Also doch: Forschende aus Greifswald zeigen wohl einen Zusammenhang zwischen Sinusvenenthrombosen und dem AstraZeneca-Impfstoff. Wie geht es jetzt weiter?
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Wie der NDR berichtet, haben Fachleute für Transfusionsmedizin an der Universitätsmedizin Greifswald (UMG) einen Zusammenhang zwischen den seltenen Hirnthrombosen und dem Impfstoff von AstraZeneca nachgewiesen. Am Montag waren die Impfungen nach einer Entscheidung von Gesundheitsminister Jens Spahn ausgesetzt worden, nachdem in sieben Fällen von seltenen Thrombosen im Gehirn nach Verabreichung des AstraZeneca-Impfstoffs berichtet worden war. Was bedeuten die neuen Erkenntnisse aus Greifswald für die Praxis?
Was wurde herausgefunden?
In Zusammenarbeit mit dem Paul-Ehrlich-Institut und Fachleuten aus Österreich untersuchten die Forschenden vom UMG Blutproben von sechs der Betroffenen, die nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff seltene Sinusvenenthrombosen im Gehirn entwickelt hatten.
Die Proben von vier Betroffenen wurden intensiv untersucht, drei weitere Proben bestätigten die Vermutung: Offenbar löst das Vakzin in einzelnen Fällen einen Abwehrmechanismus des Körpers aus. Diese Immunantwort aktiviere die Blutplättchen - ein ganz normaler Vorgang, wenn wir unsere Gefäße verletzen und das Blut gerinnt, um die Wunde zu verschließen.
Dem Leiter des UMG, Andreas Greinacher, zufolge führe dieser Mechanismus bei einzelnen Geimpften zu den Thrombosen im Gehirn, die dann den Abfluss des Blutes verhindern. Bisher sind diese Ergebnisse noch nicht in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht und somit keiner Prüfung durch unabhängige Expert*innen unterzogen worden.
Auch Forschende aus Norwegen hatten gegenüber der norwegischen Zeitung VG bereits am Donnerstag einen ähnlichen Mechanismus hinter den Hirnthrombosen vermutet: Antikörper, die Aufgrund einer Immunreaktion entstehen, an die Blutplättchen andocken und diese aktivieren.
Therapie gleich mitentwickelt
Was erstmal wie eine weitere Hiobsbotschaft im Zusammenhang mit dem Impfstoff von AstraZeneca klingt, ist laut den Fachleuten der Universität Greifswald nach dem NDR-Bericht eine gute Nachricht: Da der Mechanismus so genau erkannt werden konnte, war der Weg für eine mögliche Therapie nicht weit. Somit gebe es eine gezielte Behandlungsmöglichkeit, sollten Sinusvenenthrombosen bei Geimpften auftreten: Ihnen sollen nach Empfehlung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) hochdosierte Immunglobuline verabreicht werden. Das ist ein gängiges Mittel, dass in spezialisierten Krankenhäusern zur Verfügung steht und den Mechanismus hemmen soll.
"Da die Ergebnisse, breit gestreut, an Kliniken übermittelt wurden, kann weiter mit AstraZeneca geimpft werden. Betroffene können direkt therapiert werden", heißt es in einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Greifswald. Allerdings betonen die Forschenden auch, dass der Wirkstoff zur Behandlung einer Thrombose nicht prophylaktisch, also vor einer Impfung und vor einer etwaigen Entwicklung der Symptome, gegeben werden könne.
Laut Greinacher könne mit einem Test festgestellt werden, ob bei Betroffenen mit entsprechenden Symptomen tatsächlich der entdeckte Mechanismus zum tragen kommt und die Therapie eingeleitet werden muss.
In einer Stellungsnahme der GTH werden "grippeähnliche Symptome wie Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen, die über ein bis zwei Tage nach erfolgter Impfung anhalten", als häufige Nebenwirkungen bezeichnet. Lediglich ein Anhalten der Symptome über mehr als drei Tage und das Auftreten von Schwindel, Kopfschmerzen oder Sehstörungen erfordere weitere medizinische Abklärung. Laut europäischer Arzneimittelbehörde EMA gehören zudem punktförmige Einblutungen in der Haut zu wichtigen Symptomen.
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Impfungen gehen weiter
Bundesgesundheitsminister Spahn kündigte an, dass die Erkenntnisse nun durch das Paul-Ehrlich-Institut geprüft werden. In der bereits erwähnten Stellungnahme der GTH heißt es, der gefundene Mechanismus schließe nach wie vor nicht aus, dass auch andere Ursachen zugrunde liegen könnten. "Die positiven Effekte einer Impfung mit dem AstraZeneca-COVID-19-Vakzin überwiegen die negativen Auswirkungen, so dass die Wiederaufnahme der Impfungen in Deutschland mit diesem Vakzin zu begrüßen ist", heißt es weiterhin.
Seit Freitag laufen die Impfungen mit AstraZeneca also auch in Deutschland weiter. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im Laufe der Woche die Sicherheit des AstraZeneca-Impfstoffes noch einmal überprüft und ihn am Donnerstag wieder freigegeben. Lediglich mit einem Warnhinweis für Frauen unter 55 Jahren wurde er versehen. Laut Paul-Ehrlich-Institut waren von den sieben Fällen in Deutschland sechs Personen Frauen jüngeren und mittleren Alters. In dieser Bevölkerungsgruppe treten Sinusvenenthrombosen auch ohne Impfungen am häufigsten auf.
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk lobte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig die Arbeit der Forschenden von der Universtität Geifswald. Sie äußerte Verständnis für die Sorgen und Bedenken der Bevölkerung und betonte, wie wichtig Beratung und Aufklärung über die Impfungen sei.
Deutschland in der dritten Corona-Welle
Was für eine Gefühlsachterbahn: Deutschlands Corona-Infektionszahlen steigen zwar an, gleichzeitig gibt es aber auch wieder ein bisschen Normalität. Bilder aus einer turbulenten Zeit.
Bild: Matthias Rietschel/REUTERS
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Deutschland im Corona-Winter: Wie geht es jetzt weiter? Beim Corona-Gipfel Anfang März beratschlagen Bund und Länder stundenlang. Die Furcht vor der britischen Mutante ist groß, gleichzeitig brauchen die Menschen eine Perspektive. Das Ergebnis: Der Lockdown wird verlängert, jedoch mit Öffnungsmöglichkeiten. Je nach Inzidenz gibt es Lockerungen oder eine Notbremse. Alle hoffen auf die Impfung.
Bild: Markus Schreiber/REUTERS
Deutschland in der dritten Welle
Mit Stand 18. März liegt der Corona-Inzidenzwert deutschlandweit bei 90, es gibt 3.000 Neuinfektionen mehr als noch vor einer Woche. Inwieweit sich das bei der Belegung der Intensivbetten bemerkbar machen wird, ist schwer absehbar. Viele über 80-Jährige sind mittlerweile wenigstens einmal geimpft. Laut RKI befindet sich das Land schon seit dem 11. März in der dritten Welle.
Bild: Ina Fassebnder/AFP/Getty Images
Der erste Piks in einer Arztpraxis
Der Berliner Arzt Andreas Carganico (r.) verabreicht dem 50-jährigen Krebspatienten Robert Marotky Mitte März den Impfstoff von AstraZeneca, Gesundheitsminister Jens Spahn ist bei der Premiere dabei. Für den Patienten eine große Erleichterung, er ist Vater zweier Schulkinder, wie er erzählt. In rund 150 Modell-Praxen in der Hauptstadt werden derzeit Abläufe für den breiten Einsatz geprobt.
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AstraZeneca: Der umstrittene Impfstoff
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Die Impfkampagne der Bundesregierung ruft auch Kritiker und Verschwörungstheoretiker auf die Straße. Sie trauen den Impfstoffen nicht und fürchten eine Impfpflicht "durch die Hintertür", etwa durch den digitalen Impfpass. Doch noch steht nicht fest, wie mit Geimpften umgegangen werden soll und welche Rechte für sie gelten sollen.
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Streitort Schule
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Locken für die Stimmung
Endlich wieder zum Friseur! Laut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat ein schickes Haupthaar auch etwas mit "Würde" zu tun. Das dürften viele Deutsche ähnlich gesehen haben: Kurz nachdem bekannt wurde, dass die Friseure ab dem 1. März unter Auflagen wieder öffnen dürfen, waren viele Salons schon nach kürzester Zeit auf Wochen hinaus ausgebucht.
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Die zögerlichen Kunden
Auch der Einzelhandel in den Innenstädten hat stark unter den Corona-Restriktionen gelitten und dürfte sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung gewartet haben. Seit Anfang März haben die Läden wieder auf - doch nur mit Termin. Das Konzept Click & Meet stößt auf wenig Begeisterung, die Kunden bleiben vielfach aus. "Wir machen große Verluste", erklärt der Chef der Modekette Sinn, Friedrich Göbel.
Bild: Jens Schlueter/Getty Images
Museen mit Abstand
Auch die Museen öffnen schrittweise. Mit einem Zeitticket, Maske und viel Abstand können Besucher zum Beispiel wieder die Alten Meister in der Gemäldegalerie in Dresden bewundern. Auch die Kulturbranche leidet stark unter den Corona-Restriktionen. Viele Kulturschaffende warten noch immer auf versprochene staatliche Hilfszahlungen.
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Schlange stehen für den Coronatest
Auch das hat sich geändert: Wer möchte, kann zum Beispiel in diesem Zelt in Dresden herausfinden, ob er oder sie sich mit dem Coronavirus angesteckt hat. Am 8. März hatte die Bundesregierung beschlossen, dass alle Bürger und Bürgerinnen sich einmal pro Woche kostenlos testen lassen können. Aber Achtung: Die Antigen-Schnelltests schlagen nur zuverlässig an, wenn man gerade infektiös ist.
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Coronatests einfach shoppen
Wer möchte, kann sich seinen Coronaschnelltest auch einfach im Supermarkt besorgen und sich zu Hause selbst testen. Doch die Handhabung ist nicht ganz einfach, warnen Kritiker. Auch bei einem negativen Test darf man sich deshalb nicht in Sicherheit wiegen.