Der Elektroautohersteller Tesla hat erstmals seit zwei Jahren ein Quartal mit schwarzen Zahlen beendet. Die Aktienkurse starten durch. Doch es bleibt viel Platz für Zweifel.
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Elon Musk dürfte aufgeatmet haben. Endlich mal ein Grund zu Feiern. Erstmals seit zwei Jahren hat der E-Auto-Pionier Tesla ein Quartal mit schwarzen Zahlen beendet. Firmenchef Elon Musk hatte den Gewinn zwar schon vor Monaten versprochen, doch die Zweifel waren von Anfang an groß und wurden angesichts seiner jüngsten Eskapaden nicht geringer.
Ob Musk die Skeptiker dauerhaft überzeugen kann, muss sich trotz der Ergebnisse erst zeigen. Doch vorerst kann der zuletzt heftig kritisierte Tech-Milliardär einen Moment des Triumphes genießen. Es sei ein "wahrhaftig historisches Quartal" für Tesla gewesen, schrieb Musk im Brief an die Aktionäre.
Unter dem Strich stand ein Überschuss von 312 Millionen Dollar (274 Mio Euro). Es ist der höchste, aber auch erst der dritte Quartalsgewinn seit Teslas Börsengang 2010. Im Vergleich zu den vorangegangenen Verlusten ist er eher bescheiden: Im entsprechenden Vorjahreszeitraum klaffte ein Loch von rund 619 Millionen Dollar in der Bilanz, im Vorquartal fiel sogar ein Rekordminus von 718 Millionen Dollar bei Tesla an.
Anleger fühlen sich bestärkt
Auch aus Sicht der Anleger hielt der schillernde Firmengründer Elon Musk Wort: Im nachbörslichen Handel schoss die Aktie 14 Prozent nach oben.
Musk hatte erstmals im Mai für die zweite Jahreshälfte Gewinne versprochen, wenn die Produktion besser in Gang gekommen ist. Seither ging es allerdings bei Musk und Tesla hoch her: Zwischenzeitlich drohte dem Gründer nach irreführenden Twitter-Nachrichten sogar die Abberufung von der Firmenspitze. Letztlich einigte man sich mit der US-Börsenaufsicht SEC auf die Zahlung von je 20 Millionen Dollar durch Tesla und Musk. Außerdem muss Musk für drei Jahre das Amt des Chairman abgeben, das mit dem deutschen Aufsichtsratschef vergleichbar ist. Vorstandschef von Tesla konnte er bleiben. Zudem sorgte Musk für Aufsehen, indem er bei einem Interview vor laufender Kamera an einem Joint zog und auf Twitter einen Höhlentaucher beschimpfte, der ein von Musk entwickeltes Mini-U-Boot als untauglich bezeichnet hatte.
Model 3 macht Hälfte der Einnahmen
Tesla versucht seit einiger Zeit verstärkt, mehr Augenmerk auf die Reduzierung der Kosten und die Erhöhung des Umsatzes zu legen. Im dritten Quartal lieferte das Unternehmen 55.840 Model-3-Fahrzeuge aus und nahm damit mehr als drei Milliarden Dollar ein. Das sind eine Milliarde Dollar mehr als im Vorquartal. Die Gesamteinnahmen im abgelaufenen Quartal erhöhten sich im Jahresvergleich um fast 130 Prozent auf 6,8 Milliarden.
Für Tesla ist zukunftsentscheidend, ob es dem Konzern dauerhaft gelingt, für einen Massenmarkt zu produzieren. In einer Telefonkonferenz sagte er, die Produktion des Model 3 in China solle im kommenden Jahr beginnen, und zwar mit einem effizienten Kapitaleinsatz. Eine 35.000-Dollar-Version des Fahrzeugs werde in den kommenden sechs Monaten kommen. Außerdem habe er grünes Licht für den Prototyp des neuen Model Y gegeben, das 2020 in die Produktion gehen soll.
Multiunternehmer Elon Musk
Der Milliardär Elon Musk setzt nicht nur auf Elektrofahrzeuge. Neben seinem bekanntestem Projekt Tesla investiert der gebürtige Südafrikaner in viele weitere Zukunftsunternehmen. Ein Überblick.
Bild: AFP/Getty Images/J. Lampen
Schillernde Gestalt
In den vergangenen beiden Jahrzehnten ist Elon Musk zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten des Silicon Valley geworden. Den ersten großen Coup landete er mit dem Verkauf des Bezahldienstleisters Paypal im Jahr 2002. Danach änderte Musk seine Gründerstrategie: Technisch komplexe und teure Produkte will er seitdem günstiger machen.
Bild: picture allianc/dpa/A. Sokolow
Das All im Blick
So gründete Musk kurz darauf SpaceX – ein privates Raumfahrtunternehmen. Das Ziel ist die Kolonialisierung des Mars. Die Firma will das Reisen ins All billiger machen und wird aktuell auf einen Wert von umgerechnet 20 Milliarden Euro geschätzt.
Bild: Reuters/T. Baur
In Richtung Mars
Nach einigen Fehlschlägen haben sich die Trägerrakete Falcon 9 und das Raumschiff Dragon zu einem wichtigen Versorger der Internationalen Raumstation ISS entwickelt. 2022 sollen nach eigenen Angaben die ersten Frachtflüge auf den Mars beginnen – zwei Jahre später sollen Passagiere dorthin transportiert werden.
Bild: picture-alliance/dpa/Press Association Images/Spacex
Revolution des Transports
Nach SpaceX gründete Elon Musk im Jahr 2003 Tesla. Das Unternehmen stellt Elektroautos her, forscht aber auch an Lösungen zur Energiespeicherung. Probleme bereitet Tesla aktuell vor allem das Model 3 - ein Elektroauto für die Massen. Doch Tesla hinkt bei der Markteinführung des Autos hinterher – dennoch wird das Unternehmen an der Börse aktuell mit mehr als 70 Milliarden Euro bewertet.
Bild: Reuters/Tesla
Der ganz große Tesla
Im vergangenen Jahr gab es dann noch einen weiteren Einblick in Musks Zukunftsvorstellungen: Einen elektrischen Sattelschlepper mit dem Namen Tesla Semi. 2019 soll die Produktion beginnen. Die Betriebskosten sollen mindestens 20 Prozent niedriger sein als bei einem konventionellen Diesel-LKW der selben Größe, so Musk.
Bild: Reuters/A. Sage
Dächer mit Solarfliesen
Musk hat auch in das Solarenergieunternehmen SolarCity investiert. Seit 2016 gehört es zu Tesla. Mehr als 300.000 Häuser soll das Unternehmen mit einer Solaranlage ausgestattet haben. Geht es nach den Vorstellungen Musks wird die Energie vom Dach in der Tesla-eigenen "Powerwall" gespeichert. Damit wird dann auch das Auto geladen.
Bild: picture-alliance/Newscom/Tesla/UPI
Elektrobetriebene Zukunft
Die "Powerwall" hat Musk bereits 2015 vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine kompakte Lithium-Ionen-Batterie, die über das Smartphone gesteuert werden kann. Doch auch hier hat die langsame Produktionszeit zu Problemen bei der Markteinführung geführt. Hergestellt wird die Powerbank in der sogenannten Gigafactory in der Wüste Nevadas.
Bild: Reuters/P. T. Fallon
Moderne Rohrpost
In einem "White Paper" bekam der sogenannte Hyperloop-Zug 2013 globale Aufmerksamkeit. Das Konzept folgt der Idee einer Rohrpost. Laut Musk ist es damit möglich, auf Strecken von bis zu 1.200 Kilometern schneller und deutlich umweltfreundlicher als mit dem Flugzeug oder der Bahn zu reisen. Kritiker bezweifeln jedoch den Umweltaspekt und die finanzielle Tragfähigkeit.
Bild: picture alliance/AP Photo/SpaceX
Schnittstelle Mensch-Computer
Damit nicht genug – 2016 gründet Musk das Unternehmen Neuralink mit. Das Start-up will ein Gerät schaffen, das die Kommunikation zwischen dem menschlichen Gehirn und Computern ermöglichen soll. Das Projekt steckt aber noch in den Kinderschuhen.