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KatastropheMyanmar

Erdbeben in Myanmar: Lage weiter dramatisch

1. April 2025

Vier Tage nach dem schweren Erdbeben in Myanmar steigt die Zahl der Todesopfer weiter an. Landminen gefährden die Rettungsarbeiten. Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer.

Myanmar | Erdbeben | Schaulustige beobachten Bergungsmannschaften auf einem eingestürzten Haus in Mandalay (01.04.2025)
Zerstörtes Gebäude in MandalayBild: The Yomiuri Shimbun/AP Images/picture alliance

Das Militärregime in Myanmar hat neue Opferzahlen veröffentlicht: Wie Machthaber General Min Aung Hlaing im Staatsfernsehen mitteilte, sind mindestens 2719 Menschen bei dem Beben ums Leben gekommen, das am Freitag das südostasiatische Land erschütterte. Rund 4521 Menschen seien verletzt worden, mehr als 400 wurden als vermisst gemeldet, so Hlaing. Es wird mit einem weiteren Anstieg der Opferzahlen gerechnet.

Doch inmitten der Zerstörung konnte jetzt - mehr als 90 Stunden nach dem Beben - eine Frau lebend aus den Trümmern geborgen werden. Die Anfang-60-Jährige sei in der Hauptstadt Naypyidaw nach ihrer Rettung ins Krankenhaus gebracht worden, teilte die Feuerwehr mit. Sie war den Angaben zufolge am Morgen des vierten Tags nach der Katastrophe lebend unter Trümmern entdeckt worden. Die daraufhin eingeleitete Rettungsaktion verlief erfolgreich.

UN: "Katastrophale Verhältnisse"

Das Nothilfebüro der Vereinten Nationen sprach von katastrophalen Verhältnissen. In den am stärksten betroffenen Gebieten hätten die Menschen Schwierigkeiten, ihren Grundbedürfnissen wie dem Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen nachzukommen, so die Hilfsorganisation. Die Deutsche Welthungerhilfe geht davon aus, dass in Myanmar neun Millionen Menschen stark von den Auswirkungen betroffen sind.

Chinesische Einsatzkräfte unterstützen die Rettungsarbeiten in Myanmar (am Montag)Bild: Myo Kyaw Soe/AP Photo/picture alliance

Während ausländische Rettungskräfte und Hilfsgüter aus China, Russland und Indien bereits im Krisengebiet eingetroffen ist, läuft die Erdbebenhilfe aus den USA nur schleppend an. Dazu beigetragen hat die laufende Zerschlagung der US-Entwicklungsbehörde USAID durch die Regierung von Donald Trump.

Erst zwei Tage nach dem Beben sagten die Vereinigten Staaten konkrete Unterstützung zu. Es werde finanzielle Hilfe im Wert von zwei Millionen US-Dollar und ein USAID-Notfallteam bereitgestellt, kündigte die US-Botschaft in Myanmar an. Das US-Außenministerium wies am Montag Kritik an der US-Hilfe in Verbindung mit der USAID-Auflösung zurück.

Neue Gefahr durch Minen

Verschärft wird die Lage in dem vom Bürgerkrieg geplagten Myanmar durch Gefahren wie Landminen und nicht detonierte Sprengkörper. Die Kampfmittel aus den anhaltenden Konflikten stellen laut dem Regionaldirektor der Mines Advisory Group, Llewelyn Jones, eine tödliche Bedrohung für humanitäre Helfer und Überlebende dar.

Zudem stehe die Monsunzeit mit starken Regenfällen, Überschwemmungen und Erdrutschen bevor. Dies erhöhe zusätzlich das Risiko, auf Landminen und explosive Kampfmittel zu stoßen, so Jones.

Myanmar zählt zu den wenigen Staaten weltweit, die das völkerrechtliche Abkommen gegen Minen nicht unterzeichnet haben. In dem von Bürgerkrieg erschütterten Land werden die international geächteten Kampfmittel weiter eingesetzt. Die Anti-Minen-Organisation Mines Advisory Group mit Sitz in Manchester in Großbritannien ist seit 2013 in Myanmar aktiv.

Experte: Spannung baute sich 200 Jahre auf

Das Beben der Stärke 7,7 hatte am Freitag Myanmar, Thailand und andere südostasiatische Länder erschüttert. Das Epizentrum lag in der Nähe von Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars.

Besonders betroffen war auch das Nachbarland Thailand. In der Hauptstadt Bangkok stürzte ein sich im Bau befindendes Hochhaus ein und verschüttete 90 Menschen. 20 Personen sind bislang als Todesopfer bestätigt, 70 Menschen werden immer noch vermisst.

Dass das Beben auch noch im rund tausend Kilometer entfernten Thailand für Schäden sorgte, ist laut dem Münchener Geophysiker Martin Käser auf die große Spannung in der Sagaing-Verwerfung zurückzuführen. Diese verläuft von Norden nach Süden durch ganz Myanmar und dort stoßen die indische Platte im Westen und die eurasische Platte im Osten aneinander. Die Spannung habe sich möglicherweise schon an die 200 Jahre dort aufgebaut, sagte Käser der Deutschen Presse-Agentur.

ch/AR (afp, dpa, KNA, rtr)

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