Endspurt für Olympia: Was man mit Sportstätten noch tun kann
Silke Wünsch18. August 2016
Selbst nach großen Sportereignissen gerät der Sport nicht in Vergessenheit. Dafür sorgen auch Filmemacher, Künstler und Schriftsteller. Manchmal steht der Sport im Mittelpunkt. Manchmal Kunst. Oder etwas ganz anderes...
Bild: picture-alliance/dpa/U. Ansprach
Anzeige
Wie das Stadion ins Theater kommt
Sport und Sportstätten sind visuelle Fundgruben für Filmemacher, Maler und Schriftsteller. Während die einen den Sport in den Mittelpunkt stellen, transportieren andere Geschichten darüber. Vom Comic bis zum Psychodrama.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Ansprach
Architektur: Soweto Soccer City Stadium
Fußballstadien sind eine besondere Herausforderung für Architekten. Die größte Fußballarena Afrikas mit 95.000 Plätzen liegt in Johannesburg, im Stadtteil Soweto. In "Soccer City" schlägt das Herz des afrikanischen Fußballs. Mit viel Phantasie erinnert die Form an ein traditionelles afrikanisches Trinkgefäß, die Kalebasse. Erbaut wurde es 1989, für die WM 2010 wurde es zwei Jahre lang umgebaut.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Ansprach
Theater: "Terror" von Ferdinand von Schirach
70.000 Fußballfans im Stadion. Ein Passagierflugzeug, in der Hand eines Terroristen, steuert auf das Stadion zu. Kurz vor der Kollision wird das Flugzeug mit 164 Menschen an Bord von einer Bundeswehrmaschine abgeschossen. Alle 164 sterben, die 70.000 im Stadion werden gerettet. Wird der Bundeswehrpilot später vor Gericht schuldig gesprochen? Am Ende des Stücks entscheiden die Zuschauer.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Hupfeld
Gemälde: "Fußballplatz Schalke 04" von Friedrich G. Einhoff
1932 versammelten sich in der "Kampfbahn Glückauf" auf Schalke 70.000 Fußballfans. Mitten im Revier, zwischen Industrietürmen und rauchenden Schloten. Einhoff hat zwischen 1920 und 1933 hunderte Milieustudien gemalt und der grauen Welt der Ruhrpott-Malocher Farbe eingehaucht. Die Nazis zählten seine Bilder zur "entarteten Kunst". Das LVR-Industriemuseum in Oberhausen hat eine große Sammlung.
Bild: LVR-Industriemuseum
Film: "Der Swimmingpool" von Jacques Deray
Erotik-Thriller unter der heißen Sonne der Côte d'Azur. Romy Schneider und Alain Delon spielen ein Ehepaar, das in einer luxuriösen Ferienvilla von einem Freund und dessen hübscher Tochter besucht wird. Zwischen allen entstehen Spannungen, hinter der Fassade der Freundschaft bauen sich Hass und Eifersucht auf, die in einem Mord (im Pool) gipfeln. Ein Psychodrama vor einer viel zu schönen Kulisse.
Bild: picture alliance/United Archiv
Krimi: "Bei Aufschlag Tod" von Martina Navratilova
Die erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten im Ruhestand, jetzt Krimiautorin, hat den Tennisplatz zum Ort ihrer mörderischen Geschichten gemacht. Sie hat die Figur der ehemaligen Profispielerin Jordan Myles erfunden, die immer wieder in Mordfälle verwickelt wird und sie schließlich aufklärt. Keine große Literatur, aber ein spannender Blick hinter die Kulissen der Tennisszene.
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb/M. Rosi
Spielbrett: "Blau hat Anstoß! Blue kicks off!"
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es schwer in Deutschland Fußball zu spielen. Spieler waren als Soldaten gefallen oder in Gefangenschaft, Vereine aufgrund ihrer Nähe zum Nazionalsozialismus aufgelöst. Fußballplätze wurden anders genutzt - etwa als Anbaufläche. Als Ausgleich spielten Fußballfreunde Brettspiele. Das Spiel (Foto:1947) gab es auch in der englischen Fassung - für die Besatzungsmächte.
Bild: LVR-Industriemuseum
Sci Fi & Fantasy: "E.T. - der Außerirdische" (1982)
Wenn diese Filmszene nicht die Geburtsstunde des BMX-Hypes ist? Als fiese Wissenschaftler den kleinen Elliott mit seinen Freunden und dem außerirdischen Wesen E.T. vorne im Körbchen verfolgen, zaubert E.T. irgendwie, dass alle mit ihren Fahrrädern in den Himmel fliegen. Flucht gelungen, Kult geboren. Der Film "BMX-Bandits" übernahm ein Jahr später den Rest - mit Nicole Kidman in der Hauptrolle.
Bild: picture-alliance/KPA
Fotokunst: "Degen synchron" von Laci Perényi
Der Sportfotograf Laci Perényi möchte aus einer Momentaufnahme mehr machen als nur eine Bewegung einzufrieren. Selbst ehemaliger Schwimmer, hat er jahrzehntelang die großen Sportereignisse der Welt abgelichtet. Und er will außer seinem Talent für den richtigen Augenblick auch Kreativität und seinen Sinn für Ästhetik in die Bilder hineinlegen. Oben steht er vor seinem Sportfoto das Jahres 2012.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Galuschka
Cartoon & Realfilm: "Space Jam"
Die Looney Tunes (die Zeichentrick-Figuren des Warner-Imperiums), mit dem Hasen Bugs Bunny als "Klassensprecher", holen sich Hilfe beim Basketballprofi Michael Jordan. Sie werden nämlich von ein paar kleinen Aliens bedroht, die sich mittels eines miesen Tricks in Monster verwandelt haben. Jordan trainiert die Tunes - bis es zum großen, entscheidenden Spiel zwischen ihnen und den "MonStars" kommt.
Bild: picture-alliance/dpa/Warner
Literatur: "Der alte Mann und das Meer"
Ernest Hemingways Novelle über den Kampf zwischen einem alten kubanischen Fischer und einem fast unbesiegbaren Merlin könnte für die Geschichte der Extremschwimmerin Diana Nyad stehen. 36 Jahre und fünf qualvolle Versuche brauchte sie, bis sie - mit 64 Jahren - die Strecke von Kuba nach Florida geschwommen ist. 170 Kilometer in 52 Stunden. Startpunkt: Der Ernest Hemingway Tauchclub in Havanna.
Bild: Yamil Lage/AFP/Getty Images)
10 Bilder1 | 10
Kultur und Sport passen nicht zusammen? Falsch. Wenn sich diese beiden vermeintlich nicht zusammengehörenden Bereiche verbinden, kann Tolles dabei entstehen: Fotografen setzen Sportler künstlerisch in Szene, Maler sind fasziniert vom Gewimmel auf dem Fußballfeld. Filmemacher verlegen ihre Handlungen in Sportstätten - auch wenn es im Film nicht in erster Linie um den Sport geht.
Etwa in der Verfilmung des Theaterstücks "Die Katze auf dem heißen Blechdach" von Tennessee Willams. Dort ertränkt der frühere Footballspieler Brick den Kummer über den Tod seines Freundes im Whiskey, versucht betrunken einen Hürdenlauf und bricht sich das Bein. Das Stadion - nachts, nur von einzelnen kalten Scheinwerfern beleuchtet - verstärkt das Leidensgefühl des gescheiterten Sportlers im einsamsten Moment seines Lebens.
Baukunst für den Sport
Namhafte Architekten haben ihre Ideen und Phantasien in den Bau von Fußballarenen gesteckt. Ein berühmtes Beispiel ist die filigrane Dachkonstruktion des Münchener Olympiastadions - erdacht vom Stararchitekten Frei Otto, der im März 2015 gestorben ist.
Der Klassiker unter den Fußballromanen
Auf der ganzen Welt gibt es Prachtbauten, in denen große Sportwettkämpfe stattfinden, in die aber auch die Musik Einzug hält: Die erfolgreichsten Bands der Welt locken zigtausende Fans in die großen Fußballarenen, manchmal werden selbst Opern in Sportstadien aufgeführt.
Sportlerschicksal als Romanvorlage
Sport schreibt Lebensgeschichten - klar, dass es Romane und Erzählungen gibt, die sich um Sport und Sportlerschicksale drehen. Von gehobener Literatur (Peter Handkes "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" oder "Die Einsamkeit des Langstreckenläufers" von Alan Sillitoe) bis hin zu den Tennisromanen einer Rita Mae Brown, die offen über weibliche Homosexualität und die Machenschaften im Tenniszirkus geschrieben hat.
Münchener Olympiastadion, die virtuose Dachkonstruktion stammt von dem Architekten Frei OttoBild: picture-alliance/dpa
Viele Bücher sind verfilmt worden. Hollywood hat unzählige Sportlergeschichten erfunden, wobei kaum eine Sportart ausgelassen wird. Da gibt es neben den üblichen College-Football-Baseball-Basketball-Streifen auch Filme über Surfer, die den Kampf mit einer Welle aufnehmen ("Mavericks"), eine Turnerriege, in der sich Konkurrentinnen gemeinsam über eine steife Jury hinwegsetzen ("Stick it"). In "Chariots of Fire" kämpfen sich zwei Jugendliche an die Spitze eines Leichtathletik-Kaders. Robert De Niro und Sylvester Stallone glänzten in berühmten Boxerfilmen und die Schwimmerin Esther Williams machte in den 1950er Jahren mit "Aqua-Musicals" Hollywoodkarriere.
Wir haben in unserer Kultur-Galerie Bilder zusammengestellt, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben wollen - doch wer ein bisschen genauer hinguckt, kann den roten Faden entdecken...