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"Erdölkrieg" zwischen Kroatien und Slowenien

15. Januar 2002

– Bosnien-Herzegowinas Erdölversorgung gefährdet

Köln, 14.1.2002, DW-radio/Bosnisch

"Wir erwarten vom slowenischen Staat, binnen kürzester Zeit auf die diskriminierende Maßnahme der kroatischen Regierung Antwort zu geben. Die Maßnahme richtet sich vornehmlich gegen Slowenien sowie gegen ‚Petrol" und ‚Istrabenz‘". Mit diesen Worten haben die slowenischen Raffinerien auf den Beschluss der kroatischen Regierung reagiert, die Beförderung von Erdölderivaten in Zisternen über Kroatien nach Bosnien-Herzegowina zu verbieten. Der Beschluss wurde im Kroatischen Amtsblatt am 8. Januar veröffentlicht und tritt am Dienstag, dem 15. Januar in Kraft. Darin steht, dass aus ökologischen Gründen die Beförderung gefährlicher Güter auf kroatischen Straßen verboten wird; die Straßenbenutzer werden darauf verwiesen, Eisenbahn-, Fluss- und Meerwege zu nutzen.

Auf den Beschluss der kroatischen Regierung wurden die slowenischen Unternehmer durch die Wirtschaftskammer Sloweniens hingewiesen und nicht offiziell durch die kroatische Regierung, wie es bei internationalen Beziehungen üblich ist, insbesondere bei Nachbarstaaten. Die Wirtschaftskammer Sloweniens nannte den Beschluss protektionistisch. "Istrabenz" aus Kopar (slowenische Adriastadt – MD) ist nach INA (kroatische Raffinerie – MD) der zweitgrößte Lieferant für Erdölerzeugnisse für den bosnisch-herzegowinischen Markt. "Petrol" aus Ljubljana exportierte letztes Jahr nach Bosnien-Herzegowina Benzin und andere Erdölprodukte im Wert von sechs bis sieben Millionen Dollar.

Hiesige (slowenische) Quellen vertreten die Ansicht, dass hinter allem die Zagreber INA steckt, die Marktanteile beim südlichen Nachbarn verloren habe. INA exportierte Erdöl demnach über Herceg-Bosna, und die Verbrauchssteuer behielt sie in Zagreb ein. Dadurch wurde Bosnien-Herzegowina großer materieller Schaden zugefügt, weswegen es von INA eine Million Dollar Entschädigung verlangte. Kroatien möchte nun "Petrol" und "Istrabenz" zum Schienentransport zwingen, der zunächst einmal teuer ist und zweitens unsicher wegen des schlechten Zustands, in dem sich das Eisenbahnnetz in Bosnien-Herzegowina befindet, was große Kosten und Marktverluste bei den slowenischen Firmen hervorriefe.

Für Bosnien-Herzegowina wäre die Folge der schlechten Erdölversorgung eine Preiserhöhung bei Kraftstoffen, was auch eine Kettenreaktion bei anderen Waren hervorriefe. Durch den erklärten Erdölkrieg an Slowenien trifft Kroatien auch andere Staaten, vor allem Österreich und Ungarn. Im Hinblick auf die bilateralen Beziehungen beider Länder bietet diese Maßnahme nach schwieriger Annäherung bei den strittigen Fragen wie dem Kernkraftwerk "Krsko", den Schulden der "Ljubljanska Banka" bei kroatischen Sparern neuen Anlass zu Zwistigkeiten. (...) (md)