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EM-Viertelfinal-Aus für Deutschland

30. Juli 2017

Der achtmalige Titelgewinner scheitert bei der Europameisterschaft in seinem ersten K.o.-Spiel gegen Dänemark und an sich selbst. Bis auf Torfrau Schult spielen alle unter ihren Möglichkeiten - ein historisches Debakel.

Niederlande Frauen-Fußball-EM in Rotterdam - Deutschland vs. Dänemark
Bild: picture-alliance /dpa/C. Jasper

Der Regenschauer ergoss sich über das älteste Stadion der Niederlande rund eine Stunde vor Spielbeginn - und die Erinnerungen an gestern Abend liefen wieder wie ein Daumenkino im Kopf ab. Aber es war nur ein kurzer, wenn auch heftiger Wolkenbruch, danach kam kurz sogar die Sonne heraus und das Viertelfinalspiel der DFB-Frauen gegen Dänemark konnte nach der regenbedingten Spielabsage tags zuvor nun endlich angepfiffen werden - ohne Happy End für das deutsche Team. Die Mannschaft von Bundestrainerin Steffi Jones unterlag als Top-Favorit überraschend, aber verdient mit 1:2 (1:0). "Uns hat die Aggressivität und Überzeugung gefehlt. Und wir haben mal wieder die Torchancen nicht genutzt", analysierte Torfrau Almuth Schult die Niederlage. Zum ersten Mal überhaupt in der EM-Geschichte scheiden die DFB-Frauen im Viertelfinale aus.

Und das, obwohl der achtmalige Titelgewinner früh in Führung ging. Es war das erste Tor aus dem Spiel heraus bei diesem Turnier, wenn auch erneut nur dank eines großen Torfraufehlers. Mittelfeldspielerin Isabel Kerschowski vom VfL Wolfsburg lief über links, legte sich am Strafraum den Ball dann auf rechts. Weil keiner der dänischen Spielerinnen sie dabei störte, zog Kerschwoski einfach ab. Torfrau Stina Lykke Petersen versuchte den Ball mit einer Hand zu parieren, legte sich ihn aber selbst ins Netz (3. Minute).

Hier ist die deutsche Fußballwelt noch in Ordnung: Die Führung für die DFB-FrauenBild: picture-alliance/Revierfoto

Wetter passte zum Spiel - oder umgekehrt?

Zunächst bestimmten die DFB-Frauen weiterhin das Spiel. Doch anstatt nun befreit auf zu spielen, leisteten sich die Deutschen viele technische Fehler, waren unkonzentriert bei Pässen und übten wenig Druck auf die Däninnen auf, von denen bis dahin auch wenig kam. Einzig Spielführerin Pernille Harder, die beim Deutschen Meister Wolfsburg unter Vertrag steht, brachte einige Lichtblicke in das dänische Spiel, aber auch ihre Bemühungen im Strafraum waren harmlos. Passte sich das Wetter dem Spiel an oder umgekehrt? Schwer zu sagen. Nach rund 25 Minuten begann es wieder in Strömen zu regnen und Jones schaute in ihrem ersten großen Turnier als Bundestrainerin bedröppelt dem zähen Spiel von der Seitenlinie aus zu.

Nach vorne passierte bei der deutschen Mannschaft bis zur Pause kaum mehr etwas. Ein Konter in der 44. Minute war symbolisch: Der Pass von Linda Dallmann auf Sara Doorsoun kam zu spät und nicht in den Lauf. Doorsoun legte sich dann erst noch den Ball schön zurecht, bevor sie aus rund 18 Metern aufs Tor schoss - jedoch viel zu ungenau. Solche Aktionen machten die Däninnen unnötig stark, die ihrerseits einige gute Chancen kreierten - aber nicht erfolgreich abschlossen.

Nicht ihr Spiel: Anna Blässe

Das war in der zweiten Halbzeit anders. Stine Larsen setzte sich auf der rechten Seite durch. Die Linienrichterin ruderte mit der Fahne, doch Schiedsrichterin Katalin Kulcsár ließ Vorteil gelten. Die Deutschen wirkten verwirrt, während Larsen flankte und Nadia Nadim vollkommen unbedrängt von Anna Blässe einköpfen konnte. Blässes Tag war es heute nicht, sie spielte von Beginn an behäbig und unsicher und war so ein Unsicherheitsfaktor in der deutschen Abwehr. Torfrau Schult musste eine Minute später das zweite Gegentor verhindern.

Und Spielführerin Dzsenifer Marozsan? Von der Deutschen Fußballerin des Jahres war wie auch schon in den drei Gruppenspielen zuvor kaum etwas zu sehen. Die Däninnen spielten auch nicht herausragend, aber sie merkten,  dass die Überraschung gegen den Favoriten möglich war. Zunächst traf Veje nur die Latte aus vier Metern (57.), dann scheiterte Harder alleine vor Schult (58.). Die Deutschen spielten weiterhin lustlos und uninspiriert, kamen zwar ab und an wieder vor das Tor der Gegnerinnen, aber ohne den Willen, unbedingt das Tor machen zu wollen. Das erzielten dafür die Däninnen sieben Minuten vor Ende der regulären Spielzeit - eine Kopie des ersten Tores: Frederikke Thögersen flankte von rechts, wo Theresa Nielsen völlig frei zu Kopfball kam (83.).

Die Siegtorschützing: Nadim (Mitte)Bild: Getty Images/M. Hitij

"Wir haben es heute einfach nicht gebracht"

"Wir sind einfach nur enttäuscht. Wir hatten uns so viel vorgenommen", meinte Lena Goeßling. Die ungewohnte Uhrzeit, 12 Uhr, machten dem deutschen Team offenbar deutlich mehr zu schaffen als den Gegnerinnen. "Alles war ausgerichtet auf Abendspiele. Wir haben überhaupt nicht in unseren Rhythmus gefunden", so Schult. Was sie jedoch nicht als Entschuldigung zu ließ. "Wir haben es heute einfach nicht gebracht."

Österreich sensationell weiter

Im Halbfinale treffen die Däninnen nun auf Österreich, das sich überraschend mit 5:3 (0:0, 0:0) im Elfmeterschießen gegen Spanien durchsetzte. Nach 120 Minuten waren - auch mangels Torchancen - in Tilburg keine Tore gefallen. Dann behielten alle österreichischen Schützinnen die Nerven und verwandelten allesamt sicher vom Punkt, während Spaniens Silvia Mesequer an Torfrau Manuela Zinsberger scheiterte.

Anschließend zog auch England in die Vorschlussrunde ein. Das Team von der Insel bezwang Frankreich in Deventer durch ein Tor von Jodie Taylor nach 60 Minuten mit 1:0 (0:0). England kämpft nun gegen die Niederländerinnen um den Einzug ins Endspiel. Die Gastgeberinnen hatten bereits am Samstag mit 2:0 gegen Schweden gewonnen. Die Halbfinals stehen am Donnerstag auf dem Programm.

 

Noch nicht genug vom Spiel? Dann lesen Sie hier die einzelnen Szenen doch nochmal in unserem Liveticker nach.

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