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Eklat beim Mladic-Prozess

4. Juli 2011

Wegen respektlosen Verhaltens hat der Richter des UN-Kriegsverbrechertribunals den serbischen Angeklagten Ratko Mladic des Saals verwiesen. Das Gericht in Den Haag geht nun davon aus, dass er auf nicht schuldig plädiert.

Ratko Mladic (Foto: AP)
Flegelhaftes Verhalten im Gerichtssaal: Ratko MladicBild: AP

Die Probleme zeichneten sich schon vor Beginn der zweiten Anhörung am Montag (04.07.2011) in Den Haag ab: Der angeklagte serbische Ex-General Ratko Mladic ließ durch seinen Anwalt Milos Saljic erklären, dass er nicht vor dem UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien erscheinen werde. Das zumindest erwies sich als falsch, die Anwesenheit Mladics wurde wegen dessen flegelhaften Verhaltens allerdings zu einer Geduldsprobe für den vorsitzenden Richter Alphons Orie.

In grauem Anzug und mit einer Kappe auf dem Kopf saß Mladic auf der Anklagebank, erst nach mehreren Aufforderungen nahm er die Schirmmütze ab. Immer wieder wandte sich der Angeklagte an das Publikum, und er unterbrach wiederholt den Richter bei dessen Ausführungen, unter anderem mit den Worten: "Nein, nein, ich höre nicht zu!"

Noch mit Pflichtverteidigern


Dazu, ob er auf schuldig oder nicht schuldig plädiere, wollte sich der Angeklagte nicht äußern und verwies darauf, dass die von ihm beantragten Verteidiger noch nicht bestätigt worden seien. Tatsächlich wird Mladic derzeit noch von Pflichtverteidigern vertreten, weil er nach Angaben des Gerichts seine eigenen Rechtsvertreter erst kurz vor dem Prozess benannt hat. Die Qualifikation der Juristen müsse noch abschließend geprüft werden, hieß es.

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige JugoslawienBild: ICTY

Den juristischen Regeln zufolge wird die Nichtaussage Mladics so gewertet, als habe er auf nicht schuldig plädiert.

Anklageverlesung in Abwesenheit

Nach dem Rausschmiss des Angeklagten verlas der vorsitzende Richter die Anklageschrift. Sie umfasst Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkrieges 1992-95, dem etwa 100.000 Menschen zum Opfer fielen. Mladic gilt auch als Hauptverantwortlicher für das Massaker von Srebrenica im Sommer 1995, bei dem bis zu 8000 bosnische Muslime ermordet wurden. Auch die jahrelange Belagerung der früheren Olympia-Stadt Sarajevo soll auf das Konto Mladics gehen.

Wenig Überraschung bei den Opfern

Die Verhaftung Mladics löste nicht nur Freude aus: hier Proteste in Banja LukaBild: dapd

In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo verfolgten auf einem Platz hunderte Menschen eine Liveübertragung aus dem Gericht. Sie jubelten und riefen "Das Monster ist weg", als Mladic des Saals verwiesen wurde. In den Haag zeigten sich Opfer des mutmaßlichen Kriegsverbrechers wenig überrascht von seinem Verhalten: "Er zeigt keine Reue und will keine Gerechtigkeit für seine Opfer, sagte die Srebrenica-Überlebende Hatidia Mehmedovic.

Mladic war am 26. Mai nach 16-jähriger Flucht in Serbien festgenommen und wenige Tage später an das Tribunal in Den Haag überstellt worden. Er sitzt dort im selben UN-Untersuchungsgefängnis wie sein einstiger ideologischer Mentor Radovan Karadzic, der ebenfalls im Zusammenhang mit dem Massaker von Srebrenica angeklagt ist.

Autorin: Sabine Faber (dpa, dapd, rtr, afp)

Redaktion: Eleonore Uhlich

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