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Reise

Endlich Urlaub?

27. Mai 2020

Die Bundesregierung will in der kommenden Woche ihren Plan für den Neustart des Tourismus in Europa vorlegen. Vorgesehen ist, die generelle Reisewarnung für 31 Länder in Europa ab Mitte Juni aufzuheben. 

Mallorca, Cala Rajada, am Strand Cala Agulla
Bild: picture-alliance/Fellow

Die Bundesregierung bemüht sich, den Weg für den grenzüberschreitenden Sommerurlaub in Europa frei zu machen. Die weltweite Reisewarnung für Touristen soll ab dem 15. Juni für 31 europäische Staaten aufgehoben werden, wenn die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie es zulässt. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte die weltweite Reisewarnung am 17. März ausgesprochen - ein bisher einmaliger Schritt.

Einheitliche Regeln sind Voraussetzung

Zu den 31 Staaten gehören die 26 EU-Partner sowie Großbritannien, Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein. Die Reisewarnung soll durch individuelle Reisehinweise ersetzt werden, die für jedes einzelne Land die Risiken aufzeigt. So sollen Reisen in Staaten und Regionen möglich und zugleich die wirtschaftliche Stabilität in den Urlaubsländern gesichert werden.

Die von der Corona-Krise hart getroffene Tourismusbranche begrüßte die Pläne der Bundesregierung. "Dies gibt nicht nur den Unternehmen der Reisewirtschaft eine Perspektive, sondern auch den vielen Deutschen, die sich auf ihren Urlaub zum Beispiel am Mittelmeer freuen", sagte der Präsident des Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig. Das Sommergeschäft mit Auslandsreisen ist normalerweise die umsatzstärkste Saison der Branche mit etwa 2300 Veranstaltern und mehr als 11.000 Reisebüros in Deutschland. Die Vorbereitungen auf einen Start ins Auslandsreisegeschäft laufen bereits auf Hochtouren. 

Die Bundesregierung will einen Kriterienkatalog vorlegen, der dann mit den einzelnen Urlaubsländern abgestimmt werden muss. Gefordert werden unter anderem "tragfähige Konzepte" für den Infektionsschutz, Gesundheitsprotokolle in Hotels und Pensionen mit Abstandsregeln, Masken, Belüftung und Desinfektion, aber auch ausreichend Behandlungsplätze für Einheimische und Touristen sowie Test-Kapazitäten. Auch die Gewährleistung einer sicheren Rückkehr ins Heimatland gehört zu den Forderungen.

Gemeinsam hoffen auf den Sommer

Der italienische Außenminister Luigi Di Maio begrüßt einen möglichen gemeinsamen Neubeginn des europäischen Tourismus Mitte Juni. "Arbeiten wir darauf hin, dass wir am 15. Juni in Europa alle gemeinsam neu starten können. Der 15. Juni ist für den Tourismus ein bisschen der europäische D-Day", sagte Di Maio dem Fernsehsender Rai. "Deutschland steuert darauf zu, am 15. Juni wieder zu öffnen", so Di Maio, "mit Österreich werden wir arbeiten, und wir arbeiten mit anderen europäischen Ländern“. Ab 3. Juni soll die Einreise für EU-Bürger nach Italien wieder möglich sein - ohne danach in Quarantäne zu müssen. Die norditalienische Region Südtirol buhlt schon kräftig um Urlauber vor allem aus Bayern. Landeshauptmann Arno Kompatscher will Touristen sogar Gratis-Corona-Tests anbieten. Ungewiss ist aber zurzeit noch, ob Österreich seine Grenzen auch gegenüber Italien öffnet.

Auch Spanien, das erheblich vom Tourismus abhängt und vom 1. Juli an wieder Urlauber einreisen lassen will, dringt auf einheitliche EU-Regeln für die Öffnung der Grenzen. "Das Schlimmste haben wir hinter uns“, twittert Spaniens Außenministerin Arancha Gonzalez Laya und fügt Emojis von einem Bikini, Sonnenbrille und einem Koffer hinzu. "Im Juli werden wir Spanien nach und nach für internationale Gäste öffnen, die Quarantäne wird aufgehoben und wir werden hohe Sicherheits- und Hygienestandards anbieten. Wir freuen uns auf euch", schreibt sie weiter. 

Spanien ist besonders stark von der Pandemie betroffen, der Virus forderte schon mehr als 27.000 Menschenleben. Das Land hatte im Kampf gegen den Erreger besonders scharfe Restriktionen verhängt. Inzwischen normalisiert sich die Lage aber schrittweise. In Barcelona und Madrid dürfen Bars und Restaurants in ihren Außenbereichen wieder Gäste bewirten, Parks haben wieder geöffnet.

Die Reisefreiheit im Schengen-Raum müsse wieder eingeführt werden, sagte die Außenministerin dem Hörfunksender Cadena Ser. "Wir müssen mit unseren europäischen Partnern gemeinsame Regeln festlegen, die es uns erlauben, die Freizügigkeit auf europäischem Gebiet wieder zu erlangen", so Gonzalez. 

Normalerweise verbringen etwa 80 Millionen Menschen jährlich ihre Ferien in dem südwesteuropäischen Land. Seit der coronabedingten Grenzschließung Mitte März liegt die Tourismusindustrie am Boden. Der Tourismus steuert etwa zwölf Prozent zur Wirtschaftsleistung bei und stellt zahlreiche Arbeitsplätze. Das Sommergeschäft gilt als entscheidend, um die erwartete Rezession abzumildern.

Und der Tourismus außerhalb der EU?

Wie mit Ländern außerhalb der EU verfahren wird, ist noch unklar. Die Türkei ist nach Spanien und Italien die Nummer 3 unter den beliebtesten Urlaubsländern der Deutschen.

Die Türkei hofft ab Mitte Juni wieder auf Touristen und bereitet Flughäfen, Strände und Hotels entsprechend vor. Internationale Flüge der halbstaatlichen Gesellschaft Turkish Airlines soll es ab dem 10. Juni wieder  geben, Inlandsflüge schon ab dem 4. Juni. Das Kultur- und Tourismusministerium in Ankara hat einen Katalog von "Hygiene-Anweisungen" erlassen, der für Hotels beispielsweise Mindestabstände zwischen Liegen an Pools oder einzeln abgepackte Handtücher vorsieht.

Europaweite Lockerungen

Überall in der EU werden Corona-Beschränkungen derzeit gelockert. Parks und Strände öffnen wieder, Museen, Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Cafés. Überall herrschen Auflagen, Abstandsregeln, Hygienevorschriften. 

Schweden ist das einzige Land der EU, das auf strikte Maßnahmen zur Eindämmung des Virus verzichtet hatte. Mit 4000 Toten ist die Sterberate deutlich höher als die seiner Nachbarländer. Die Regierung des skandinavischen Staats hatte seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf Freiwilligkeit der Bürgerinnen und Bürger gesetzt und keine Schließungen oder Verbote auferlegt. Der sogenannte "Sonderweg" erntete Kritik aus dem In- und Ausland. 

Weltweit sind gut fünfeinhalb Millionen Menschen an Corona erkrankt, mehr als 350.000 Menschen starben.

Ic/as/at (rtr, dpa, afp, ap, DLF)

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