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SportGlobal

Entscheidungen zur Olympia-Zukunft beim IOC-Kongress

Mathias Brück
12. Oktober 2023

Zum 141. Mal kommt das Internationale Olympische Komitee zu einem Kongress zusammen. In Mumbai wird mit Michael Mronz wohl ein drittes deutsches IOC-Mitglied gewählt und die Weichen für die olympische Zukunft gestellt.

Sicherheitsbeamter steht am Eingang eines Veranstaltungsortes vor der bevorstehenden 141. Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees
In Mumbai werden einige Weichen für die Zukunft der Olympischen Spiele gestelltBild: Rafiq Maqbool/AP Photo/picture alliance/dpa

Die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) kommt zwischen dem 15. bis 17. Oktober erstmals nach 40 Jahren wieder in Indien zusammen: in der Metropole Mumbai. 1983 war die Hauptstadt Neu-Delhi Gastgeber des IOC gewesen. Indien gilt als einer der aufstrebenden Märkte für die olympische Bewegung. Olympische Spiele haben auf dem Subkontinent bisher noch nie stattgefunden. Neben der Wahl neuer IOC-Mitglieder wird in Mumbai auch über neue Sportarten im Olympischen Programm gesprochen. 

Welche Entscheidungen werden beim IOC-Kongress in Mumbai getroffen?

Ursprünglich sollte beim Kongress in Mumbai unter anderem über die Vergabe der olympischen Winterspiele 2030 abgestimmt werden. Das IOC verlegte allerdings die Entscheidung auf 2024. Grund dafür war ein Report der Vergabe-Kommission, der im Hinblick auf den Klimawandel und die Nachhaltigkeit erweiterte Vorgaben und Anforderungen an einen möglichen Ausrichter von Winterspielen formuliert hatte.

Auf der Tagesordnung der Konferenz steht am Montag, 16. Oktober, die Wahl neuer IOC-Mitglieder. Die Exekutive des IOC hat acht neue Mitglieder vorgeschlagen, vier Frauen und vier Männer. Fünf der acht Kandidaten sind unabhängige Einzelpersonen. Dazu gehört auch der deutsche Sportmanager Michael Mronz.  "Die Vision des IOC, durch Sport eine bessere Welt zu schaffen, zieht sich als Überzeugung und Leitmotiv seit Jahrzehnten durch meinen persönlichen und beruflichen Werdegang", sagte der 56-Jährige. Er wäre neben Präsident Thomas Bach und Britta Heidemann das dritte deutsche IOC-Mitglied.

Sportmanager Michael Mronz steht zur Wahl als IOC-MitgliedBild: Thomas Banneyer/dpa/picture alliance

"Wir werden die Kandidatur vor Ort unterstützen, damit das deutsche Netzwerk im internationalen Sport eine weitere Aufwertung erfährt und die olympische Bewegung auf einen zusätzlichen Botschafter in Deutschland bauen kann", sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Weikert.

Ein weiterer wichtiger Programmpunkt in Mumbai wird - ebenfalls am 16. Oktober - der Bericht der Kommission sein, die sich mit dem Olympia-Programm bei den Sommerspielen 2028 in Los Angeles beschäftigt hat.

Welche Sportarten können sich Hoffnungen auf eine Aufnahme ins Olympia-Programm machen?

Nach vier gescheiterten Bewerbungen in Folge erhoffen sich besonders Squash-Sportler und -Funktionäre, dass sich ihr Olympia-Traum 2028 endlich erfüllt. Der Squash-Weltverband WSF hatte bereits vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris, 2020 in Tokio, 2016 in Rio de Janeiro und 2012 in London vergeblich versucht, ins olympische Programm aufgenommen zu werden. Im fünften Versuch soll es nun endlich klappen. Der Sport ist weltweit verbreitet und es gibt eine Profi-Tour für Männer und Frauen.

Für WSF-Präsidentin Zena Wooldridge gibt es einige Gründe, die für eine Zusage des IOC sprechen könnten. "Es gibt alle möglichen Innovationen, die man in den Sport einbringen kann, um ihn fast zu einer Kombination aus eSport und physischem Sport zu machen", sagte Wooldridge. "Wir haben außerdem daran gearbeitet, den Sport für die Zuschauer attraktiver zu machen, indem wir beispielsweise die Courts an außergewöhnlichen Orten wie Theatern platzieren."

Squash könnte ab 2028 ein olympischer Sport seinBild: Huang Zongzhi/Xinhua/picture alliance

Neben Squash bewerben sich acht weitere Sportarten für die Olympischen Spiele: Karate, Kickboxen, Lacrosse, Baseball/Softball, Cricket, Motorsport, Breakdance und Flag Football. Die aktuellen olympischen Sportarten Boxen, Gewichtheben und der Moderne Fünfkampf wurden vorsorglich nicht ins Olympiaprogramm für 2028 aufgenommen und gelten daher als gefährdet.

Wird sich Deutschland wieder um Olympische Spiele bewerben?

Seit den Sommerspielen von München 1972 hat es keine Olympischen Spiele mehr in Deutschland gegeben. Allein in den vergangenen 20 Jahren sind vier deutsche Bewerbungen gescheitert. Jetzt aber möchte der DOSB einen neuen Versuch starten. Bis Ende des Jahres 2023 soll eine Konzeption für eine Bewerbung ausgearbeitet werden. Schon jetzt macht der Verband unter dem Motto "deine Ideen, deine Spiele" mobil. Als potentielle Austragungsorte hat der DOSB Berlin, Leipzig, München, Hamburg, sowie die Rhein-Ruhr-Region als potentielle Co-Ausrichter auserkoren. Nach der DOSB-Mitgliederversammlung im Dezember soll eine konkrete Bewerbung vorbereitet werden.

Auch Michael Mronz, der die gescheiterte privatwirtschaftliche Olympia-Initiative von Rhein und Ruhr für 2032 leitete, hält Olympia 2036 in Deutschland für möglich. "Olympische und Paralympische Spiele 2036 könnten eine Chance sein, ein Deutschland zu präsentieren, das weltoffen ist, das einladend ist, das nachhaltig ist", sagte das voraussichtliche neue IOC-Mitglied.

Was sagen die Olympiakritiker in Deutschland?

Die Gegner einer potentiellen Bewerbung bringen sich bereits in Stellung: Grünen-Politiker Christian Hierneis ist einer der Sprecher des "NOlympia"-Netzwerks. 2013 stemmte sich Hierneis wochenlang gegen die geplante Ausrichtung derOlympischen Spiele 2022 in München, Garmisch, Ruhpolding und im Berchtesgadener Land. Mit Erfolg: Am Ende wurde die Olympiabewerbung per Bürgerentscheid gekippt. Auch zehn Jahre später hat sich seine Meinung zur Ausrichtung Olympischer Spiele und zum IOC nicht geändert.

Christian Hierneis (links) setzte ich bereits 2013 gegen die Austragung olympischer Spiele in Deutschland einBild: Inga Kjer/dpa/picture alliance

"Das IOC ist eine reine Gelddruckmaschine, die sich groß darstellt und groß auftritt", sagte Hierneis der DW. "Allein schon der Host-City-Vertrag, den ausrichtende Städte unterzeichnen müssen. Das ist ein Knebelvertrag, daran hat sich nichts geändert. Alle Rechte müssen abgetreten werden, die Kommunen tragen die Haftung für alle Schäden." 

Auch durch einen möglichen Einzug Michael Mronz' in das IOC würde sich laut Hierneis nichts an der Situation ändern. "Er hat auch keinerlei Expertise in Nachhaltigkeit. Die Sportevents, die er bisher veranstaltet hat, sind zudem mit Olympischen Spielen überhaupt nicht vergleichbar." Ginge es nach Hierneis und den anderen Olympiakritikern, müssten der Grundgedanke der Spiele und der Sport wieder im Vordergrund stehen.