Omar Sharif ist tot
11. Juli 2015
Zu Beginn seiner Schauspielkarriere trat Sharif in zahlreichen ägyptischen Filmen auf, bis er 1962 seinen internationalen Durchbruch landete: Regisseur David Lean gab ihm in dem Monumentalfilm "Lawrence von Arabien" über den Araberaufstand gegen das Osmanische Reich während des Ersten Weltkriegs eine herausragende Rolle. Sharif spielte Sherif Ali. In einer der berühmtesten Szene reitet Sherif, vom Wüstenhorizont kommend, minutenlang der Kamera entgegen. Der Film machte Sharif schlagartig zu einem gefragten Star und brachte ihm einen Golden Globe, eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller und Rollen in Hollywood-Produktionen wie "Der Untergang des Römischen Reiches" (1964) oder "Dschingis Khan" (1965) ein.
Regisseur David Lean war es auch, der mit Sharif 1965 die begehrte Titelrolle in dem aufwändigen Monumentalstreifen "Doktor Schiwago" besetzte. Sharif spielt einen jungen Arzt, der sich in der Zeit der russischen Revolution in eine Krankenschwester (Julie Christie) verliebt. Der Erfolg des Filmes war gigantisch. "Doktor Schiwago" ließ die Kinokassen klingeln und wurde zum Filmklassiker. Sharif stieg zum Top-Star auf. Die Frauenherzen lagen ihm zu Füßen.
Auf ewig Dr. Schiwago
In dem Musical "Funny Girl" (1968) spielte Sharif die zweite Hauptrolle neben Barbra Streisand. Kurz nach dem Sechstagekrieg von 1967 sorgte die Leinwandromanze zwischen der Jüdin Streisand und dem ägyptischen Muslim Sharif für Schlagzeilen. Dann war Sharifs Karrierezenit überschritten: Filme wie "Che!" (1969, mit Sharif als Che Guevara) oder "Mackenna's Gold" (1969) konnten nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen.
Seit den 1980er Jahren war Sharif in Fernsehserien, Nebenrollen, Billigproduktionen oder ägyptischen Filmen zu sehen. Noch einmal überzeugte er Kritik und Publikum 2003, als er die Hauptrolle in der Verfilmung von Éric-Emmanuel Schmitts Roman "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" spielte. Mit dem Film gewann er 2004 den französischen Filmpreis César als bester Schauspieler. Zum Erfolg Sharifs trug auch bei, dass er mehrere Sprachen fließend beherrschte, unter anderem Arabisch, Englisch, Französisch, Griechisch und Italienisch.
Die Rolle des Dr. Schiwago wurde Omar Sharif nicht mehr los. Nicht selten ärgerte er sich, dass andere Filmauftritte kaum Beachtung fänden: "Ich bin für alle Welt nur Dr. Schiwago!", klagte er einmal. Abseits der Schauspielerei engagierte sich Omar Sharif als professioneller Bridge-Spieler. Er nahm mehrmals an Team-Olympiaden teil.
Zum Islam konvertiert
Omar Sharif entstammte einer libanesischen Familie und wurde am 10. April 1932 im ägyptischen Alexandria geboren. Er studierte in Kairo Mathematik und Physik und arbeitete abends und nach der Universität zunächst in der väterlichen Holzhandlung im Stadtteil Al Manasra. Nach 1953 trat er, indem er den Namen Omar El-Sharif annahm, vom Christentum zum Islam über.
So konnte er die populäre ägyptische Schauspielerin Faten Hamama heiraten. Das Paar trennte sich später wieder und wurde 1974 geschieden. Der Ehe entstammt ein Sohn namens Tarek.
Erst im Mai hatte Tarek Sharif in einem Interview mit der spanischen Zeitung El Mundo erklärt, sein Vater leide an Alzheimer. Jetzt ist Omar Sharif in Kairo gestorben.