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Politik

Erdgasstreit vor Zyperns Küste eskaliert

6. Mai 2019

Ein türkisches Schiff hat rund 60 Kilometer westlich der Insel mit Probebohrungen nach Erdgas begonnen. Die EU und die USA schicken Warnungen nach Ankara. Zyperns Regierung erließ nun Haftbefehle gegen die Crew.

Türkei | seismisches Forschungsschiff | Öl-Gasbohrungen |  MTA Oruc Reis
Das türkische Forschungsschiff Oruc Reis sucht unter anderem nach ErdgasfeldernBild: picture-alliance/dpa/AA/I. Yozoglu

Wegen umstrittener türkischer Erdgasbohrungen vor Zyperns Küste hat die Republik Zypern angekündigt, Haftbefehle gegen die Besatzung des türkischen Bohrschiffes zu erlassen. "Diejenigen, die an den illegalen Handlungen beteiligt sind, können festgenommen werden", warnte der zyprische Staatssekretär Vassilis Palmas im Radio. Zypern werde das Thema illegaler türkischer Bohrungen auch beim EU-Gipfel am 9. Mai in Bukarest auf die Tagesordnung bringen, hieß es vom zyprischen Außenministerium.

Am vergangenen Freitag hatte die Regierung der Türkei mitgeteilt, mit Erdgasbohrungen vor der geteilten Insel zu beginnen - und zwar innerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone Zyperns (AWZ) rund 60 Kilometer westlich der Insel. In dieser Zone hat Zypern das alleinige Recht zur wirtschaftlichen Ausbeutung von Ressourcen.

Appelle aus Brüssel und Washington

Breits am Wochenende schickten die EU und die USA deutliche Warnungen an Ankara: Die EU werde "auf jede illegale Tat, die die Rechte Zyperns verletzt, angemessen reagieren", drohte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Das US-Außenministerium in Washington teilte mit, man sei tief besorgt. Der Schritt der Türkei sei hochprovokativ und berge das Risiko, die Spannungen in der Region zu erhöhen.

Das türkische Außenministerium reagierte umgehend: Man werde die eigenen Interessen und Rechte wahren, hieß es in einer Stellungnahme. Die Türkei es habe das Recht, dort zu bohren. Ankara warf umgekehrt Zypern vor, die "unveräußerlichen Rechte der türkischen Zyprer" zu missachten, die "Mitbesitzer" der Bodenschätze der Insel seien.

Reiche Erdgasfelder vor Zyperns Küste

Zypern ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention geteilt. Die Türkische Republik Nordzypern im Norden der Insel wird nur von der Türkei anerkannt. Die international anerkannte Republik Zypern, deren Regierung den Südteil lenkt, ist seit 2004 EU-Mitglied.

Flaggen entlang der "Grünen Linie", die den griechischen und den türkischen Teil der zyprischen Hauptstadt Nikosia trenntBild: picture-alliance/NurPhoto/D. Cupolo

In den vergangenen Jahren hatten Erdgaskonzerne im Auftrag der Republik Zypern westlich der Insel reiche Erdgasvorkommen entdeckt. Die Suche geht vor der Südküste weiter. In der vergangenen Woche hatten die Regierung Zyperns und der US-amerikanische Konzern ExxonMobil mitgeteilt, dass südlich der Insel Erdgasvorkommen von bis 227 Milliarden Kubikmeter vermutet werden. Experten gingen davon aus, dass es Gewinne in Höhe von mehr als 40 Milliarden Euro geben könnte.

Das Gas und die Zypern- Frage

Zyperns Präsident Nikos Anastasiades kündigte daraufhin die Bildung eines Erdgas-Fonds an. Von den Gewinnen durch den Erdgasverkauf sollten alle Zyprer profitieren, sowohl die griechischen als auch die türkischen Zyprer nach der Überwindung der Teilung Zyperns, sagte Anastasiades.

Eine Bohrinsel unweit vom Hafen Larnaca im Südosten der Republik ZypernBild: picture-alliance/dpa/AP Photo/P. Karadjias

Ankara lehnt die Gasförderung, die ohne die Zustimmung der türkischen Zyprer vorgenommen wird, ab und macht sie von einer Lösung der Zypern-Frage abhängig. Die Regierung der Republik Zypern weist diese Forderungen zurück. Es sei das Recht jedes souveränen Staates, solche Erkundungen durchzuführen, heißt es seitens der Regierung in Nikosia immer wieder.

cw/fab (dpa, afp)

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