Lange Zeit war sie nur eine Legende. Jetzt haben Forscher sie gefunden: die Riesenratte Uromys vika. Sie lebt auf den südpazifischen Salomon-Inseln - noch jedenfalls. Denn sie ist vom Aussterben bedroht.
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Die Entdeckung einer neuen Rattenart auf den Salomon-Inseln entzückt die Säugetierforscher - für die Menschen auf der Pazifikinsel Vangunu allerdings ist sie nichts Neues. Sie wussten schon immer, dass die Vika-Ratte existiert: Seit Ewigkeiten haben sie ihre bewaldete Insel mit den baumbewohnenden Nagern geteilt. Sie taucht sogar in den Kinderlindern der Einheimischen auf.
Jetzt haben westliche Forscher die Art Uromys vika erstmals beschrieben - und sie gleich auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten gesetzt.
Schwierige Suche
Tyrone Lavery, Biologe am Field-Museum für Naturkunde in Chicago, hörte die Einheimischen über eine riesige Ratte sprechen, die angeblich Kokosnüsse mit ihren Zähne aufknackt. Er suchte viele Jahre nach einem lebenden oder auch toten Exemplar von ihr - lange ohne Erfolg. "Ich habe mich schon gefragt, ob das tatsächlich eine neue Art ist oder ob die Menschen hier gewöhnlichen Hausratten einfach den Namen 'Vika' verpasst hatten", sagt Lavery.
Schließlich aber hatte er Glück: Er fing eine eigenartig aussehende Ratte auf einem gefällten Baum. Lavery erkannte schnell, dass es sich um das legendäre Nagetier handeln musste. "Als ich mir den Schädel ansah, konnte ich eine ganze Reihe Arten von Anfang an ausschließen", sagt er.
Die neue Art sei "ganz schön spektakulär", fügt Lavery hinzu. Sie ist etwa vier Mal so groß wie eine gewöhnliche Ratte. Zwar können die Forscher nicht bestätigen, dass die Tiere tatsächlich Kokosnüsse aufknacken, aber in jedem Fall nagen sie mit ihren Zähnen Löcher hinein.
Gerade noch rechtzeitig
Die Salomon-Inseln in der Südsee östlich von Neuguinea sind ein Hotspot für Artenforscher. Das Archipel ist isoliert vom Rest der Welt und über die Hälfte der Säugetiere dort kommen nirgendwo sonst vor. "Die Vorfahren der Vika-Ratte sind wahrscheinlich auf Pflanzen zu der Insel getrieben und sobald sie dort ankamen, haben sie sich zur dieser wunderbaren neuen Art entwickelt."
Die Riesenratte lebt nur auf dieser einen Insel, und ihr Lebensraum dort nimmt aufgrund von Abholzung ab. Sie hätte leicht aussterben können, bevor sie überhaupt jemals wissenschaftlich beschrieben wurde, sagt Lavery. "Es sieht schlimm aus für diese Art. Wenn wir sie jetzt nicht entdeckt hätten, wäre sie vermutlich für immer eine Legende geblieben. Das Gebiet, wo sie gefunden wurde, war einer der wenigen Orte, an denen noch Wald steht."
Die Wissenschaftler drängen darauf, das Zaira-Schutzgebiet auf Vangunu zu fördern. Das einige Tausend Hektar große Schutzgebiet rund um das Dorf Zaira im Südwesten von Vangunu umfasst Wald und Meeresgebiete. Die Einheimischen verwalten es selbst.
Skurrile Artenparade
Viele Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht - aber die gute Nachricht ist: es werden immer wieder neue entdeckt. Die zehn merkwürdigsten haben Forscher jetzt prämiert. Hier die Fotos dazu.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Bolland/SUNY College of Environmental Science and Forestry
Hauptsache besonders
Wissenschaftler der New Yorker Staatsuniversität in Syracuse wählten aus hunderten neu entdeckter Arten die zehn skurrilsten Tiere und Pflanzen aus. Ausschlaggebend war eine besondere Lebensweise oder ein außergewöhnliches Aussehen. Diese Spinne zum Beispiel, "Cebrennus rechenbergi", flüchtet Rad schlagend.
Bild: picture-alliance/dpa/I. Rechenberg, Technical University Berlin/SUNY College of Environmental Science and Forestry
Kein Froschlaich
Dieser Frosch (Limnonectes larvaepartus) gebärt lebend: Er legt keine Eier ab und es gibt keinen Froschlaich. Die Befruchtung findet bereits im Körper statt, danach bringt das Weibchen die Kaulquappen lebend zur Welt. Hier im Bild ist übrigens rechts die Frosch-Dame zu sehen.
Bild: picture-alliance/dpa/J. A. McGuire/SUNY College of Environmental Science and Forestry
Kornkreise im Meer
Dieser Fisch (Torquigener albomaculosus) baut Nester, die aussehen wie Kornkreise: Runde Formen, etwa zwei Meter breit. Hier gräbt das Männchen gerade ein Mulde mithilfe seiner vibrierenden Afterflosse und der hinteren Körperhälfte.
Bild: picture-alliance/dpa/Y. Okata/SUNY College of Environmental Science and Forestry
Der etwas andere Weihnachtsbaum
Diese Pflanze (Tillandsia religiosa) dient den Mexikanern schon lange als Weihnachtsschmuck. Wissenschaflern war sie bislang allerdings gänzlich unbekannt. Sie wird 1,50 Meter groß und klebt geradezu an den Felsen. Ihre Blütezeit ist zwischen Dezember und März.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Espejo/SUNY College of Environmental Science and Forestry
Tierischer Zweig
Dieses grazile Insekt (Phryganistria tamdaoensis) wurde von den Forschern bisher einfach übersehen: Mit einer Größe von rund 25 Zentimetern und der bräunlichen Farbe ist es in der Natur tatsächlich perfekt als Zweig getarnt. Nun ist es allerdings aufgeflogen - und eines der beliebtesten Forschungsobjekte im Tam-Dao-Nationalpark in Nordvietnam.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Kneubühler/SUNY College of Environmental Science and Forestry
Schneckchen
Diese Schnecke (Phyllodesmium acanthorhinum) dürfte wohl eine der schönsten neuen Arten sein. Sie lebt im Meer vor Japan und ist gerade mal 17 bis 28 Millimeter groß. Ihre auffällige Färbung in Rot, Blau, Weiß oder Gold macht die Seeschnecke so besonders.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Bolland/SUNY College of Environmental Science and Forestry
Kaum entdeckt, schon ausgestorben
Diese neu entdeckte Art ist schon lange ausgestorben. Der Dinosaurier "Anzu wyliei" soll eine Art Schnabel gehabt haben, Gliedmaßen und Schwanz sollen befedert gewesen sein, trotzdem war er höchstwahrscheinlich flugunfähig. Die fossilen Überreste des Tieres wurden in Dakota gefunden, sie sind rund 3,50 Meter lang und 300 Kilogramm schwer.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Walters, Walters & Kissinger/SUNY College of Environmental Science and Forestry/
"Koralle" am Berghang
Von dieser Pflanze (Balanophora coralliformis) wurden bisher nur etwa 50 Exemplare gefunden. Sie hat lange Äste, eine überirdische Wurzelknolle und erinnert eigentlich eher an eine Koralle. Doch sie wächst ausschließlich an einem bestimmten Berghang auf der philippinischen Insel Luzon, in einer Höhe zwischen 1500 und 1700 Metern.
Bild: picture-alliance/dpa/P.B. Pelser & J.F. Barcelona/SUNY College of Environmental Science and Forestry
Mysteriöser Tiefseebewohner
Eigentlich sieht dieser kleine Kerl aus wie ein Pilz. Wissenschaftler rätseln unterdessen, ob er mit Quallen verwandt oder eher eine Koralle ist. Oder womöglich ganz etwas anderes. Das Geheimnis des mysteriösen Tiefseebewohners werden Forscher sicher bald lüften, nachdem seine Tarnung letztlich aufgeflogen ist.
Bild: picture-alliance/SUNY College of Environmental Science and Forestry/J. Olesen
Ungewöhnliche Kinderstube
Die Beinhauswespe sieht nicht besonders ungewöhnlich aus, dafür ist es ihr Verhalten umso mehr. Sie baut für ihre Eier kleine Kammern und legt darin eine tote Spinne ab, die dem Larven-Nachwuchs als Nahrung dient. In einer Vorkammer hortet sie getöte Ameisen. Etwa als Abschreckung gegen Eindringlinge? Die Wissenschaftler rätseln noch.