Endemie, Epidemie, Pandemie: Das sind die Unterschiede
Sophia Wagner
29. Dezember 2021
Viele hoffen, dass das Coronavirus so schnell wieder verschwindet, wie es gekommen ist. Viele Virologen gehen aber davon aus, dass das Virus endemisch wird, gerade seit Omikron. Das bedeutet: Wir müssen damit leben.
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Endemie: die ständige Bedrohung
Eine Krankheit, die in bestimmten Regionen regelmäßig auftritt, wird als endemisch bezeichnet. Bei einer Endemie bleibt die Zahl der Erkrankungen über die Zeit relativ konstant.
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Sie ist höher als in anderen Gegenden, nimmt im Laufe der Zeit aber nicht weiter zu. In einem gewissen Zeitraum erkranken ungefähr immer gleich viele Menschen neu.
Ein typisches Beispiel ist die Malaria, an der jedes Jahr 300 Millionen Menschen weltweit erkranken, hauptsächlich in den Tropen.
Bereits im Mai 2020 ging die Weltgesundheitsorganisation (WHO), davon aus, dass das Coronavirus zu einem endemischen Virus werden könnte. Die Delta- und Omikron-Varianten haben seitdem gezeigt, wie anpassungsfähig das Virus ist: ähnlich der Grippe. Das bedeutet, das Ding ist in der Welt, wir müssen in bestimmten Erdregionen lernen, damit zu leben. Verschwinden wird es nicht mehr.
Epidemie: nur in einer Region
Von einer Epidemie wird gesprochen, wenn eine Krankheit in einer bestimmten Region und in einem begrenzten Zeitraum ungewöhnlich häufig vorkommt.
Eine Pandemie ist eine Epidemie, die sich über die Grenzen eines bestimmten Landes oder auch eines Kontinentes ausbreitet.
Das bedeutet vor allem, dass die erfolgreiche Kontrolle der Krankheit von der Kooperation der Gesundheitssysteme verschiedener Länder abhängt. Es bedeutet nicht, dass eine Krankheit besonders gefährlich oder tödlich ist.
Wenn die Zahl der Erkrankungen in einer bestimmten Region über das normal zu erwartende (endemische) Level steigt, spricht man von einer Epidemie. Wenn die Krankheitsfälle lokal begrenzt sind, wird oft von einem Ausbruch gesprochen.
Eine Epidemie entsteht zum Beispiel, wenn sich die Virulenz eines bestimmten Erregers verändert: Ein Virus mutiert und wird dadurch ansteckender.
Auch wenn Krankheiten in ein bestimmtes Gebiet neu eingeführt werden, kann das zu Epidemie führen. Voraussetzung ist, dass eine Krankheit von Mensch zu Mensch weitergegeben werden kann.
Ein Beispiel dafür sind die Pocken, die seit Beginn des 16. Jahrhunderts von den europäischen Eroberern nach Amerika eingeschleppt wurden. Weil die indigene Bevölkerung vorher noch nie mit den Erregern in Kontakt war, hatte sie keinerlei Abwehrkräfte.
Einzelne Hochrechnungen gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der indigenen Bevölkerung Amerikas den Pocken zum Opfer fiel.
Wird die Pandemie endemisch?
03:43
Pandemie: weltweite Ausbreitung
Breitet sich eine Krankheit nicht nur regional, sondern über Länder und Kontinente hinweg aus, sprechen Experten von einer Pandemie.
Laut WHO und CDC werden Pandemien meistens von neu auftretenden Erregern oder Virustypen verursacht. Das können zum Beispiel Zoonosen sein, also Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden.
Wenn eine Krankheit für Menschen neu ist, werden nur sehr wenige Personen gegen das Virus immun sein. Impfungen gibt es in diesem Fall ebenfalls keine. Das kann dazu führen, dass sehr viele Menschen erkranken.
Wie gefährlich oder tödlich die Erkrankung verläuft, hängt von dem spezifischen Virus und dem Gesundheitszustand des einzelnen Menschen ab.
Selbst wenn eine Krankheit prozentual gesehen in den meisten Fällen harmlos verläuft, kann die absolute Zahl der schweren Erkrankungen bei einer Pandemie sehr hoch sein. Das liegt einfach daran, dass insgesamt sehr, sehr viele Menschen mit den Krankheitserregern infiziert sind.
Eine typische Krankheit, die immer wieder pandemische Ausmaße annimmt, ist die Grippe. An der Spanischen Grippe von 1918 starben mit 25 bis 50 Millionen Toten mehr Menschen als im 1. Weltkrieg. Auch die Schweinegrippe löste im Jahr 2009 eine Pandemie aus.
Allerdings können auch bei einer Pandemie einzelne abgeschiedene Gebiete von der Krankheit verschont bleiben, Insel oder Berggebiete beispielsweise. Der Flugverkehr begünstigt allerdings die Ausbreitung von Pandemien.
Die Begriffe Epidemie und Pandemie bezieht sich im Normalfall auf Infektionskrankheiten. Weil der einen dringenden Handlungsbedarf vermittelt, werden manchmal aber auch nicht übertragbare Krankheiten so bezeichnet. Diabetes-Epidemie, zum Beispiel.
Dieser Artikel wurde zuletzt nach Auftreten der Omikron-Variante aktualisiert.
Wie die Pest! - Wenn Tiere krank machen
In Arizona haben die Gesundheitsbehörden Pesterreger in Flöhen gefunden. Träger der Infektionskrankheit sind Nagetiere. Aber nicht nur die Pest kann vom Tier auf den Menschen überspringen - Zoonosen gibt es viele.
Bild: CC/BY/äquinoktium
Träger der Pest
In Flöhen sind die Gesundheitsbehörden von zwei Countys in Arizona fündig geworden: Yersinia pestis - der Erreger der Beulenpest. Der Floh kann das Bakterium vom Nagetier auf den Menschen übertragen. Dort müssen die Menschen nun besondere Vorsicht walten lassen: sich von Wildtieren fernhalten und ihre Haustiere mit Medikamenten vor den Parasiten schützen.
Bild: picture-alliance/dpa
Nicht ganz ungewöhnlich
In den USA sind Pestfälle zwar selten, jedes Jahr kommen aber durchschnittlich sieben Infektionen beim Menschen vor. Erst im Juni hatten sich in New Mexico drei Menschen angesteckt. Medizinisch hat die Pest in entwickelten Ländern ihren Schrecken verloren. Mit Antibiotika lässt sie sich gut behandeln. Bleibt sie indes unbehandelt, verläuft sie oft tödlich.
Bild: SGHT
Vorsicht, auch wenn sie niedlich aussehen!
Im Yosemite-Nationalpark waren 2015 zwei Besucher an der Pest erkrankt. Übertragen wurden die Bakterien wahrscheinlich von solchen süßen Streifenhörnchen oder von Eichhörnchen. Mitte August sperrte die Parkbehörde einen Campingplatz, nachdem in zwei toten Eichhörnchen Pesterreger gefunden wurden. Weltweit gibt es jedes Jahr etwa 300 Pestfälle - die meisten in Madagaskar, der DR-Kongo und Peru.
Bild: Hamid Esmaeili
Nicht nur die Pest ist gefährlich
Es gibt viele andere Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können - sogenannte Zoonosen. Vor allem kleine Kinder, ältere und kranke Menschen und Schwangere sind durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten gefährdet. Deshalb sollten Haustiere regelmäßig mit den nötigen Medikamenten behandelt werden.
Bild: Fotolia/pitrs
Fieber dank Miezekatze
Katzen und Hunde - die besten Freunde des Menschen - können zum Beispiel das Bakterium "Campylobacter jejuni" übertragen, das Durchfall verursacht. Katzen geben zudem verschiedene Bartonella-Bakterien weiter, die Fieber und Entzündungen hervorrufen können. Und eine Toxoplasmose, ausgelöst durch den Parasiten Toxoplasma gondii, kann bei einer Schwangerschaft zu gefährlichen Komplikationen führen.
Bild: Fotolia/millaf
Infektionsweg über mehrere Tiere
Eine Virusinfektion, die fast nur auf dem Lande vorkommt, sind die Kuhpocken. Mäuse, die auf Kuhweiden leben, nehmen die Viren aus dem Kot der Rinder auf. Dann fressen Katzen die Mäuse und spielen abends mit den Menschen. Setzt es beim Raufen mal einen Kratzer infiziert sich der Mensch.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte
Krank durch Kriechtiere
Amphibien und Reptilien dagegen sollen für eine Vielzahl von sporadischen Salmonellen-Infektionen bei ihren Besitzern verantwortlich sein. Rund elf Prozent dieser Infektionen bei Patienten unter 21 Jahren gehen einer Studie zufolge auf Tiere wie Leguane, Echsen, Schlangen oder Frösche zurück.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm
Papageienkrankheit
Die Papageienkrankheit ist eine Zoonose, die vor allem für Kinder und geschwächte Personen gefährlich werden kann. Auslöser ist eine Chlamydien-Art. Sie trifft vor allem Papageie, Wellensittiche und Tauben. Der Mensch infiziert sich damit meist über den eingetrockneten Kot der Tiere. Der wird mit dem Staub in der Luft aufgewirbelt.
Bild: Proaves
Krankheiten vorbeugen
Für gesunde Menschen ist das Risiko jedoch gering, solange die Tiere geimpft und entwurmt werden und Hygiene-Regeln beachtet würden, betonen die Forscher. Trotzdem sollte sich jeder nach einer ausgiebigen Streicheleinheit die Hände waschen, oder beim Reinigen von Käfig oder Terrarium Handschuhe tragen.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst
Stechende Gefahr
Aber nicht nur unsere Haustiere sind ansteckend. So kann es zum Beispiel passieren, dass gefährliche Tiere aus den Tropen versehentlich mit Handelswaren, meist auf Schiffen, auch in gemäßigte Zonen gelangen. Die asiatische Tigermücke überträgt beispielsweise das Dengue-Fieber.
Bild: picture alliance/Mary Evans Picture Library
Reineke Fuchs
Bis zum Jahr 2008 gab es sie auch in Deutschland: Tollwut, übertragen vor allem von Füchsen. Durch großangelegte Impfaktionen aber ist diese gefährliche Krankheit ausgerottet. Für Menschen, die sich mit dem Tollwutvirus infiziert hatten, endete die Krankheit tödlich. Deutschland gilt heute als tollwutfrei.
Bild: imago/blickwinkel
Entwarnung
Im Allgemeinen - das betonen die Forscher - überwiegen die positiven Effekte, die die Beziehung zu einem Tier mit sich bringt. So sollen Kleinkinder, die mit einem Hund oder einem Vogel aufwachsen, seltener an Allergien und Atemwegsinfektionen erkranken. Außerdem sorgen Hunde dafür, dass wir uns mehr bewegen - und auch für die Psyche sind unsere tierischen Freunde gut.