"Elementares Zeugnis der NS-Verbrechen"
31. August 2012Diesen Wunsch ehemaliger Häftlinge des von den Nationalsozialisten 1937 errichteten Konzentrationslagers machte sich jetzt die Landesregierung von Thüringen zu eigen. Das frühere KZ sei "elementares Zeugnis der nationalsozialistischen Verbrechen und der Geschichte des 20. Jahrhunderts", sagte Bildungsminister Christoph Matschie (SPD) in Weimar. In der Stadt stehen bereits die Stätten der klassischen deutschen Literatur, darunter das Goethe-Haus, auf der Welterbeliste der UNESCO, der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Glanz und Schrecken eines Doppelortes
"Nachdem die Stätten der Weimarer Klassik bereits zum Weltkulturerbe gehören, wollen wir mit Buchenwald die Gesamtbedeutung des Doppelortes Weimar-Buchenwald herausstellen", erklärte Matschie. "Auf der einen Seite der Geist deutscher Dichter und Denker, auf der anderen Seite der Nationalsozialismus als dunkelstes Kapitel deutscher Geschichte." So gegensätzlich beide Epochen seien, so untrennbar seien sie in Weimar und Buchenwald miteinander verbunden.
Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, sagte, das Lager habe einen Zivilisationsbruch bedeutet. "Das klassische humanistische Weimar war zwischen 1933 und 1945 hinter Stacheldraht exiliert". Matschie und Knigge wiesen daraufhin, dass ehemalige KZ-Häftlinge den Wunsch geäußert hätten, das Lager in das Weltkulturerbe aufzunehmen. Vor allem KZ-Häftlinge aus Ungarn hätten unter dem Eindruck des Rechtsrucks in ihrem Land dafür geworben.
In Buchenwald hielten die Nazis bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges mehr als 250.000 Menschen aus mehr als 50 Nationen gefangen, schätzungsweise 56.000 Häftlinge wurden ermordet oder starben an den unmenschlichen Haftbedingungen. Von 1945 bis 1950 wurden Teile des Lagers von der sowjetischen Besatzungsmacht als Internierungslager genutzt.
Neben dem KZ hat die Landesregierung in Thüringen auch für das mittelalterliche jüdische Erbe in Erfurt den Welterbestatus beantragt. Beide Vorschläge gehen an die Kultusministerkonferenz, die in zwei Jahren die deutsche Vorschlagsliste festlegen wird. Die Entscheidung bei der UNESCO wird dann voraussichtlich 2017 fallen.
wl/gmf (dpa, kna, epd))