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El Salvador lässt Ex-Armeeoffiziere festnehmen

7. Februar 2016

Die Ermordung von sechs Jesuiten-Priestern vor 26 Jahren hatte weltweit für Entsetzen gesorgt. Nun sind vier mutmaßliche Täter in El Salvador in Haft. Doch das Kapitel ist noch nicht abgeschlossen.

Polizei-Einsatz bei Festnahme eines Verdächtigen in Jesuiten-Priester-Mordfall - Foto: Marvin Recinos (AFP)
Bild: Getty Images/AFP/M. Recinos

Die Mörder waren kaltblütig. Am 16. November 1989 drang eine Sondereinheit der Streitkräfte in die Katholische Universität von San Salvador (UCA) ein. Die Soldaten befahlen sechs jesuitischen Priestern, einer Haushälterin und deren Tochter, sich im Garten der Hochschule auf den Boden zu legen. Dort wurden die acht mit Kopfschüssen getötet. Die zwei Frauen mussten sterben, damit es keine Zeugen gab.

Motiv für das Massaker: Die Priester hatten sich für ein Ende des Bürgerkriegs eingesetzt, dem zwischen 1980 und 1991 rund 75.000 Menschen zum Opfer fielen. Nach Ansicht von Ermittlern wurde der Mord von höchster Stelle in Auftrag gegeben. Die Jesuiten hatten Menschenrechtsverbrechen während des Bürgerkrieges angeprangert und dafür hauptsächlich die Regierungstruppen und paramilitärische Banden verantwortlich gemacht. Während des Bürgerkrieges in dem mittelamerikanischen Land kam es zu Massakern, außergerichtlichen Hinrichtungen und Folter. Mehr als 8000 Menschen gelten immer noch als verschwunden.

Festnahmen und Fahndung

Insgesamt 20 salvatorische Ex-Militärs stehen unter Verdacht, an dem Mehrfachmord in der UCA beteiligt gewesen zu sein. Drei der mutmaßlichen Täter sind bereits verstorben. Doch vier von ihnen wurden nun in El Salvador verhaftet - nach weiteren Verdächtigen werde noch gefahndet, meldet die Zeitung "El Mundo" unter Berufung auf Regierungsvertreter.

Beerdigung der Opfer des Massakers an der UCA (1989): Kaltblütig ermordetBild: picture-alliance/dpa/E. Romero

Die Festgenommenen wurden von Interpol mit internationalem Haftbefehl gesucht. Wie die Polizei mitteilte, wurden der frühere Oberst Guillermo Alfredo Benavides und drei weitere Ex-Offiziere bereits am Freitag festgenommen.

Im Januar hatte die spanische Justiz offiziell einen Auslieferungsantrag gestellt. Denn fünf der ermordeten Priester waren Spanier. Über die Auslieferung der Festgenommenen an Spanien muss jetzt das Oberste Gericht El Salvadors entscheiden.

Ex-Regierungsmitglied ebenfalls unter Verdacht

Zwei der Soldaten waren bereits 1991 in El Salvador verurteilt worden, darunter auch der nun festgenommene Guillermo Alfredo Benavides. Der ehemalige Direktor der Militärakademie in San Salvador wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt, kam wegen eines 1993 erlassenen Amnestiegesetzes für die Zeit des Bürgerkriegs aber wieder auf freien Fuß.

Ex-Regierungsmitglied Montano Morales in den USA (2013): "Hinreichende Beweise"Bild: picture alliance/AP Photo/S. Senne

Hochrangige Verantwortliche blieben damals ungeschoren. Auch das könnte sich nun ändern, zumal inzwischen freigegebenen CIA-Dokumente auf eine Verstrickung der damaligen Regierung von El Salvador hindeuten.

Am Freitag - also kurz vor den Festnahmen in El Salvador - hatte ein US-Gericht die Auslieferung eines hochrangigen Verdächtigen an Spanien gebilligt. Es gebe "hinreichende Beweise" für die Schuld des früheren Vizeverteidigungsministers Inocente Montano Morales, entschied eine Bundesrichterin in North Carolina. Der 73-Jährige saß bis 2013 in den USA wegen Einwanderungsbetrugs und Meineids in Haft. Seine Auslieferung muss noch von US-Außenminister John Kerry bestätigt werden, dies gilt jedoch als Formalität.

AR/se (afp/AP/epd)

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