1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Kriminalität

Entführer foltern über 200 Migranten in Libyen

16. Juni 2017

Sie sind verängstigt, ausgehungert, verletzt: Auf Facebook ist ein Video hochgeladen geworden, das Migranten in einem Menschenschmugglercamp in Libyen zeigen soll. Die Vereinten Nationen schlagen Alarm.

Libyen Flüchtlinge Menschenschmuggel Symbolbild
Migranten in Libyen (Symbolbild)Bild: picture-alliance/dpa/S. Kremer

Kriminelle Banden halten nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) rund 200 Flüchtlinge in Libyen fest. Die Entführer folterten die Migranten aus Äthiopien und Somalia und verlangten von den Familien Lösegeld, teilte die IOM in Genf mit.

In einem verstörenden Video, das aus einem Menschenschmugglercamp in Libyen stammen soll, sind zahlreiche Kinder, Frauen und Männer zu sehen. Es sei am 9. Juni auf Facebook hochgeladen worden, berichtete die IOM. "Die IOM ist tief besorgt über die Situation von etwa 260 somalischen und äthiopischen Migranten und Flüchtlingen, darunter viele Kinder, die von Schmugglern und/oder Gangsterbanden in Libyen festgehalten werden."

"Sie haben mir die Zähne rausgebrochen"

In dem Video berichteten die Menschen von unvorstellbaren Quälereien und der Erpressung ihrer Angehörigen. "Ich habe seit vier Tagen nichts gegessen, aber das Schlimmste sind die Schläge," sagt einer. "Sie haben mir die Zähne rausgebrochen", sagt ein anderer. Die Angehörigen sollen Tausende Dollars für die Freilassung der Entführten zahlen. Ein ausgehungerter junger Mann muss mit einem schweren Betonblock auf dem Rücken ausharren - seit drei Tagen, wie er sagt -, als Strafe dafür, dass seine Familie kein Lösegeld gezahlt hat. "Wer die Zustände hier gesehen hat, will nicht mehr auf der Welt sein", sagt einer der jungen Leute in dem Video.

Kriminelle Banden nutzten soziale Medien aus, um Angehörige mit den Bildern ihrer schockierenden Misshandlungen zu erpressen, sagte der IOM-Direktor für Noteinsätze, Mohammed Abdiker. Er kritisierte die Tech-Firmen, die es versäumten, solche Inhalte zu unterbinden. Nach IOM-Angaben hatte einer der Schmuggler einen somalischen Journalisten in der Türkei kontaktiert, der das Videogespräch aufnahm.

Mehr als 77.000 Migranten in diesem Jahr

Die IOM und das Flüchtlingshilfswerk UNHCR arbeiteten mit den Behörden Libyens zusammen, um die Verschleppten zu finden, hieß es. Die Migranten seien höchstwahrscheinlich auf dem Weg nach Europa gewesen.

Den Angaben zufolge sind seit Januar dieses Jahres rund 77.000 Migranten und Flüchtlinge mit Booten über das Mittelmeer nach Europa gekommen. Mehr als 1800 Menschen kamen bei der gefährlichen Überfahrt ums Leben. Rund 85 Prozent der Männer, Frauen und Kinder gingen in Italien an Land, die restlichen 15 Prozent verteilten sich auf Griechenland, Spanien und Zypern.

cr/mak (dpa, epd)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen