Entsetzen über "feigen Terroranschlag" in Jerusalem
8. September 2025
"Unschuldige Bürger, Kinder und Erwachsene wurden in einem Bus auf den Straßen einer Stadt kaltblütig von bösartigen Terroristen ermordet und verletzt", machte Israels Präsident Isaac Herzog deutlich. "Der schockierende Angriff erinnert uns immer wieder daran, dass wir gegen das absolut Böse kämpfen." Doch der Terror werde seine Ziele nicht erreichen, betonte Herzog. Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte am Tatort, sein Land befinde sich "an mehreren Fronten im Krieg gegen den Terrorismus".
Bei dem Anschlag an einer Bushaltestelle in Jerusalem waren am Montag sechs Menschen erschossen worden - laut Sanitätern fünf Männer und eine Frau. Etwa zehn weitere Personen wurden verletzt, darunter mehrere schwer. Die beiden Angreifer wurden - wie es heißt - von einem zufällig anwesenden Soldaten und einem ebenfalls bewaffneten Zivilisten getötet.
Die Täter sollen nach Militär-Angaben aus den Orten Katana und Al-Kubeiba im von Israel besetzten Westjordanland stammen. Dort kesselten israelische Sicherheitskräfte nach dem Anschlag mehrere palästinensische Dörfer ein. Man suche nach möglichen Komplizen. In Ost-Jerusalem habe es eine Festnahme gegeben, teilte Israels Polizei mit.
Hamas: Reaktion auf "Völkermord"
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas bezeichnete den Anschlag als "heroisch" - ohne ihn explizit für sich zu reklamieren. Die Attacke zweier Palästinenser sei eine "Reaktion auf die Verbrechen der Besatzung und den Völkermord an unserem Volk".
Die Hamas, die im Gazastreifen herrscht, wird von Israel und etlichen anderen Staaten, unter ihnen Deutschland, als Terrororganisation eingestuft. Der aktuelle Krieg im Gazastreifen ist die Reaktion auf den Hamas-geführten Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023.
Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas erklärte, er verurteile "jegliche Angriffe auf palästinensische und israelische Zivilisten" sowie "alle Formen von Gewalt und Terrorismus". Gleichzeitig unterstrich Abbas, Sicherheit und Stabilität in der Region könnten nur durch Beendigung der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete, einen Stopp von "Taten des Völkermords" im Gazastreifen und dem Ende des "Terrorismus der (israelischen) Siedler im gesamten Westjordanland" erzielt werden.
"Kreislauf der Gewalt durchbrechen"
Deutschlands Außenminister Johann Wadephul äußerte sich "zutiefst schockiert über den feigen Terroranschlag". Seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer. "Den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung", fügte Wadephul hinzu.
"Wir verurteilen diesen Angriff, wie wir jeden Verlust von Menschenleben verurteilen", sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Es sei an der Zeit, den "Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen". Der Anschlag zeige, wie notwendig eine Waffenruhe sei, fügte er mit Blick auf den Israel-Hamas-Krieg hinzu.
Das Attentat erfolgte, nachdem offenbar auf Druck der USA wieder Bewegung in die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen und eine Freilassung der restlichen israelischen Geiseln gekommen war. Israel und die Hamas könnten "sehr bald" ein Abkommen unterzeichnen, hatte US-Präsident Donald Trump am Wochenende in Washington gesagt. Angesichts der neuen Entwicklung ist jedoch fraglich, ob es wirklich dazu kommt.
"Letzte Warnung" an die Islamisten
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz richtete eine "letzte Warnung" an die Hamas. "Lasst die Geiseln frei und legt eure Waffen nieder - oder Gaza wird zerstört und ihr werdet vernichtet", ließ er verlauten. Die israelische Armee bereite sich darauf vor, ihren Einsatz zur Einnahme von Gaza-Stadt auszuweiten.
Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich forderte als Reaktion auf den Anschlag in Jerusalem zudem eine Auflösung der von Abbas geleiteten Palästinensischen Autonomiebehörde. Sie müsse "von der Landkarte verschwinden, und die Dörfer, aus denen die Terroristen kamen, sollten wie Rafah und Beit Hanun aussehen", sagte er mit Blick auf weitgehend zerstörte Ortschaften im Gazastreifen.
wa/AR/jdw (kna, afp, dpa, rtr)
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