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Energiekrise: So will die Ski-Branche sparen

12. Dezember 2022

Kalte Sitze, langsamere Seilbahnen, keine Heizpilze: Wintersport-Touristen müssen sich in der bevorstehenden Ski-Saison warm anziehen. In vielen Urlaubsorten steigen wegen der hohen Energiekosten auch die Preise.

Österreich Skigebiet Ischgl
Ski-Urlaub in Zeiten der Energiekrise - was ändert sich?Bild: Tourismusverband Ischgl

Günther Zangerl redet nicht lange drumherum. "Man kann nicht wegdiskutieren, dass wir ein großer Energieverbraucher sind und deshalb kritisch beäugt werden", sagt der Vorstand der Silvrettaseilbahn AG in Ischgl. Allein die Seilbahn A1 in Österreichs viertgrößtem Ski-Gebiet transportiert bis zu 3440 Passagiere pro Stunde und wird von acht Motoren mit 4350 PS angetrieben. Ein "wahres Kraftpaket", ein "technisches Wunderwerk", so die Selbstbeschreibung des Unternehmens.

Günther Zangerl ist Vorstand der Silvrettaseilbahn AG in Ischgl Bild: Johann Groder/EXPA/APA/picturedesk/picture alliance

Allerdings ist der Stromverbrauch entsprechend hoch, was angesichts der derzeitigen Energiekrise in Europa Kritik hervorruft. Schließlich hat die österreichische Bundesregierung kürzlich im Rahmen der "Mission 11" die Bevölkerung aufgerufen, ihren Energieverbrauch um elf Prozent zu senken. Kann man da noch unbeschwert mit bis zu sechs Metern in der Sekunde und auf beheizten Sitzen in die Höhe schweben, um dann über eine künstlich beschneite Piste wieder ins Tal zu gleiten? Auch Günther Zangerl sieht den Widerspruch: "Man erwartet von uns, dass wir einen Beitrag leisten."

Zehn Prozent Einsparung sind möglich

Also wird in diesem Winter auch in Ischgl gespart. Die Geschwindigkeit der Seilbahn wird gedrosselt, die Beleuchtung reduziert und die Sitzheizungen bleiben ausgeschaltet. "Das sind zwar Dinge, die wir immer schon gemacht haben", sagt Zangerl, "in diesem Jahr achten wir aber besonders darauf." In der ebenfalls zum Unternehmen gehörenden Therme bleibt das Außenbecken kalt. Das Wasser bei minus 20 Grad Lufttemperatur auf plus 30 Grad aufzuheizen, verbrauche einfach zu viel Energie. "Insgesamt sind zehn Prozent Einsparung möglich, ohne dass der Gast auf Komfort verzichten muss."

Am Samstag, 26. November, startete die Ski-Saison in IschglBild: Johann Groder/EXPA/APA/picturedesk/picture alliance

Besonders in der Kritik steht die Ski-Branche wegen der künstlichen Beschneiung, die große Mengen Strom verbraucht – in Ischgl sind es etwa 40 Prozent des gesamten Energiebedarfs, schätzt Zangerl. Gleichzeitig aber lasse sich hier kaum etwas einsparen, da die Pisten nun einmal gut präpariert sein müssten, um das Ski-Fahren überhaupt zu ermöglichen. Beim Fachverband Seilbahnen bei der Wirtschaftskammer Österreich ist man bemüht, die Zahlen in Relation zu setzen. Der Strombedarf aller 3000 Seilbahnen in Österreich mache gerade einmal 1,2 Prozent des gesamten Verbrauchs des Landes aus, heißt es dort. Gleichzeitig sichere die Branche 125.900 Arbeitsplätze, Wintersportler generierten Umsätze von 11,2 Milliarden Euro pro Jahr. "Die Beschneiung ist für den Tourismus von essentieller Bedeutung" sagt Franz Hörl, Obmann des Fachverbands und ÖVP-Abgeordneter im Nationalrat. "Denn so wie das Förderband die Produktionsfläche der Industrie ist, ist dies die Piste für den Wintertourismus."

Hohe Wertschöpfung im ländlichen Raum

Ähnlich argumentiert man auch jenseits der deutsch-österreichischen Grenze, im nur knapp 50 Kilometer Luftlinie von Ischgl entfernten Oberstdorf. "Der Anteil der Bergbahnen am Gesamtstromverbrauch ist extrem gering, die Wertschöpfung im ländlichen Raum aber extrem hoch", sagt Henrik Volpert, Vorstand der örtlichen Bergbahn. Die Diskussion um den Energieverbrauch sei "emotional sehr aufgeladen". "Wenn man nicht nur von technischer, sondern auch von gesellschaftlicher Effizienz spricht, dann ist die Energie, die unsere Unternehmen brauchen, sehr gut investiert", findet er. Nichtsdestotrotz plant auch sein Unternehmen Einsparungen in der bevorstehenden Wintersaison. Auch in Oberstdorf werden die Seilbahnen langsamer fahren, wenn es das Passagieraufkommen zulässt, und die Sitzheizungen bleiben kalt.

Weniger Kunstschnee soll es diesen Winter im Ski-Gebiet Garmisch-Classic gebenBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance

Einen Schritt weiter geht man noch in Garmisch-Partenkirchen, zu Füßen des höchsten Berges Deutschlands, wo die Bayerische Zugspitzbahn verkehrt und Ski-Urlauber unter anderem auf die Pisten des Skigebietes Garmisch-Classic befördert. Dort will man in diesem Winter sogar bei der Beschneiung sparen, sagt Sprecherin Verena Tanzer. Kunstschnee werde es nur dort geben, wo es unbedingt nötig sei. Einen Beitrag zur Reduzierung des Energieverbrauches zu leisten, hält sie für selbstverständlich. "Mein Eindruck ist, dass die komplette Freizeitbranche unter Beobachtung steht", sagt Tanzer. "Es wird genauer hingeschaut, weil wir nun einmal nicht systemrelevant sind." Also habe man alles auf den Prüfstand gestellt. Eine Folge: In diesem Winter werden auch die sonst üblichen Heizstrahler auf den Terrassen der Lokale nicht eingeschaltet. "Das ist wirklich reiner Luxus, bei minus 15 Grad unter einem Heizpilz zu sitzen", findet sie. Zehn Prozent Energieeinsparung seien insgesamt möglich.

Ski fahren wird in der Saison 2022/2023 teurerBild: picture-alliance/imageBroker

Viermal so hohe Energiekosten

Ski-Urlauber müssen sich in diesem Winter aber nicht nur wärmer anziehen, es drohen vor allem höhere Preise. In Garmisch-Partenkirchen kosten die Ski-Pässe dieses Jahr rund zehn Prozent mehr. Außerdem sind die Parkplätze an den Talstationen erstmals kostenpflichtig. Beides habe aber nicht direkt mit der Energiekrise zu tun, sagt Tanzer, sondern sei schon länger geplant gewesen. Laut Franz Hörl vom österreichischen Seilbahnverband liegen die Preissteigerungen "im Bereich der Inflation". Würde man die Preisentwicklungen im Energiesektor zugrunde legen, würde die Steigerung deutlich höher ausfallen, sagt er. "Hier gab es aber das klare Bekenntnis der Branche, dies unbedingt verhindern zu wollen, vor allem auch mit Blick auf die Familien und Kinder." Günther Zangerl in Ischgl hat die Preise für die Ski-Pässe in diesem Jahr jedenfalls deutlich angehoben. "Wir haben die Teuerung nicht 1:1 umlegen können", sagt er. Zwischenzeitlich hätten sich die Energiekosten in seinem Unternehmen vervierfacht. "Aber die Entwicklung muss sich in den Preisen widerspiegeln." Je nach Kategorie zahlen die Urlauber 11 bis 13 Prozent mehr, um auf die Pisten zu gelangen.

 

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