Entsetzen über blutige Gewalt im Sudan
17. April 2023Im Sudan entladen sich wochenlange Spannungen zwischen De-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan und seinem Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo in blutiger Gewalt. Bei heftigen Gefechten wurden seit Samstag nach Angaben von Ärzten mindestens 97 Zivilisten getötet, Hunderte erlitten Verletzungen. Die Krankenhäuser in der Hauptstadt Khartum und deren Umland seien überlastet, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO mit.
Al-Burhan ist Oberbefehlshaber der sudanesischen Armee, Daglo (alias Hemedti) ist Anführer der paramilitärischen Gruppe "Rapid Support Forces" (RSF). Im Zuge des jüngst erneut verschobenen Übergangs zu einer zivilen Regierung sollten die RSF in die regulären Streitkräfte eingegliedert werden, was zum Bruch zwischen Al-Burhan und Hemedti führte.
Präsidentenpalast zurückerobert?
Die Kämpfe hatten zunächst in Khartum begonnen, am Sonntag dehnten sie sich auf weitere Landesteile aus. Beide Konfliktparteien vermeldeten am Wochenende militärische Erfolge, die einander widersprachen. Die Lage ist vollkommen unübersichtlich.
Die Armee habe Luftangriffe auf Kasernen und Stützpunkte der RSF geflogen, berichteten Augenzeugen. Sie habe die Kontrolle über einen Großteil des Präsidentenpalastes zurückerobert, hieß es am Sonntagabend. Mitglieder der RSF seien weiter im Flughafengebäude, das von der Armee belagert werde. Das staatliche Fernsehen stellte seine Sendungen mit der Begründung ein, die Ausstrahlung von RSF-Propaganda zu verhindern.
Diplomatische Bemühungen laufen
Die Vereinten Nationen und etliche Staaten forderten beide Seiten auf, das Blutvergießen zu beenden und Gespräche zur Beendigung der Krise aufzunehmen. Der UN-Sicherheitsrat will an diesem Montag über die Situation beraten. Der Kommissionspräsident der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, kündigte an, er werde "unverzüglich" in den Sudan reisen, um die Konfliktparteien "zu einer Feuerpause zu bewegen". Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi bot sich als Vermittler an.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock twitterte, sie sei "entsetzt über die vielen Opfer". Das Auswärtige Amt beobachte zudem genau die Lage der deutschen Staatsbürger im Sudan. Bereits am Samstag hatte das Amt eine Reisewarnung herausgegeben und vor Ort befindliche Deutsche gebeten, auf Fahrten innerhalb des nordostafrikanischen Landes zu verzichten.
wa/ack (rtr, dpa, afp)