiel, nichts. Wahrscheinlich hätte ein Blutdruck-Messgerät keine außergewöhnlichen Daten geliefert. Alles so, als wollte der Coach seinen Spielern signalisieren: "Jetzt nur nicht durchdrehen, Gentlemen!" Dem ARD-Reporter sagte er anschließend: "Verrückte Welt, was?"

Man könnte sich aufregen. Muss man aber nicht. Deutschland-Trainer Marco-Sturm (hinten links), eine Art Nachfolger der "Men in Black"Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

"‘Ne Medaille, hähä"

Oder nehmen wir den Keeper. Danny aus den Birken musste sich vorige Woche noch anhören, dass es ein Torwartproblem gebe, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seinem Besuch des Teams das Trikot mit der Rückennummer "1" geschenkt bekam. Niemand wird im deutschen Eishockey mehr etwas von einem Torwartproblem nuscheln, der die Leistung von Danny aus den Birken im Halbfinale sah. Sah, wie er mehrfach den deutschen Sieg sicherte. "Uns ist das alles noch nicht so klar. Wir haben ‘ne Medaille, hähä", sagte aus den Birken.

Oder schließlich Frank Mauer. "Wahrscheinlich werden wir morgen alle aufwachen und fragen, was ist denn nun passiert. Ich freue mich einfach nur, dass wir das zusammen erleben." Maurer könnte sich, wenn er morgen aufwacht, nochmal sein Weltklasse-Tor zum 3:0 ansehen. Mit der Rückhand durch die eigenen Beine. Fachleute sagen, dies sei ein Move, den man normalerweise nur im Training macht.

Sieht so aus, als hätten sie gewonnen: Jubel in Schwarz, Rot und Gold.Bild: Reuters/D.W. Cerny

Also eine Ansammlung cooler Hunde. Marcel Goc immerhin hatte Tränen in den Augen, als er vor den TV-Kameras seinem Sohn zum Geburtstag gratulierte und wahrheitsgemäß ankündigte: "Ich bringe eine Medaille mit.“

Die deutschen Tore machten Brooks Macek (1:0), Matthias Plachta (2:0), eben jener Mauer (3:0) und Matthias Plachta (4:1). Und am Ende lagen sich die Männer in Schwarz-Rot-Gold in den Armen. Im Endspiel des Eishockey-Turniers der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang treffen die Deutschen, die unter Marco Sturm schon jetzt ein überragendes Turnier gespielt haben, am Sonntag auf die "Olympischen Athleten aus Russland". Die "Red Machine", wie deren Fans es sagen. 

Im letzten Drittel in Verlegenheit

Timo Pielmeier spielte nicht, aber Danny aus den Birken (unten). Und wie!Bild: Getty Images/AFP/K. Kudryavtsev

Gegen Kanada kam die deutsche Mannschaft nur im letzten Drittel in Verlegenheit, als nach dem Wechsel der Kanadier Robinson zu schnell zum Abschluss kam. Sein Tor zum 4:2 markierte das Signal für die Männer unter dem kanadischen Startrainer William Desjardins, die Sache doch noch nicht verloren zu geben. Es folgte das 4:3 durch Derek Roy elf Minuten vor Spielende. Das Momentum geriet ins Wanken. Doch die Deutschen behielten am Ende den Überblick in einer temporeichen und hochklassigen Partie. Und das Glück auf ihrer Seite.

Wobei Glück es nicht wirklich ausreichend beschreibt: Wie die Deutschen den Kanadiern praktisch von Anfang an das Spiel aufdrängten, war schon sehenswert. Und wie sie Unterzahl-Phasen ebenso wegsteckten wie robuste Monster-Checks: David Wolf blieb einige Minuten lang auf dem Eis liegen. In der Halle wurde es still. Sehr still. Dann stand Wolf wieder auf.   

Dann doch noch: ein Lächeln

Trainer Sturm, der inzwischen doch ein Lächeln gezeigt hatte, erklärte am Ende: "Es fing schon vor zwei Jahren an. Die Jungs arbeiten hart, sind fleißig und versuchen, alles umzusetzen, was ich sage. Wir spielen ja morgen nicht, deswegen werden wir das heute auch schon genießen."  

Bisher waren es Männer wie Erich Kühnhackl, Udo Kießling und Franz Reindl (der heutige Präsident des deutschen Eishockey-Bundes), die nach ihrer Bronze-Medaille 1976 in Innsbruck als deutsche Eishockey-Helden galten. Man wird sich nun neue Namen merken.

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