Ende in Leverkusen bestätigt: Xabi Alonso verlässt Bayer 04
9. Mai 2025
Jetzt ist es offiziell: Xabi Alonso verlässt die Fußball-Bundesliga und ist in der nächsten Saison nicht mehr Trainer von Bayer 04 Leverkusen. "Diese Woche haben der Verein und ich uns darauf geeinigt, dass die letzten beiden Spiele meine letzten als Coach von Bayer Leverkusen sein werden", sagte Alonso. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diese Entscheidung mitzuteilen."
Wohin es ihn zieht, wollte Alonso aber noch nicht sagen. Jedoch meldete die spanische Sportzeitung "Marca", dass Alonso einen Dreijahresvertrag bis 2028 bei seinem Ex-Verein Real Madrid unterschrieben hat.
Nach dem Aus der "Königlichen" im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Arsenal und der Niederlage im spanischen Pokalfinale gegen den Erzrivalen FC Barcelona, der unter Ex-Bundestrainer Hansi Flick wohl auch die Meisterschaft gewinnen wird, sind die Tage von Carlo Ancelotti als Real-Trainer aber offenbar gezählt. Der Italiener wird Madrid nach der Saison wohl verlassen - und möglicherweise demnächst als Nationaltrainer in Brasilien oder Saudi-Arabien arbeiten.
Alonso gilt als der Wunschkandidat des mächtigen Real-Präsidenten Florentino Perez. Zwar hatte er in Leverkusen noch einen Vertrag bis 2026, allerdings kann er vorzeitig wechseln, wenn sich einer seiner drei Ex-Klubs FC Liverpool, FC Bayern München oder eben Real Madrid meldet und ihn als Trainer verpflichten möchte. Als mögliche Ablösesumme, die Bayer 04 für Alonso kassiert, werden 15 bis 20 Millionen Euro gehandelt.
"Lasst uns nicht so viel über meine Zukunft sprechen", bat Alonso auf der Pressekonferenz, in der er seinen Abschied bekanntgab. Schon in den Wochen zuvor hatte er versucht, die bohrenden Fragen mit anderen ausweichenden Antworten so freundlich wie möglich zu umgehen. Vor einem Jahr, als er von Liverpool und dem FC Bayern umworben worden war, hatte er frühzeitig alle Spekulationen beendet und sich für eine weitere Saison in Leverkusen entschieden.
Double-Sieg nach 31 Jahren ohne Titel
Für Bayer 04 Leverkusen, Double-Sieger von 2024, endet damit nach zweieinhalb Jahren eine Erfolgsgeschichte. Alonso kam im Oktober 2022 zum Werksklub, der damals nach schlechtem Saisonstart nur 17. der Bundesliga-Tabelle war. Der Spanier, der zuvor noch kein Amt als Cheftrainer bei einem Profiklub bekleidet hatte, führte die Mannschaft in seinem ersten Jahr noch in die Europa League und schaffte danach etwas, das es zuvor im deutschen Fußball noch nicht gegeben hatte.
Ohne eine einzige Niederlage wurde Bayer Leverkusen 2024 erstmals deutscher Meister und sicherte sich auch den Sieg im DFB-Pokal. In der Europa League scheiterte Bayer 04 erst im Finale an Atalanta Bergamo. Zuvor hatte der Verein 31 Jahre lang keinen Titel gewonnen. Mit dem DFB-Pokal-Sieg von 1993 und dem Erfolg im UEFA-Pokal von 1988 hatte es ohnehin erst zweimal etwas zu bejubeln gegeben.
"Die unter Xabi Alonsos Verantwortung erzielten Erfolge haben Bayer 04 in der Fußball-Welt dauerhafte Anerkennung verschafft", sagte Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung. "Die Meisterschale ungeschlagen nach Leverkusen zu holen, dazu der DFB-Pokal-Sieg, der Einzug ins Europa-League-Finale, der Supercup-Gewinn - darauf sind wir sehr stolz."
Alonso impfte seinen Spielern eine Siegermentalität ein, die Leverkusener Profis in entscheidenden Momenten und Spielen bislang stets gefehlt hatte. Die Fähigkeit, knappe Spiele regelmäßig durch späte Tore noch zu drehen, brachte dem Team den Spitznamen "Laterkusen" ein.
"Ich bin Bayer Leverkusen, meinen Spielern, meinem Staff, allen Mitarbeitern des Klubs und nicht zuletzt den fantastischen Fans zu großem Dank verpflichtet", sagte der Trainer nun zu seinem Abschied.
Bittere Niederlagen, verpasste Chancen
Im Jahr nach dem großen Erfolg ließ Alonsos Mannschaft ihre Gewinner-Qualität allerdings oft vermissen. Zwar kann Bayer 04 in der Saison 2024/2025 das zweitbeste Ergebnis seiner Vereinsgeschichte erreichen, leistete sich aber insgesamt zu viele schwache Auftritte und vermeidbare Punktverluste durch Unentschieden. Am Ende ist der FC Bayern München souverän Meister geworden, Leverkusen mit Abstand dahinter Zweiter - allerdings mit deutlichem Vorsprung auf Rang drei.
Gegen die Bayern war für Leverkusen auch im Achtelfinale der Champions League Schluss. Besonders bitter für Alonso und sein Team war die unnötige Niederlage im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Drittligist Arminia Bielefeld.
Nach diesem und anderen schwachen Auftritten musste sich Alonso, der im Meisterjahr als unantastbar galt, immer wieder Kritik an seiner Taktik gefallen lassen. "Die Taktik war vielleicht nicht die beste", gab er nach dem überraschenden Pokal-Aus zu und räumte auch Wochen danach ein: "Ich spüre den Schmerz noch, weil wir eine riesige Chance verpasst haben, nach Berlin zu fahren und wieder ein Finale zu spielen."
Wie entscheidet sich Florian Wirtz?
Der Abgang Alonsos wird auch in der Mannschaft personelle Konsequenzen haben: Für Bayer-Superstar Florian Wirtz fällt nun ein starkes Argument weg, weiterhin in Leverkusen zu bleiben. Der Offensivspieler wurde mit Manchester City in Verbindung gebracht, könnte Alonso aber auch zu Real Madrid folgen.
Wie die "Bild"-Zeitung behauptet, soll sich Wirtz allerdings bereits mit dem FC Bayern einig sein und zu keinem anderen Klub wechseln wollen. Angeblich sind die Münchener bereit, in diesem Sommer 100 Millionen Euro an Ablösesumme zu bieten. Sollte das nicht reichen, würde Wirtz bis 2026 warten.
Man darf allerdings davon ausgehen, dass diese Summe den Leverkusener Verantwortlichen tatsächlich zu niedrig ist, da Wirtz' Marktwert um einiges höher liegt und sie zudem einen direkten Konkurrenten durch den Transfer stärken würden.
Neue Perspektiven eröffnet der Wechsel von Xabi Alonso auch für die Spieler, die zuletzt unter dem Spanier mit ihren Einsatzzeiten nicht mehr glücklich waren und einen Vereinswechsel in Betracht gezogen haben. Dazu gehören die beiden Stürmer Patrik Schick und Victor Boniface, außerdem Nationalspieler Robert Andrich und der ehemalige Nationalspieler Jonas Hofmann.
Folgt Xavi auf Xabi oder kommt ten Hag?
Und selbstverständlich muss der Werksverein neben diesen Personalfragen an erster Stelle klären, wer Alonsos Platz auf der Trainerbank einnehmen soll. Hier laufen im Hintergrund bereits die Vorbereitungen für einen fließenden Übergang, und die Spur führt unter anderem ebenfalls nach Spanien.
Neben dem Niederländer Erik ten Hag, dem ehemaligen Coach von Manchester United, der vom Fachmagazin "Kicker" bereits als Nachfolger genannt wurde, gelten Imanol Alguacil, Xavi Hernandez und Cesc Fabregas als Favoriten.
Der 53-Jährige Alguacil ist aktuell Trainer bei Alonsos Heimatverein Real Sociedad San Sebastian, hat aber bereits angekündigt, seinen Posten zum Saisonende aufzugeben. Xavi, der als Spieler an der Seite Alonsos mit Spanien Welt- und Europameister wurde, trainierte zuletzt den FC Barcelona (2021 - 2024) und holte mit den Katalanen einen Meistertitel und zwei Pokalsiege. Fabregas ist seit dem vergangenen Sommer Cheftrainer bei Aufsteiger Como 1907 in der italienischen Serie A.
Ob einer der drei tatsächlich nach Leverkusen kommt, muss sich zeigen. Die Verbindungen nach Spanien sind dank Leverkusens spanischem Geschäftsführer Fernando Carro allerdings sehr gut - und die Werkself hat schon einmal beste Erfahrungen mit einem spanischen Coach gemacht, der zuvor noch keinen Klub in der Bundesliga trainiert hatte.
Der Artikel wurde am 9. Mai aktualisiert.