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Equal Pay: Druck auf DFB wächst

24. Juni 2022

Die Forderung nach gleicher Bezahlung der Frauen- und Männer-Nationalmannschaft durch den DFB wird hörbar lauter. Vor der EM in England positionieren sich auch die Bundestrainerin und ihre Spielerinnen.

Laura Freigang bejubelt ihren Treffer gegen Norwegen mit ihren Mitspielerinnen, im typisch weiß-schwarzen Dress der deutschen Nationalelf
Deutschlands Top-Kickerinnen: in Sachen Gleichstellung sind andere Verbände weiter als der DFBBild: Oliver Zimmermann/foto2press/imago images

Einer der Schwerpunkte des neuen DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf soll laut seiner Agenda die Frauen-Nationalmannschaft werden. Im Vorfeld der EM in England (6. bis 31. Juli)  traf Neuendorf sich zum Mittagessen mit dem Team. "Es ging darum, den Frauenfußball in die richtige Richtung zu bringen - nämlich nach oben", berichtete Kapitänin Alexandra Popp und sprach von einem "guten Austausch".

Ob bei Tisch auch über Geld gesprochen wurde, blieb geheim. Doch das Thema Equal Pay, die Angleichung von Prämien der Männer- und Frauen-Nationalmannschaften, beschäftigt den DFB in jedem Fall. Zuletzt brachten die Verbände aus Spanien, den Niederlanden und der Schweiz mit unterschiedlichen Maßnahmen zur finanziellen Gleichstellung von Frauen und Männern Dynamik in die Sache. Und so könnte auch der Druck auf den DFB, den größte Einzel-Sportverband der Welt, steigen, um Equal Pay einzuführen. 

Vorreiter USA  

Spaniens Verband RFEF hatte zuletzt die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen in Sachen Prämien, sowie die Gleichstellung bzgl. der "Rahmenbedingungen" wie Trainings- und Reiseorganisation angekündigt und sprach von einem "historischen Tag". Kurz darauf gab der niederländische Verband KNVB bekannt, den Frauen künftig für Persönlichkeitsrechte (Name, Bilder, Videos) die gleichen Summen wie den Oranje-Männern zu zahlen. "Wir haben hart darauf hingearbeitet, die Vereinbarung ist ein historischer Schritt für den niederländischen Frauenfußball", sagte KNVB-Direktor Jan Dirk van der Zee. Das Frauen-Team sei "zu einem festen Bestandteil der niederländischen Fußball-Landschaft geworden. Das möchten wir mit diesem wichtigen Schritt unterstreichen." 

Zugpferd der Gleichstellung: Superstar Alexia Putellas hebt den Frauenfußball in Spanien auf ein neues NiveauBild: Luis de la Mata/picture alliance

Zuletzt hatte der Schweizer Verband SFV verkündet, dass der Hauptsponsor künftig gleiche Prämien an die Frauen- und Männer-Nationalteams ausschüttet. Bis 2024 werden "sämtliche partnerbezogenen Erfolgsprämien" für die Frauen- und Männer-Nationalteams angeglichen. Dies betreffe die Bonuszahlungen, die beispielsweise bei erfolgreicher Qualifikation für eine EM- oder WM-Endrunde oder bei Erfolgen bei diesen Turnieren anfallen. Die zusätzlichen Mittel würden "direkt an die Spielerinnen und Spieler ausbezahlt." 

Die drei Verbände folgen damit - wie auch schon die Verbände Norwegens, Englands und Brasiliens - zumindest teilweise dem Vorreiter USA. Der US-Verband US Soccer hatte Mitte Mai einen zuvor mit der Frauen-Nationalmannschaft um Superstar Megan Rapinoe ausgehandelten Tarifvertrag geschlossen, der die vollständige Angleichung der Bezahlung und Behandlung von Männern und Frauen vorsieht und schon jetzt als historischer Meilenstein gilt. 

Hier mehr, da weniger? 

"Ich finde gut, dass unser Verband mehr an die Spielerinnen weitergibt, wenn auch mehr hereinkommt", sagte die 54-Jährige. Laut Voss-Tecklenburg könne der DFB darüber nachdenken, die Prämien der Männer, Frauen und der U21 anzugleichen, "weil diese drei Team vorneweg marschieren". Auf lange Sicht sieht Voss-Tecklenburg auch den europäischen und den Weltverband in der Pflicht: "Der Auftrag an die FIFA und die UEFA ist, dass es irgendwann ein Prämiensystem gibt, wo es für alle gleich ist - das würden wir uns wünschen", so die Bundestrainerin.

Ärmel hoch: Für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gibt es in Sachen Equal Pay eine Menge zu tunBild: Novak Djurovic/REUTERS

Deutlich machte sie auch, dass Angleichung für sie nicht die Anhebung der Frauen-Prämien auf das Niveau der Männer bedeutet, sondern auch in die andere Richtung, also Reduktion von Prämien bei den Männern, gedacht werden kann. Voss-Tecklenburg sprach von Dimensionen, "die der normale Fan nicht mehr nachvollziehen kann". Sie wolle sich daher gar nicht an Zahlen binden, sondern es müsse sich annähern, sagte die Bundestrainerin. "Beim Männerfußball weniger und bei uns vielleicht ein bisschen mehr." 

Frage der Betrachtung

Obwohl den Frauen die Rekordprämie von 60.000 Euro pro Spielerin winkt und die Summe im Vergleich zur Prämie bei der letzten EM 2017 (37.500 Euro) deutlich höher ist, kann von Equal Pay im DFB keine Rede sein. Schließlich hätte jeder Nationalspieler für einen Titelgewinn bei der EM im vergangenen Jahr 400.000 Euro kassiert. Warum die Diskrepanz so groß ist, versuchte zuletzt Oliver Bierhoff zu erklären. "Die Einnahmen rund um das Turnier sind bei den Männern ganz anders als bei den Frauen", sagte der DFB-Direktor: "Wir glauben, dass wir mit der Erhöhung gezeigt haben, dass wir den Frauenfußball fördern wollen."

Sara Däbritz ist mit der ausgehandelten Prämie sehr zufrieden. "Ich glaube, ich kann da für uns sprechen, dass wir mit unserer Prämie zufrieden sind. Es ist eine deutliche Steigerung zur letzten EM. Deswegen sind wir auf einem guten Weg", sagte die Nationalspielerin während der EM-Vorbereitung um Trainingslager in Herzogenaurach und bezeichnete die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich Equal Pay als "tolles Zeichen". 

Weniger Bezahlung bringt aus Sicht von Teamkollegin Laura Freigang nicht nur Nachteile. "Das Geld verändert die Strukturen enorm. Wir Frauen sind länger unbeschwert. Das ist ein großer Luxus", sagte die 24-Jährige der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sie sei "wirklich nicht neidisch darauf, so früh so viel Geld zu verdienen" und vermeide auch jegliche Vergleiche zum Männerfußball. "Der Fußball bei uns fühlt sich noch immer sehr ehrlich und direkt an. Das finde ich angenehm, das wünschen sich auch viele Fans - und darin liegt eine Möglichkeit, unsere Position zu stärken", sagte Freigang.

mit SID/dpa

David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion
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