Es ist das trockenste erste Halbjahr seit 1976 und das hat Folgen: Großbritannien stuft die derzeit herrschende Wasserknappheit in England als "von nationaler Bedeutung" ein.
Betroffen: Howden Reservoir in Bamford Bild: Christopher Furlong/Getty Images
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Großbritanniens Umweltbehörde (EA) schlägt Alarm: Fünf von 14 ihrer Einsatzregionen in England litten unter Dürre und sechs weitere seien von anhaltender Trockenheit betroffen. Die Wasservorräte seien erschöpft und die Lage würde die Ernte beeinträchtigen, hieß es.
Fünftwärmster Monat trotz Regen
Die Pegelstände der Wasserreservoirs in ganz England erreichten in den vergangenen Tagen nur 67,7 Prozent ihrer Kapazitäten. Der Durchschnittswert in der ersten Augustwoche liegt bei einer Füllmenge von 80,5 Prozent. Nach Angaben der EA haben zudem 49 Prozent der Flüsse einen niedrigeren Wasserstand als normalerweise. In Yorkshire im Norden Englands wurde bereits die Bewässerung von Gärten verboten.
Bewässerung in den Mooren von Ely bei CambridgeshireBild: Mark Fairhurst/Avalon/Photoshot/picture alliance
Trotz des unbeständigen Wetters im Juli, das vielerorts mit heftigen Regenfällen oder Schauern einherging, war er der fünftwärmste Monat auf der Insel seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auch für die kommenden Tage ist warmes und trockenes Wetter angesagt.
Ernteeinbußen bei den Landwirten
Die für Dürre zuständige nationale Behörde, zu der Vertreter der Regierung, der Landwirtschaft und der Wasserversorgungsunternehmen gehören, ist zusammengekommen, um über die Lage zu beraten. "Wir rufen alle dazu auf, ihren Beitrag zu leisten und dazu beizutragen, den Druck auf unsere Wasserumwelt zu reduzieren", sagte Helen Wakeham, die bei der EA für den Bereich Wasser zuständig ist.
So belastet der Klimawandel unsere Infrastruktur
Straßen und Schienen, die sich verformen, überflutete Brücken: Steigende Hitze und extreme Stürme schädigen weltweit wichtige Infrastruktur. Wie bauen wir für eine heißere und nassere Welt?
Bild: picture alliance / Sipa USA
Brücken ächzen unter Hitzewellen
Extreme Hitze kann dazu führen, dass sich Brücken ausdehnen. In den Niederlanden haben Behörden eine Zugbrücke vorbeugend vor tropischen Temperaturen gekühlt, um mechanische Ausfälle zu verhindern. Zugbrücken sind bei extremer Hitze besonders anfällig, da ihre beweglichen Teile anschwellen und so wichtige Flussübergänge abschneiden können.
Bild: Ramon van Flymen/ANP/IMAGO
Überschwemmungen belasten Gebäude und Brücken
In der chinesischen Provinz Guangxi hat Hochwasser eine Brücke komplett geflutet. Überschwemmungen bedrohen regelmäßig wichtige Infrastruktur wie Brücken und Krankenhäuser. In den letzten fünf Jahren verursachten Überschwemmungen weltweit Schäden von 325 Milliarden US-Dollar. Experten zufolge könnten hochwasserbeständige Materialien und Schutzbarrieren den Überschwemmungen besser standhalten.
Bild: CFOTO/picture alliance
Krumme Eisenbahnschienen, verbogen durch Hitze
Gleise, die direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, können nach Angaben des britischen Schienennetzbetreibers Network Rail bis zu 20 Grad Celsius wärmer als die Umgebungsluft werden. Hitze kann dazu führen, dass sich Schienen verbiegen und verformen, was den Verkehr beeinträchtigt. Eine Lösung: Die Gleise weiß anstreichen, um das Sonnenlicht zu reflektieren und sie kühler zu halten.
Bild: Fabrice Coffrini/AFP
Wie Schienen der Hitze standhalten können
Um das Risiko von Verformungen zu verringern, verwenden Eisenbahnen längere, geschweißte Schienen, die sich bei Hitze gleichmäßiger ausdehnen. Kürzere Schienen werden mit kleinen Zwischenräumen verbaut, um die Ausdehnung zu ermöglichen. Manche Gleise werden für zusätzliche Stabilität auf Stahlbetonplatten verlegt. In Südkorea (siehe Bild) werden Schienen mit Wasser besprüht, um sie kühl zu halten.
Bild: Yonhap/picture alliance
Kühle Straßenbeläge statt schmelzender Straßen
Der Belag von Asphaltstraßen kann sich bei hohen Temperaturen verformen. Selbst an einem sonnigen Tag mit über 20 Grad kann die Bodentemperatur auf bis zu 50 Grad steigen, so die britische Road Surface Treatments Association. Lösungen sind wärmereflektierende Beschichtungen und "kühle Straßenbeläge", die weniger Sonnenenergie absorbieren und durchlässig sind, um Hochwasserschäden zu reduzieren.
Bild: Harish Tyagi/EPA/dpa/picture alliance
Dürre zehrt an Wasservorräten und stoppt Handel
In Spanien sind die Ruinen einer versunkenen Kirche wieder komplett aufgetaucht, als das Wasser in einem Stausee sank. Die Folgen des Regenmangels reichen weit über die Wasserversorgung hinaus. Niedrige Pegelstände beeinträchtigen auch den Transport. Über 300 Millionen Tonnen Güter werden zwischen der Schweiz und der Nordsee über den Rhein verschifft, eine der wichtigsten Handelsrouten Europas.
Bild: Ander Gillenea/AFP/Getty Images
Regenmassen können Erdrutsche auslösen
Ein Erdrutsch in Indien beschädigte Häuser, nachdem schwere Regenfälle den Boden aufgeweicht hatten. Kurze, aber heftige Regenfälle, die mit dem Klimawandel häufiger werden, können Erdrutsche auslösen, die Straßen, Eisenbahnlinien und Gebäude gefährden. Feuchte, tropische und küstennahe Gebiete sind besonders bedroht. Bäume und verbesserte Bautechniken können das Risiko senken.
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Die Vizepräsidentin der Nationalen Landwirtschaftsvereinigung, Rachel Hallos, ließ verlauten, es gebe "wachsende Besorgnis angesichts der kommenden Monate", weil die Landwirte mit "extrem trockenen Bedingungen" zu kämpfen hätten. Einige landwirtschaftliche Betriebe hätten bereits erhebliche Ernteeinbuße gemeldet, welche für die Betriebe finanziell verheerend seien und Auswirkungen auf die gesamte Ernte in Großbritannien haben könnten.
Mehr Dürren durch den menschgemachten Klimawandel
"Wir werden im nächsten Jahrzehnt mit einer zunehmenden Wasserknappheit konfrontiert sein", sagte die britische Wasserministerin Emma Hardy. Die Regierung plane den Bau neuer Stauseen, um die Versorgung sicherzustellen, fügte sie hinzu.
Wissenschaftler warnen, dass durch den menschgemachten Klimawandel die Häufigkeit und die Intensität von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen weiter zunehmen wird.