1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Elefanten und Löwen wollen den WM-Pokal

Philipp Sandner6. Juni 2014

Afrikanische Fußballfans fiebern der Weltmeisterschaft entgegen. Vier Nationalteams südlich der Sahara machen sich auf den Weg nach Brasilien. Der Titel wäre für sie die Krönung.

Fans der Elfenbeinküste halten ihre Schlas hoch Foto: REUTERS/Mike Hutchings
Bild: Reuters

Ghana: Hoffnungen an ein junges Team

Ghana ist im Fußballfieber. Als eines von vier Teams aus dem subsaharischen Afrika werden die "Black Stars" an der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien teilnehmen. Die Euphorie in dem westafrikanischen Land wird immer größer, je näher der Wettkampf rückt. Selbst Präsident John Mahama hat sich als brennender Unterstützer der Nationalmannschaft zu erkennen gegeben. Er beschwor den Teamgeist der Black Stars. Seine Botschaft an das Team lautet: Habt keine Angst. "Wir dürfen uns nicht abschrecken lassen. Die anderen Mannschaften haben auch Angst vor uns."

Bei der letzten WM 2010 in Südafrika zogen Ghanas Black Stars als einzige afrikanische Mannschaft ins Viertelfinale ein. Dieses Mal trifft das Team aber bereits in der Vorrunde auf eine Reihe starker Mannschaften: Das erste Spiel wird Ghana am 17. Juni gegen die USA bestreiten, danach stehen Partien gegen Deutschland und Portugal an. Gegen Deutschland verlor Ghana 2010 mit 0:1. Hinzu kommt: Abwehrspieler Jerry Akaminkoh fällt aus, weil er sich im Freundschaftsspiel gegen die Niederlande das Sprunggelenk verletzt hat.

Optimistisch: Ghanas Trainer Kwesi AppiahBild: Francisco Leong/AFP/Getty Images

Davon abgesehen verlief die Vorbereitungsphase für Trainer Kwesi Appiah nach Plan. Jetzt zerbreche er sich den Kopf darüber, welche Startelf er für den WM-Auftakt aufstellen soll: "Alle Spieler sind in hervorragender Verfassung", so Appiah. "Ich bin 100 Prozent mit ihrer Leistung zufrieden." Der Kapitän der Mannschaft, Asamoah Gyan, wird den Angriff der Stars anführen. 2010 verschoss er gegen Uruguay einen Elfmeter, der die Mannschaft hätte ins Halbfinale befördern können. Für diese WM hat Gyan große Hoffnungen: "Das Wichtigste ist die Einigkeit des Teams. Viele der Spieler sind sehr jung, das sind aufstrebende Talente, sie werden alles richtig machen."

Elfenbeinküste in der Krise

Weniger Optimismus ist in der Elfenbeinküste zu spüren. Das Land nimmt bereits zum dritten mal an einer Weltmeisterschaft teil. In der Vorrunde treffen die ivorischen "Elefanten" diesmal auf Japan, Kolumbien und Griechenland. "Es gab Zeiten, zu denen wir geglaubt haben, gewinnen zu können", sagt Kapit Bakayoko. Davon sei man heute aber weit entfernt. Der Ex-Fußballprofi arbeitet als Trainer und als Fußballexperte im nationalen Fernsehen. Bakayoko findet, dass die Auswahl des Teams um den Stürmer und mehrfachen Torschützenkönig Didier Drogba diesmal nicht sehr glücklich war. Die Mannschaft zeige keinerlei Ehrgeiz, sagt er.

International erfolgreich: Didier Drogba aus der ElfenbeinküsteBild: picture alliance/CITYPRESS 24

Die vergangenen Monate waren überschattet von einer Krise zwischen dem Sportminister und dem ivorischen Fußballverband. Der Streit drehte sich darum, wer für die Prämien der Spieler bei der Meisterschaft in Brasilien aufzukommen habe. Das hat die Fans und die Sponsoren demotiviert. Kamel Koné, ein großer Fan der Elefanten, wünscht sich, dass Minister und Funktionäre ihren Konflikt beilegen und geschlossen hinter der Nationalmannschaft stehen. Denn der Streit belastet längst auch die Moral der Spieler. "Es fehlt der Teamgeist", so Koné im DW-Interview. Wenn die Spieler sich auf dem Platz streiten, könnten sie den WM-Titel nicht holen. "Wir haben gute Spieler, können aber nur gewinnen, wenn wir im Team spielen“.

Kamerun will aus seinen Fehlern lernen

Am häufigsten konnten sich bisher Kameruns "unzähmbare Löwen" für die FIFA-Weltmeisterschaft qualifizieren. Das Land ist diesen Sommer zum siebten Mal bei der Meisterschaft vertreten. Doch in den Straßen von Kameruns Hauptstadt Jaunde lässt nichts darauf schließen, das sich das Land auf das prestigeträchtigste Fußball-Ereignis der Welt vorbereitet. Der Trikotverkauf laufe schleppend, erzählt der Sportbekleidungshändler Emmanuel Kandi. Er selbst ist wenig optimistisch, dass sein Team in der Vorrunde der WM erfolgreich sein wird: "Wir sollten aufhören, zu hoffen, dass ein Wunder passiert. Es wird sehr schwer werden, Brasilien und Kroatien zu schlagen."

Das siebte Mal bei der WM dabei: Kameruns unzähmbare LöwenBild: DW/M. Kindzeka

Trotz aller Herausforderungen: Die Spieler geben sich selbstsicher, was ihren Erfolg in Brasilien angeht. Die Mannschaft sei gelassen, so der Stürmer Pierre Achille Webó. "Wir wissen, was wir zu tun haben und wir konzentrieren uns darauf, die Fehler der letzten WM nicht noch einmal zu machen." Damals kam das Aus für die Löwen schon in der Vorrunde: Das Team verlor alle drei Spiele. Trainer Volker Finke traut seiner Mannschaft dennoch einen Überraschungserfolg zu: "Die Welt wird eine Mannschaft erleben, die einhundert Prozent engagiert und aktiv ist."

Nigeria: Fußball als Religion

Auch in Nigeria fiebert man dem Fußballfest in Brasilien entgegen. Zum vierten Mal konnen sich die "Super Eagles" qualifizieren. Die Afrikameister werden in Brasilien kein leichtes Spiel haben. In der Vorrunde müssen sie gegen Argentinien, Bosnien-Herzegowina und den Iran bestehen. Fans hoffen besonders auf Emmanuel Emenike, der als Stürmer bei Fenerbahçe Istanbul dutzende Tore erzielte. Weitere Hoffnungsträger sind John Obi Mikel und Victor Moses, die für Chelsea und Liverpool in der britischen Premier League spielen.

Kein leichtes Spiel: Nigerias Super EaglesBild: picture alliance/augenklick

Den Weltmeistertitel der U17 haben die Super Eagles schon inne. Ein Erfolg, den Nigeria auch Tony-Emeka Amadi verdankt, der 2013 als Torwarttrainer mit dabei war. "Alle haben für uns gebetet, dass wir den Titel holen", sagte er der DW. Gerade in Zeiten zunehmender islamistischer Terroranschläge ist Fußball einer der wenigen Anlässe, bei denen die ganze Nation im bevölkerungsreichsten Land Afrikas zusammenrückt. "Damals hat das ganze Land zusammengehalten", so Amadi. "Da gab es keine Haussa, Yoruba oder Igbo mehr - wir waren alle Nigerianer."


Mitwirkende Autoren: Julien Adayé, Isaac Kaledzi, Moki Kindzeka, Adrian Kriesch, Philipp Sandner

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen