Holocaust-Forscher Eberhard Jäckel gestorben
17. August 2017Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas würdigte Jäckel jetzt als einen der "engagiertesten und wirkungsvollsten Streiter für die Erinnerung an den Holocaust". Jäckel und die Journalistin Lea Rosh hatten den Bau der 2005 eröffneten Holocaust-Gedenkstätte in Berlin angeregt.
Jäckel lehrte bis zur Emeritierung 1997 gut 30 Jahre lang als Nachfolger von Golo Mann Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart. Bekannt wurde er 1969 mit seinem Buch "Hitlers Weltanschauung", eine Abhandlung über die rassistischen Ziele der Nationalsozialisten, die in den Mord an den Juden Europas mündeten.
Hitlers Tagebücher hielt er anfangs für echt
Im Jahr 1980 gab Jäckel die Quellensammlung "Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen 1905-1924" heraus, in der er auch auf die sogenannten "Hitler-Tagebücher" von Konrad Kujau zurückgriff. Jäckel hielt die Dokumente, die ihm ein Sammler zur Verfügung gestellt hatte, zunächst für authentisch. Später kamen ihm und seinem Mitherausgeber Axel Kuhn Zweifel. Sie forderten 1981 beim Bundeskriminalamt ein Gutachten an, das 1983 zum Auffliegen der Fälschungen führte.
Jäckel wurde 1929 in Wesermünde geboren. Er studierte Geschichte, klassische Philologie und Öffentliches Recht in Deutschland, den USA und Frankreich. Mit der Journalistin Lea Rosh drehte Jäckel für die ARD außerdem die mehrteilige Dokumentation "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland". Dafür gab es den Geschwister-Scholl-Preis. Er erhielt auch das Bundesverdienstkreuz, war Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie auswärtiges Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Jäckel starb bereits am Dienstag in seiner Wahlheimat Stuttgart.
sd/ bb (epd, dpa, Stiftung Denkmal, Stuttgarter Zeitung)