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Portugal - mehr als nur Ronaldo

Tobias Oelmaier
17. Juni 2021

Cristiano Ronaldo bestimmt auch mit 35 Jahren die Nachrichten über Portugals Fußball. Dabei hat der Titelverteidiger bei der EURO 2020 mehr zu bieten als nur CR7. Deutschland ist gewarnt vor dem zweiten EM-Gruppenspiel.

Ungarn Budapest | UEFA Euro 2020 | Tor für Portugal
Bild: Alex Pantling/REUTERS

Das muss man sich leisten können: André Silva, den mit 28 Saisontreffern zweitbesten Torschützen der Bundesliga, 81 Minuten lang auf der Bank schmoren zu lassen oder auch Top-Talent Joao Felix gar nicht erst zu bringen. Portugals Trainer Fernando Santos kann in der Offensive aus dem Vollen schöpfen. Und auf seinen Superstar vertrauen - Cristiano Ronaldo hatte im ersten Gruppenspiel gegen die Ungarn nicht seinen besten Tag erwischt, eine Riesenchance kläglich vergeben, aber in der Schlussphase war er dann da.

Nachdem der Dortmunder Raphael Guerreiro den Bann gegen die tapfer verteidigenden Ungarn nach 87 Minuten endlich gebrochen hatte, durfte sich Ronaldo den nächsten Rekord krallen: Dank seiner beiden Treffer, einem Strafstoß und einem Solo zum 3:0-Endstand, liegt er jetzt mit elf EM-Toren in der ewigen Torschützenliste der Europameisterschaften allein vorne. Und die Bestmarke des Iraners Ali Daei von 109 Treffern im Nationaltrikot ist für Ronaldo nur noch drei Tore entfernt.

Der Gockel, der Pfau, der Perfektionist - und immer noch einer der Besten auf dem Planeten: Cristiano RonaldoBild: Bernadett Szabo/REUTERS

"Es war wichtig, gut zu starten, um Selbstvertrauen zu tanken", sagte der fünfmalige Weltfußballer nach dem Sieg des Titelverteidigers in Budapest: "Und jetzt ist es wichtig, so weiterzumachen und das nächste Spiel zu gewinnen." Für das deutsche Team muss das wie eine Drohung klingen. Noch eine Niederlage, wie zum Auftakt gegen Weltmeister Frankreich, und die EM könnte schon fast zu Ende sein.

Vor allem in England erfolgreich

Zumal es längst nicht nur Cristiano Ronaldo ist, der für die ganz besonderen Momente im Spiel der Portugiesen sorgt. Auch wenn der Linksaußen wahrscheinlich immer noch über allen anderen thront - um ihn herum gesellen sich einige weitere internationale Hochkaräter. Neben Felix und Silva sind dies Diogo Jota vom FC Liverpool oder Bernardo Silva, der in dieser Saison mit Manchester City die Premier League gewonnen hat. Bruno Fernandes von Manchester United und Danilo Pereira von Paris St. Germain kurbeln aus dem Mittelfeld an.

Und hinten möchte wohl noch immer kein Stürmer auf die Stollen oder Ellbogen von Altstar Pepe treffen. Der räumt, wenn auch inzwischen 38 Jahre alt und "nur" noch beim FC Porto und nicht mehr bei Real Madrid unter Vertrag, weiter zuverlässig hinten ab. Freilich kann er sich dabei auf die Unterstützung jüngerer Kollegen verlassen, wie etwa auf die des Man-City-Doppels Joao Cancelo und Ruben Dias. Letzterer wurde gerade in England zum Spieler der Saison gewählt - und das als Verteidiger.

BVB-Außenverteidiger Raphael Guerreiro ist eine der festen Größen bei den Portugiesen - und traf gegen UngarnBild: Attila KISBENEDEK/POOL/AFP/Getty Images

Ballbesitz, aber...

Spielmacher Bruno Fernandes kennt vor der Partie am Samstag (Anpfiff um 18.00 Uhr MESZ) in München nur ein Ziel: "das Spiel zu kontrollieren, den Ball so viel wie möglich zu haben und zu gewinnen." Auch das klingt wieder beängstigend. Allerdings: Gegen die eher zweitklassigen Ungarn hatten die Portugiesen zwar über weite Strecken das Spiel dominiert, hatten mehr Ballbesitz, aber nach vorne fehlte es an kreativen Geistesblitzen.

Erst als sich die Ungarn müde gelaufen hatten, fielen die Tore. Was gegen das fitte deutsche Team schwieriger werden dürfte. Zumal man das Problem mit dem hohen Ballbesitzanteil ohne Effektivität beim DFB nur zur Genüge aus eigener Erfahrung kennt - siehe die Begegnung mit den Franzosen am Dienstag.

Motivation aus deutscher Sicht kommt aus der Statistik-Ecke: Das letzte EM-Duell in der Vorrunde 2012 ging mit 1:0 an das DFB-Team - und Cristiano Ronaldo hat noch nie gegen eine deutsche Nationalmannschaft getroffen.

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