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Enver-Simsek-Platz ist jetzt Teil von Jena

19. September 2020

Die Stadt in Thüringen hat einen Platz nach einem Todesopfer der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) benannt. Der türkischstämmige Blumenhändler Enver Simsek war das erste Opfer der Mordserie des NSU.

Die Witwe von Enver Simsek und sein Sohn legen Blumen an der Gedenktafel in Jena nieder
Die Witwe von Enver Simsek und sein Sohn legen Blumen an der Gedenktafel in Jena niederBild: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa/Picture-alliance

Enver Simsek, der Inhaber eines Blumenhandels in Schlüchtern in Hessen, war am 9. September 2000 an seinem mobilen Blumenstand in Nürnberg niederschossen worden. Zwei Tage später starb er infolge seiner schweren Verletzungen in einem Krankenhaus.

Die Täter kamen aus Jena

Das NSU-Kerntrio, das bundesweit für zehn Morde, 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle verantwortlich gemacht wird, war im Neubaugebiet Jena-Winzerla aufgewachsen. Die Idee zur Benennung des bislang namenlosen Platzes war nach Angaben der Stadt von der Winzerlaer Zivilgesellschaft ausgegangen.

Mit diesem Plakat wurde zur Namenseinweihung des Platzes aufgerufenBild: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/picture-alliance

Auf einer Gedenktafel, an der Hinterbliebene Simseks, Politiker und Jenaer Bürger weiße Rosen niederlegten, wird auch an die anderen neun Mordopfer des NSU-Terrors erinnert. Abdulkerim Simsek, Sohn des Ermordeten, verwies darauf, dass damals die Ermittler seine Familie ins Visier nahmen und vielfältigen Verdächtigungen aussetzte statt von einer rechtsextremistischen Gewalttat auszugehen. "Der Staat ist weiterhin auf dem rechten Auge blind", sagte er. Die Urteile im Münchner NSU-Prozess seien zu milde gewesen.

Ramelow appelliert an die Polizei

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) rief bei der Veranstaltung in Jena Polizisten dazu auf, rassistischen und rechtsextremen Einstellungen in ihren eigenen Reihen energisch entgegenzutreten. Zudem sei eine wissenschaftliche Analyse zu Rassismus bei der Polizei mehr als überfällig, sagte er mit Blick auf jüngst aufgedeckte rechtsextreme Chatgruppen von Polizisten in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern.

haz/kle (epd, dpa)

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