NBA-Profi Enes Kanter erneuert seine Kritik an China und fordert eine Neuvergabe der Olympischen Spiele in Peking. Der Center der Boston Celtics ist seit Jahren für seine Äußerungen gegen mächtige Gegner bekannt.
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"Ich werde mich NIEMALS dafür entschuldigen, die Wahrheit zu sagen. Ihr könnt mich NICHT kaufen. Ihr könnt mich NICHT verschrecken. Ihr könnt mich NICHT zum Schweigen bringen." Mit diesen markigen Worten hatte sich Enes Kanter bereits vor gut einer Woche via Twitter an den chinesischen Präsidenten Xi Jinping und die Kommunistische Partei Chinas gerichtet. Der Basketballer, der in der nordamerikanischen Profi-Liga NBA für die Boston Celtics spielt, ist seit Jahren als heftiger Kritiker politischer Missstände bekannt. Nun richtet sich sein Fokus auf China, auf die politischen Verbrechen an den Uiguren, auf die Unterdrückung der Tibeter und auf die Tatsache, dass trotzdem im Februar die Olympischen Spiele in Peking stattfinden sollen.
Sprechende Schuhe: "Verschiebt die Spiele"
"Die völkermordende chinesische Regierung und der unsichere Tyrann dahinter XI JINPING darf nicht Gastgeber der kommenden Olympischen Winterspiele sein. Sagt NEIN zu @Beijing2022", twitterte Kanter am Wochenende. Bei seinem Auftritt auf dem Parkett beim Spiel in Washington hatte der 2,11 Meter große Center Basketballstiefel getragen, die mit Slogans wie "Kein Peking 2022", "Keine Rechte - Keine Spiele" und "Verschiebt die Spiele" verziert waren. Reaktionen - positiv wie negativ - ließen nicht lange auf sich warten: Das Tibetische Exilparlament dankte Kanter per Brief für seinen Einsatz für "Wahrheit und Gerechtigkeit".
Scharfe Kritik gab es dagegen aus China, wie immer, wenn Kritik an der Menschenrechtslage geäußert wird. Noch während des Spiels der Boston Celtics, in dem Kanter die Schuhe mit dem Tibet-Slogan trug, brach der chinesische Internetdienst Tencent die Live-Übertragung ab. Millionen chinesischer Basketball-Fans sahen von einer auf die andere Sekunde nichts mehr.
Kritik an Tencent war in Chinas streng zensierten sozialen Medien im Anschluss nicht zu finden. Stattdessen wird Kanter dort seit Tagen von vielen Usern beschimpft und aufgefordert, sich beim chinesischen Volk zu entschuldigen. Sogar das chinesische Außenministerium äußerte sich zu Kanter und beschuldigte den Sportler, er wolle nur Aufmerksamkeit erregen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die NBA wegen eines politischen Statements in China ins Kreuzfeuer gerät. Daryl Morey, damals Manager der Houston Rockets und inzwischen für die Philadelphia 76ers verantwortlich, hatte vor zwei Jahren auf Twitter kurzzeitig ein Bild mit den Worten "Fight for Freedom - Stand with Hong Kong" ("Kämpft für die Freiheit, unterstützt Hongkong") veröffentlicht. Daraufhin beendete der chinesische Basketballverband die Zusammenarbeit mit dem NBA-Team, chinesische TV-Sender ignorierten einige Partien der Rockets. Seit Moreys Wechsel zu Philadelphia werden Begegnungen der 76ers in China nicht ausgestrahlt.
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Die NBA hält sich zurück
Vielleicht auch deswegen hält sich die NBA in Sachen Kanter bedeckt. Es gibt - anders als beispielsweise bei der "Black Lives Matter"-Bewegung - keine offizielle Unterstützung Kanters und keine Verbreitung oder Retweets seiner Äußerungen. Bostons Trainer Ime Udoka äußerte sich Anfang der Saison vor anderthalb Wochen zurückhaltend, nachdem Kanter einen "Freiheit für Tibet"-Tweet abgesetzte hatte: "Er ist in vielen Dingen sehr leidenschaftlich, und er hat die Freiheit zu sagen, was er will", sagte Udoka, fügte aber hinzu: "Das übersteigt meinen Verantwortungsbereich."
Kanter richtet sich mit seiner Kritik auch gegen den Sportartikelhersteller Nike, dem er vorwirft, sich zwar in den USA für die Rechte von Minderheiten einzusetzen, nicht aber in China, wo Nike seine Artikel unter fragwürdigen Bedingungen produzieren ließe. Kanter wendete sich in einem Tweet direkt an Nike-Chef Phil Knight: "Wie wäre es, wenn ich Flugtickets für uns buche, und wir fliegen zusammen nach China. Wir können versuchen, die Sklavenarbeitslager zu besuchen, und du kannst es mit eigenen Augen sehen."
Staatenlos und Haftbefehl
Dass Kanter, der 1992 in der Schweiz als Sohn türkischer Eltern geboren wurde, sich mit mächtigen Gegnern anlegt, ist indes nichts Neues: Vor einigen Jahren war Recep Tayyip Erdogan das Ziel: Nach dem gescheiterten Putsch von 2016 übte Kanter offen Kritik am türkischen Präsidenten und dessen Politik. Der Basketballer ist Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen, der als Erdogan-Gegner gilt und sich seit 1999 in den USA im Exil aufhält. Der Streit eskalierte darin, dass Kanter von seiner Familie, die in der Türkei lebt, öffentlich verstoßen wurde. 2017 wurde sein Pass eingezog, er gilt seitdem als staatenlos. In der Türkei liegt ein Haftbefehl gegen Kanter vor.
Mehrfach berichtete Kanter anschließend von der Sorge, außerhalb der USA wegen seiner Kritik an Erdogan umgebracht zu werden. In die Heimat seiner Eltern begibt sich Kanter ohnehin nicht mehr. 2019 verzichtete er aus Sicherheitsbedenken auch auf Reisen mit seinem damaligen Team, den Portland Trail Blazers, nach England und Kanada. Nach seinen neuesten Äußerungen fällt wohl auch China als Reiseziel aus.
So auffällig Kanter seit Saisonbeginn der NBA am 20. Oktober in den sozialen Medien ist, so unauffällig war er bislang auf dem Feld: In nur zwei der ersten sieben Spiele der Celtics stand er überhaupt auf dem Platz. In seinen insgesamt zehn Spielminuten sammelte er lediglich vier Punkte und vier Rebounds.
Die erfolgreichsten Korbjäger der NBA
Mit Chris Paul, DeMar DeRozan und Russell Westbrook haben drei Top-Scorer vor der neuen NBA-Saison den Klub gewechselt. An der Spitze der ewigen Bestenliste sammelt LeBron James jenseits der 40.000er-Marke weiter Punkte.
Bild: Darren Abate/AP Photo/picture alliance
Damian Lillard - 21.717 Punkte*
Der 2,03 Meter große Point Guard ist einer der besten Dreierschützen der NBA. Nicht selten nimmt er sehr weite Würfe und trifft. Elf Jahre lang läuft der Olympiasieger von 2020 für die Portland Trail Blazers auf, bevor er 2023 zu den Milwaukee Bucks wechselt. Lillard ist der 51. NBA-Spieler, dem mehr als 20.000 Punkte in seiner Karriere gelingen. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: Aaron Gash/AP Photo/picture alliance
Chris Paul - 22.538 Punkte*
Größer als seine Scorer-Fähigkeiten sind seine Qualitäten als Passgeber. Paul, mit 1,83 Metern einer der kleinsten NBA-Spieler, ist mit über 12.000 Assists drittbester Vorbereiter der Liga-Geschichte. Nach Stationen in New Orleans, bei den LA Clippers, in Houston, Oklahoma City, Phoenix und bei den Golden State Warriors spielt Paul seit 2024 für die San Antonio Spurs. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: Eric Gay/AP Photo/picture alliance
DeMar DeRozan - 24.078 Punkte*
Vor seinem Wechsel zu den Sacramento Kings spielt der Small Forward für die Toronto Raptors, San Antonio und Chicago in der NBA. Im Vergleich zu anderen Top-Spielern schießt DeRozan nur wenige Drei-Punkte-Würfe, sondern punktet bevorzugt aus der Halbdistanz oder mit Drives zum Korb. DeRozan ist im Oktober 2022 der 50. NBA-Profi, der 20.000 Karriere-Punkte erreicht. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: Christopher Katsarov/The Canadian Press via AP
Stephen Curry - 24.127 Punkte*
Wohl kein NBA-Profi beherrscht den Wurf jenseits der Drei-Punkte-Linie so gut wie er. Seit Dezember 2021 hält Curry den Allzeit-Rekord für die meisten verwandelten Dreier. Der kleine Guard der Golden State Warriors ist aber mehr als ein Weitwurf-Spezialist. Zweimal wird er zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt. Viermal gewinnt er mit Golden State die Meisterschaft. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: Michael Wyke/AP Photo/picture alliance
Russell Westbrook - 25.483 Punkte*
Der MVP von 2017 ist der NBA-Profi mit den meisten Triple Doubles, zweistelligen Werten pro Spiel in drei Kategorien. Zu Karrierebeginn bildet Westbrook in Oklahoma City mit James Harden und Kevin Durant ein starkes Trio, bleibt aber titellos. Nach Stationen in Houston, Washington bei den L.A. Lakers und L.A. Clippers spielt Westbrook seit 2024 für die Denver Nuggets. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: David Zalubowski/AP Photo/picture alliance
James Harden - 26.460 Punkte*
Die Verteidiger von "The Beard" sind nicht zu beneiden: Lässt man ihm Platz, trifft Harden den Dreier. Geht man näher ran, dribbelt er vorbei und zieht zum Korb. Auch seine Qualitäten als Passgeber hat er verbessert. Der Guard, der im Sommer 2023 seinen Wechsel von Philadelphia zu den Los Angeles Clippers erzwingt, ist unter den Top 25 bei Karriere-Punkten und -Vorlagen. (*Stand 18. Dezember 2024)
Bild: LM Otero/AP Photo/picture alliance
Carmelo Anthony - 28.289 Punkte
Der 2,03 Meter große Forward, der 2003 in der NBA debütiert, entwickelt sich im Laufe der Jahre zum verlässlichen Distanzschützen. Nach acht Jahren in Denver spielt Anthony sechs Saisons für New York. Über Oklahoma City, Houston und Portland kommt er 2021 zu den Lakers. Im Sommer 2022 wird sein Vertrag dort nicht verlängert. Der dreimalige Olympiasieger ist Zehnter der ewigen Scorerliste.
Bild: Ross D. Franklin/AP/picture alliance
Shaquille O'Neal - 28.596 Punkte
Der bullige 2,16-Meter-Center erzielt fast alle Punkte aus kurzer Distanz. Eklatant ist seine Schwäche bei Freiwürfen. Das Foulen O'Neals vor dem Wurf ("Hack-a-Shaq") machen viele Gegner daher zu ihrer Taktik. O'Neal, von 1992 bis 2011 für Orlando, die Lakers, Miami, Phoenix, Cleveland und Boston aktiv, geht trotzdem meist als Sieger vom Feld. Er wird viermal Meister und einmal MVP der Liga.
Bild: picture-alliance/Pressefoto Ulmer
Kevin Durant - 29.309 Punkte*
Mit Golden State gewinnt "KD" 2017 und 2018 den NBA-Titel. Zuvor wird der bewegliche, elegante Forward bei Oklahoma City zum MVP der Saison 2014 gewählt. Von 2019 bis 2023 spielt er für die Brooklyn Nets, hat dort aber immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Seit Februar 2023 spielt Durant, der mit den USA dreimal Olympia-Gold gewinnt, für die Phoenix Suns. (*Stand 18. Dezember 2024).
Bild: Gareth Patterson/AP Photo/picture alliance
Wilt Chamberlain - 31.419 Punkte
Bevor Wilt Chamberlain 1959 NBA-Profi wird, spielt er ein Jahr lang für die Show-Truppe Harlem Globetrotters. Als Profi stellt er zahlreiche Punkterekorde auf. Unerreicht ist seine Marke aus dem Spiel Philadelphia gegen New York im Jahr 1962. Chamberlain erzielt 100 Punkte. Insgesamt 118 Mal schafft er 50 oder mehr Zähler in einem Spiel. 1999 stirbt er im Alter von 63 Jahren an Herzversagen.
Bild: picture-alliance/AP Images
Dirk Nowitzki - 31.560 Punkte
Unaufgeregt, immer bescheiden, oft nicht sehr spektakulär, aber meist beeindruckend sicher bringt Dirk Nowitzki seine Würfe ins Ziel. Unerreichte 21 Saisons - von 1998 bis 2019 - ist "Dirkules" den Dallas Mavericks treu. 2011 holt er mit den Mavs den Meistertitel. Als erster Europäer knackt Nowitzki die 20.000-Punkte-Marke und ist der sechste NBA-Profi, der die 30.000er-Schallmauer durchbricht.
Bild: Reuters/USA TODAY Sports
Michael Jordan - 32.292 Punkte
Die 23 trägt "Air" Jordan schon auf dem College in North Carolina - bei den Chicago Bulls wird er damit zur Legende und holt sechs Titel. Jordans besondere Spezialität ist der "Buzzer Beater", ein entscheidender Wurf mit der Schlusssirene. Jordan gilt vielen bis heute als "bester Basketballer aller Zeiten". Seine Zahlen wären noch gigantischer, hätte er seine Karriere nicht zweimal unterbrochen.
Bild: Beth A. Keiser/AP Photo/picture alliance
Kobe Bryant - 33.643 Punkte
Nicht viele Basketballer können so elegant spielen wie die "Black Mamba". Der Guard der LA Lakers, der als Sohn eines US-Basketballprofis in Italien aufwächst, spielt ab 1996 in der NBA, immer für die Lakers. Er führt sein Team zu fünf Titeln. Mit 37 Jahren zwickt der Rücken und nach 20 Saisons ist im April 2016 Schluss. Bryant kommt 2020 mit 41 Jahren bei einem Helikopter-Absturz ums Leben.
Bild: Mike McGinnis/ZUMA/picture alliance
Karl Malone - 36.928 Punkte
Er wird "Mailman" genannt, und fast jede seiner Sendungen findet in Form eines geworfenen Basketballs das Ziel. Der bullige Power Forward läuft 18 Saisons für die Utah Jazz auf und ein Jahr für die Lakers. Meister wird er nie, dafür 1992 in Barcelona Olympiasieger mit dem "Dream-Team". Malone (l.) und sein Vorlagengeber John Stockton (r.) stehen als Bronzestatuen vor der Arena in Salt Lake City.
Bild: ZUMA Press/IMAGO
Kareem Abdul-Jabbar - 38.387 Punkte
Kareem Abdul-Jabbar und sein kaum zu verteidigender Hakenwurf "Sky Hook" sind legendär. Zwischen 1969 und 1989 spielt der als Ferdinand Lewis Alcindor geborene Abdul-Jabbar, der 1971 zum Islam konvertiert, für die Milwaukee Bucks und die Los Angeles Lakers. Sechsmal wird der 2,18 Meter lange Center Meister und sechsmal MVP. 19 Mal steht der "Captain" im Aufgebot des All-Star-Games.
Bild: picture-alliance/ZUMA Press
LeBron James - 41.021 Punkte*
Kaum ein NBA-Profi ist ähnlich hoch dekoriert wie der Forward, der seit 2018 für die Los Angeles Lakers spielt. Viermal wird er zum wertvollsten Spieler der Liga (MVP) gekürt, viermal zum MVP der NBA-Finals. Den Meistertitel gewinnt James ebenfalls viermal. 2012 und 2013 mit den Miami Heat, 2016 mit Cleveland und 2020 mit den Lakers. (*Stand 18. Dezember 2024)