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Politik

Enthüllungsjournalist in Moskau festgenommen

Mikhail Bushuev
7. Juni 2019

Gegen den Reporter Iwan Golunow ist wegen angeblichen Drogenhandels ein Verfahren eingeleitet worden. Arbeitgeber und Freunde sind sich sicher: Die Drogen wurden dem Journalisten untergeschoben, um ihn mundtot zu machen.

Russland Journalist  Ivan Golunov
Im Visier der russischen Behörden: Journalist Iwan GolunowBild: Reuters/T. Bekbulatova

Die Polizei in Moskau nahm an diesem Freitag außerdem mehrere Journalisten vorübergehend in Gewahrsam, die an einer Protestaktion zur Unterstützung ihres Kollegen teilnahmen. Als Enthüllungsjournalist des russischen Exilmediums "Meduza" war Iwan Golunow am Donnerstag festgesetzt worden. Man habe bei der Festnahme in seinem Rucksack und dann später bei der Durchsuchung seiner Wohnung fünf Päckchen mit der Droge Mephedron gefunden, sagte ein Polizeisprecher. Wegen versuchten Drogenhandels wurde ein Verfahren eingeleitet. Golunow drohen im Fall einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. 

Der 36-jährige Reporter bestreitet, die Drogen jemals besessen oder auch nur gesehen zu haben. Er weist alle Vorwürfe zurück. Golunow schrieb später, seit der Festnahme habe er kein Telefon benutzen und sich keinen Anwalt nehmen dürfen. Der Journalist sei von der Polizei während der Festnahme geschlagen worden, teilte sein Anwalt mit.

Arbeitgeber: "Golunow wegen journalistischer Arbeit verfolgt"

Die Festnahme sei eine gezielte Aktion gewesen, um Iwan Golunow für seine kritische Berichterstattung abzustrafen, erklärte sein Arbeitgeber. Das russische Exilmedium "Meduza" wurde 2014 gegründet und hat seinen Sitz in Lettland. Golunow arbeitete in Moskau und schrieb unter anderem über Korruption und illegale Immobiliengeschäfte in der russischen Hauptstadt. "Meduza", aber auch viele Freunde und Arbeitskollegen Golunows sind sich sicher, dass dem Reporter die Drogen untergeschoben wurden. Sie beschreiben ihn als peniblen Journalisten mit tadellosem Ruf, der nie mit Drogen in Verbindung gebracht wurde. 

"Sehr besorgt über die Verhaftung von Iwan Golunow und das Verhalten der russischen Behörden" ist auch die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG). "Weshalb verweigerte die Polizei dem Journalisten mehr als zwölf Stunden lang den Kontakt zu seinem Anwalt? Wieso wendete sie Gewalt an, und warum wurden seine Finger und sein Rucksack nicht auf Drogenspuren untersucht, wenn man ihm Drogenhandel in großem Stil vorwirft?", so ROG-Geschäftsführer Christian Mihr auf DW-Anfrage. Für Reporter ohne Grenzen sieht "alles nach erfundenen Vorwürfen aus", um einen bekannten Investigativjournalisten zum Schweigen zu bringen. Mihr fürchtet eine weitere Verschlechterung der Pressefreiheit in Russland.

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