Entscheidung im chilenischen Duell
15. Dezember 2013Die Chilenen haben über das höchste Amt im Staat abgestimmt. Erstmals in der Geschichte Chiles standen sich zwei Frauen bei der Präsidentenwahl gegenüber: Umfragen sagten einen deutlichen Sieg der Sozialistin Michelle Bachelet über ihre konservative Rivalin Evelyn Matthei voraus.
Im ersten Wahlgang Mitte November hatte die 62-jährige Bachelet - Kandidatin des oppositionellen Mitte-Links-Bündnisses "Neue Mehrheit" - knapp 47 Prozent der Stimmen erhalten. Matthei von der rechten Regierungskoalition "Allianz für Chile" kam auf 25 Prozent.
Die 62 Jahre alte Bachelet war bereits von 2006 bis 2010 Chiles erste Frau im Präsidentenamt. Laut Verfassung konnte sie aber nicht direkt für eine weitere Amtszeit antreten. Deshalb muss nun auch der amtierende Präsident Sebastián Piñera seinen Posten räumen.
Auf Reformkurs
Im Wahlkampf versprach die in der ehemaligen DDR zur Kinderärztin ausgebildete Bachelet Reformen der Verfassung, des Steuersystems und des Bildungswesens. Damit soll die Kluft zwischen Arm und Reich verkleinert werden. Offiziell lebt von den 17 Millionen Chilenen jeder achte in Armut. Die Verfassung stammt noch aus der Pinochet-Diktatur (1973-1990) und schreibt ein neoliberales Wirtschaftsmodell fest.
Matthei warnte hingegen vor zu großem Reformeifer. Es mache keinen Sinn alles zu zerstören, was mühsam aufgebaut worden sei. "Uns geht es gut", sagte die 60-jährige Matthei. Es seien nur kleine Veränderungen zu machen, um die Lebensqualität der Chilenen zu verbessern. Chiles Wirtschaft wächst derzeit jährlich um vier bis sechs Prozent, ist aber stark vom Export von Kupfer und anderen Rohstoffen abhängig.
Sowohl Bachelet als auch Matthei sind Töchter von Generälen, die während der Diktatur allerdings auf gegnerischen Seiten standen. Bachelets Vater starb an der Folter im Gefängnis, Mattheis Vater machte Karriere und stieg sogar in die Militärjunta auf.
wa/kle/nis (epd, dpa, afp)