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SportGlobal

Jude Bellingham: auf dem Weg zum Weltstar

9. Dezember 2022

Bei der Fußball-WM in Katar hat sich Englands Jungstar Jude Bellingham mit herausragenden Leistungen in den Vordergrund gespielt. Die nächste Aufgabe für den Dortmunder und sein Team: Weltmeister Frankreich schlagen.

Jude Bellingham im Trikot der englischen Nationalmannschaft
Englands Jude Bellingham ist einer der herausragenden Spieler der WM in KatarBild: David Klein/Sportimage/IMAGO

"Er ist ein fantastischer Spieler", lobte Englands Stürmerstar Harry Kane seinem Teamkollegen Jude Bellingham nach dem Achtelfinale gegen den Senegal. "Er macht alles so gut. Er ist sehr reif für sein Alter und hat großartige Führungsqualitäten." Kane war nach seinem ersten Treffer bei der Fußball-WM in Katar zum "Man of the Match" gekürt worden, stellte aber die Lobeshymne an den eigentlichen Matchwinner der Partie gegen den Afrika-Cup-Sieger in den Vordergrund. 

Bellingham war in den 76 Spielminuten bis zu seiner Auswechslung beim Stand von 3:0 als offensiver Mittelfeldspieler sehr präsent. Auch hinten lief der Profi von Borussia Dortmund Räume zu, stand fast immer richtig, gewann viele Bälle und leitete gefährliche Angriffe ein. Die ersten beiden Treffer von Jordan Henderson und Kane bereitete er vor.

"Star of the Show" und "Bester der Welt"

Bellingham, der nicht bei einem der großen Premier-League-Klubs, sondern bei Birmingham City ausgebildet wurde, spielt seit Juli 2020 für Borussia Dortmund in der Bundesliga. In diesen zweieinhalb Jahren hat er sich beim deutschen Spitzenklub vom 17-jährigen Top-Talent zur Führungsfigur im Mittelfeld entwickelt, in den vergangenen Monaten auch in Englands Nationalelf. Bellingham war für die "Three Lions" auch schon bei der EM im vergangenen Jahr dabei, saß aber meist nur auf der Bank. Bei der WM in Katar stand er in bislang allen Partien von Anfang an auf dem Platz und riss das Spiel mehr und mehr an sich. "Er wird weiter lernen und sich verbessern," prophezeite der rund zehn Jahre ältere Kapitän Harry Kane nach dem Senegal-Spiel. 

Wird im Spiel der "Three Lions" immer wichtiger: Jude BellinghamBild: Mike Egerton/PA Images/IMAGO

Auch in der Heimat überschlugen sich Medien und Experten nach dem Senegal-Spiel mit Lob für den 19-Jährigen. Die "Sun" machte Bellingham zum "Star of the Show". Manchester-United-Legende Roy Keane nannte ihn den kommenden "Superstar" und Englands Ex-Nationalstürmer Gary Lineker schwärmte auf Twitter: "Er ist unglaublich gut, er ist der Anführer des Teams. Seine Eltern müssen so stolz auf ihn sein, ich liebe ihn." Auch Teamkollege Phil Foden sparte zuletzt nicht mit Lob für Bellingham: "Er hat keine Schwächen in seinem Spiel. Ich denke, er kann der beste Mittelfeldspieler der Welt werden."

Bellingham selbst blieb bescheiden und verwies darauf, dass er nur einer von vielen gewesen sei, die zum Erfolg beigetragen hatten. "Jeder hat eine gewaltige Rolle gespielt, jeder hat so viel Qualität, Temperament, Charakter gezeigt", sagte er beim katarischen Sender beIN SPORTS.

Borussia Dortmund vor Millionengewinn

In Dortmund kann man sich ob der Entwicklung Bellinghams glücklich schätzen, schließlich sind die rund 25 Millionen Euro, die man im Sommer 2020 nach Birmingham überwiesen hat, im Nachhinein ein Schnäppchen. Bei "transfermarkt.de" wird der Marktwert des Noch-Teenagers momentan auf rund 100 Millionen Euro taxiert, wobei auch diese Zahl bereits überholt scheint. Sicherlich gibt es Vereine, die bereit wären, noch (viel) mehr für Bellinghams Dienste zu bezahlen. Angeblich soll Borussia Dortmund ohnehin nicht vorhaben, sein Juwel für weniger als 150 Millionen ziehen zu lassen. Bellinghams Vertrag beim BVB läuft noch bis 2025 - auch das ein glücklicher Umstand für die Dortmunder, denn je länger die Laufzeit, umso höher normalerweise die Ablösesumme.

Wichtige Bezugspersonen: Jude Bellingham (2.v.l.) mit Mutter Denise, Bruder Jobe und Vater Mark (v.l.n.r.)Bild: David Davies/empics/picture alliance

Dennoch können sich nur die wenigstens vorstellen, dass Bellingham noch lange in der Bundesliga bleibt - sogar über einen Abschied noch in der kommenden Winterpause wird spekuliert. Liverpool, die beiden Klubs aus Manchester, Chelsea, aber auch Paris St. Germain, Real Madrid und einige italienische Topklubs - im Grunde steht die gesamte Beletage des europäischen Spitzenfußballs Schlange für eine Bellingham-Verpflichtung. "Ich werde es nicht verheimlichen, jeder will Bellingham", gab PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi offen zu, der allerdings wohl auf verlorenem Posten um den 19-Jährigen wirbt. "Was für ein Spieler. Seine erste WM und so ruhig, entspannt und selbstbewusst. Erstaunlich."

Angeblich sind die Gespräche mit dem FC Liverpool bereits sehr weit fortgeschritten. Sollten bei Bellingham und seinem Management - bestehend aus Vater Mark, Mutter Denise und Berater Mark Bennett - im Hintergrund Überlegungen laufen, welcher Karriereschritt der richtige sein könnte, so lässt er selbst sich davon auf und neben dem Platz nichts anmerken.

Duell mit Mbappé ein "Vergnügen"

Nichts scheint ihn zu belasten. Nach dem gewonnenen WM-Achtelfinale machte Bellingham auf der Tribüne strahlend Selfies mit seiner Familie. Zudem fand er Zeit, seinen Mitspieler Jordan Henderson zu unterstützen, weil ihm zuvor das Urteil einiger Fans als zu hart erschienen war. "Zeigt ihm gegenüber etwas Respekt!" forderte er in den sozialen Medien und postete vier Fotos von sich und dem Kapitän des FC Liverpool.

Am wichtigsten ist für Bellingham nun aber zunächst die kommende Aufgabe bei der WM: das Viertelfinale gegen Weltmeister Frankreich (Samstag 20 Uhr MEZ). "Ich denke, wir kommen an den Punkt, an dem wir sagen: Wir können jeden schlagen", sagte Bellingham vor dem Duell. Sich mit Kylian Mbappé zu messen, der 2018 beim WM-Titelgewinn der Équipe Tricolore nur sieben Wochen älter war als Bellingham jetzt, werde "ein Vergnügen".

"Letztlich bin ich bloß Jude"

Allerdings könnte es sein, dass sich die beiden auf dem Rasen gar nicht so oft ins Gehege kommen. Schließlich spielte Bellingham gegen den Senegal wie bereits zuvor im letzten Gruppenspiel gegen Wales im System der Engländer nicht mehr defensiv vor der Abwehrkette, sondern übernahm einen offensiveren Part. Da er sich in der neuen Rolle als Spielmacher mehr als bewährt hat, ist eine Wiederholung gegen Frankreich sehr wahrscheinlich. Grund für sein Nach-vorne-Schieben war die Hereinnahme des defensiver orientierten Jordan Henderson in die Startelf. Und vielleicht ist ja das gute Zusammenspiel mit dem Liverpool-Kapitän im Nationalteam ein weiteres Argument dafür, das Bellingham sein schwarz-gelbes Trikot schon bald gerne gegen ein rotes eintauscht.

Wann und wohin auch immer die Reise Jude Bellinghams weitergeht, man darf fest davon ausgehen, dass der Jungstar trotz seiner herausragenden Leistungen und einer möglichen Ablösesumme im dreistelligen Millionenbereich mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben wird. Bisher jedenfalls hat er das trotz seines kometenhaften Aufstiegs geschafft: "Letztlich bin ich doch bloß Jude", sagte er im Juli im "BVB-Podcast". "Ich bin wie alle anderen zur Schule gegangen, bin wie alle anderen aufgewachsen. Ich bin nicht besser als alle anderen, nur weil ich gegen einen Ball trete."

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