40 Millionen Kubikmeter Erde, Sand und Schlick - so viel sollen die Bagger bewegen, um die Fahrrinne in der Unterelbe für Containerschiff-Riesen freizumachen. Das Megaprojekt bleibt jedoch umstritten.
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Die Baggerarbeiten zur Vertiefung der Fahrrinne auf der Elbe haben offiziell begonnen. Bei einer Bootsfahrt auf der Unterelbe gaben Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Vertreter von Senat und Behörden das symbolische Startsignal für die Bauarbeiten auf dem Strom. Daraufhin senkte sich der Saugrüssel des Baggerschiffs "Scheldt River" in die Elbe - nach 17 Jahren Planung und etlichen Gerichtsverfahren.
Scheuer sagte, 13 Klagen und Prozesse seien am Ende rechtskräftig entschieden, alle Bedenken der Gerichte ausgeräumt worden. Mehrere Natur- und Umweltverbände demonstrierten aber auch zum Baubeginn am Anleger im schleswig-holsteinischen Wedel und nahe dem Baggerschiff auf der Elbe mit Booten. Sie fürchten verheerende Auswirkungen des Mammutprojekts auf die Naturlandschaft und deren Pflanzen- und Tierwelt. Die Verbände verlangen, dass besonders große Schiffe nicht mehr die Elbe hinauffahren, sondern ihre Ladung etwa in Wilhelmshaven löschen, einem Seehafen mit tiefem Wasser.
"Exporthafen für Bayern"
Minister Scheuer spricht dagegen vom "bestgeprüften und meistbegutachteten Infrastrukturvorhaben in Deutschland". Für ihn ist Hamburg "auch der größte Exporthafen für Bayern" - wo der Minister seine Wurzeln hat. Hans-Heinrich Witte, der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, betonte, von den Gesamtkosten der Elbvertiefung entfielen rund 15 Prozent auf Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen.
Künftig sollen Schiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Meter unabhängig von Ebbe und Flut den Hamburger Hafen erreichen oder verlassen können. Auf der Flutwelle darf der zulässige Tiefgang 14,50 Meter betragen. Zudem wird die Fahrrinne verbreitert und eine Begegnungsbox für Schiffe bei Wedel gebaut. Damit wird aus einer Einbahnstraße ein Schifffahrtsweg, der in beiden Richtungen befahren werden kann. Insgesamt könnten durch die Elbvertiefung bis zu drei Millionen Container zusätzlich nach Hamburg gelangen, ohne dass die Reedereien mehr Schiffe einsetzen müssten.
Bereits seit Beginn des Jahres liefen vorbereitende Arbeiten. Bei dem Projekt - einer der größten Flussbaumaßnahmen weltweit - werden bis zu 40 Millionen Kubikmeter Baggergut bewegt. Das entspricht nahezu einem Tausendstel der Wassermenge des Bodensees, die allgemein mit 50 Milliarden Kubikmetern angegeben wird. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2021 abgeschlossen sein.
jj/kle (dpa)
Hamburger Hafen weiter abgeschlagen
Die Geschäfte des Hamburger Hafens laufen mau. Wo andere Häfen in Europa immer mehr Container umschlagen, gibt es in Hamburg ein Minus. Mutlos geben sich die Betreiber aber nicht, denn sie haben eine große Hoffnung.
Bild: HHM / M. Lindner
Es sah nicht ermutigend aus im Hamburger Hafen
Der gesamte Güter- und Containerumschlag des größten deutschen Hafens verringerte sich 2018 um jeweils ein Prozent. Der Containerumschlag stagniert seit Jahren bei rund neun Millionen Standardcontainern (TEU). Im letzten Jahr waren es nur 8,7 Millionen. Grund sei der geringere Umschlag von Leercontainern gewesen, hieß es. Bei beladenen Containern sei der Umschlag unverändert geblieben.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius
Europäische Wettbewerber legten weiter zu
Die beiden jeweils größeren Konkurrenten Antwerpen und Rotterdam lassen Hamburg weit hinter sich und legten 2018 beim Containerumschlag weiter zu. Rotterdam (Bild) freute sich über ein Plus von fünf Prozent (auf 14,5 Millionen TEU) und in Antwerpen wurden über 11 Millionen TEU umgeschlagen. Das bestätigt den Trend, wonach sich der Abstand zu Hamburg von Jahr zu Jahr vergrößert.
Bild: picture-alliance / dpa
Hamburgs große Hoffnung
Ein Grund für die Flaute: Die immer größer werdenden Containerschiffe können den Hamburger Hafen nur schlecht erreichen. Abhilfe soll eine Verbreiterung und Vertiefung der Fahrrinne bringen. So sollen künftig Containerschiffe mit einem Tiefgang bis zu 13,50 Meter unabhängig von der Flut und mit einem Tiefgang von bis zu 14,50 Meter auf der Flutwelle den Hafen erreichen können.
Die unendliche Geschichte
Seit 16 Jahren gibt es die Pläne zur Elbvertiefung. Aber erst im Februar 2019 haben die Arbeiten dazu begonnen. Beendet wird das Projekt frühestens in zwei Jahren. Allein dadurch könnte sich für den Hamburger Hafen ein zusätzliches Umschlagpotenzial von rund drei Millionen TEU jährlich ergeben.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius
Der Streit geht weiter
Zur Ruhe gekommen ist das Projekt Elbvertiefung aber immer noch nicht. Auch nach Baubeginn gehen die juristischen Auseinandersetzungen weiter, denn die Umweltverbände halten die Maßnahme nach wie vor nicht für rechtmäßig. Einen erneuten Baustopp haben sie aber nicht beantragt.
Die Schiffe werden immer größer
2017 lag das 400 Meter lange Containerschiff MOL Triumph mit einer Ladekapazität von 20.000 TEU im Hamburger Hafen. Möglich war das aber nur, weil sie bloß etwa die Hälfte ihrer maximal möglichen Ladung transportierte. Andernfalls wäre sie mit einem maximalen Tiefgang von 16 Metern nicht über die Elbe nach Hamburg und zurück gekommen. Neueste Schiffe sollen eine Kapazität von 23.000 TEU haben.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Heimken
Auf Angriff gepolt
Beschwingt durch die begonnenen Arbeiten an der Fahrrinne sagte Jens Meier, der Chef der Hafenbehörde HPA: "Wir greifen jetzt wieder an." Auch Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann verbreitete Optimismus: "Wir sind jetzt, mit Beginn der Fahrrinnenanpassung wieder dabei, Fahrt aufzunehmen".
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius
Erfreulicher sieht es aus
...wenn man sich anschaut, was über Land transportiert wird. Der "landseitige Seehafen-Hinterlandverkehr" legte insgesamt 2018 um 2,7 Prozent zu, über die Schiene wurden sogar 4,7 Prozent mehr Güter transportiert. Das entspricht über 60.000 Güterzügen mit rund 1,6 Millionen Güterwagen. Ein neues Rekordergebnis für den Hamburger Hafen, der der führende europäische Eisenbahnhafen ist.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt
Größter Handelspartner war auch 2018 China
Jeden dritten im Hafen umgeschlagenen Container verdankt Hamburg der Volksrepublik. - und der guten Landverbindung per Eisenbahn. "Mit den im Chinaverkehr in Hamburg insgesamt bewegten rund 4,8 Millionen TEU sind wir gegenüber anderen europäischen Standorten mit großem Abstand der führende Hub für China-Ladung", sagt Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing.