1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ende der Schifffahrtskrise, ahoi?

Malte Rohwer-Kahlmann
31. März 2017

Containerriesen dümpeln leer herum: Seit neun Jahren kämpfen die Reedereien gegen die Pleite. Das Ruder herumreißen sollen jetzt neue Fracht-Allianzen - doch die rufen schon den nächsten Ärger auf den Plan.

Containerhafen von Antwerpen
Bild: picture-alliance/dpa/D. Waem

Wenn der Wind rau pfeift, so scheint es, rückt man besser näher zusammen. Zu vier Allianzen hatten sich die großen Reedereien in der weiter anhaltenden Schifffahrtskrise formiert. Zum 1. April sortiert sich die Branche noch einmal neu, in nun drei Allianzen. Indem sie Routen koordinieren und Frachtraum gemeinsam nutzen, wollen die Logistik-Unternehmen Geld sparen - und das müssen sie auch dringend.

"In der letzten Zeit war es so, dass die meisten Reedereien Probleme hatten, überhaupt in die Gewinnzone zu kommen", sagt Burkhard Lemper, Geschäftsführer des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik im Gespräch mit der DW. Mehr als drei Milliarden Dollar hat die Branche laut Schätzungen der Seefahrt-Beratung Drewry im letzten Jahr verloren. Selbst die Riesen, wie APM-Maersk und Hapag-Lloyd mussten Verluste hinnehmen. 

Diese roten Zahlen sind noch immer Auswirkungen der Wirtschaftskrise von 2008. Der weltweite Handel, der in den Jahren zuvor noch boomte, brach ein und die Frachträume der Containerschiffe blieben plötzlich leer. Zusätzlich liefen noch größere Schiffe vom Stapel und die Reedereien gaben neue in Auftrag.

So entstand ein massives Überangebot an Transportkapazitäten, welches wiederum die Preise für den Containertransport, die Fracht- und Charterraten, nach unten drückte. Hanjin, die bis dato siebtgrößte Reederei der Welt, trieb dieser Preisverfall letztlich in den Konkurs - die am Markt verbleibenden Schiffsunternehmen wehren sich noch.

Sie verknappen unter anderem den verfügbaren Frachtraum, indem sie Teile ihrer Flotten vorrübergehend stilllegen. Fast 300 solcher Auflieger dümpeln auf den Ozeanen und in den Häfen dieser Welt herum - ungenutzte Schiffskapazitäten von mehr als einer Million Standard-(TEU)-Containern.

Die Kartellaufsicht ermittelt

Sicher, die Branche muss angesichts der misslichen Lage Wege finden, um sich - im wahrsten Sinne des Wortes - über Wasser zu halten. Aber die Umstrukturierung der Reedereien in fortan drei Allianzen ist auch umstritten. Kritiker befürchten, dass sich noch mehr Marktmacht in weniger Händen bündelt und etwa Preisabsprachen erleichtert.

"Die zunehmende Konzentration in immer weniger Schifffahrts-Allianzen wird die Koordinaten sicherlich leichter machen - und das in einer Branche, die sowieso anfällig für Absprachen ist", schrieb Renata Hesse vom amerikanischen Justizministerium im November an die Schifffahrtsbehörde FMC. Doch trotz Hesses "erheblicher Wettbewerbsbedenken" gab die FMC den Anträgen der Reedereien letztlich statt.

Sinnbild der Krise: Die südkoreanische Reederei Hanjin wurde im Februar für Bankrott erklärtBild: Getty Images/AFP/D. McNew

Mitte März platzte dann das FBI in ein Treffen der 20 führenden Reederei-Chefs, eines der regelmäßig stattfindenden sogenannten Box-Club-Meetings, in San Francisco. Die Beamten teilten mit, dass das Justizministerium ermittelt und verteilten schriftliche Vorladungen. Die betroffenen Reedereien sagen bislang nicht viel zu dem Vorfall, bestätigen bloß den Erhalt der Schreiben.

Bereits in der Vergangenheit gab es kartellrechtliche Ermittlungen gegen Reedereien, die in einigen Fällen auch zu Strafen führten. Diese fallen generell recht hoch aus. Die neuesten Ermittlungen könnten also zum weiteren Stolperstein auf dem Weg aus der Krise werden. Doch es gibt auch Hoffnung.

Die Auftragslage war in den letzten Wochen wieder ein wenig besser. Könnte die Krise nach neun Jahren also bald überwunden sein? "Es zeichnet sich eine leichte Besserung bei der Nachfrage ab", so Lemper. Doch auf eine dauerhafte Erholung ließe das noch nicht schließen. "Es gibt nach wie vor eine ganze Menge an Schiffen, die auf Beschäftigung warten - Überkapazitäten, die erst einmal aufgezehrt werden müssen, bevor es nachhaltig zu einer Trendwende kommen kann." Der Wind pfeift also weiter.

#DailyDrone: Containerhafen

01:11

This browser does not support the video element.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen