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Politik

Erdogan bittet Türken um Hilfe für die Lira

26. Mai 2018

Nachdem selbst ein höherer Leitzins nicht hilft, wird der Präsident kreativ: Bürger sollten Euros und Dollars unter dem Kopfkissen herauskramen und in türkische Lira tauschen.

Türkei, Erzurum: Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Wahlveranstaltung
"Meine Brüder, investiert in Lira": Der türkische Präsident Erdogan bei einer Wahlveranstaltung in ErzurumBild: picture-alliance/AP Photo

Inmitten seines Wahlkampfs muss Recep Tayyip Erdogan improvisieren: Der türkische Präsident hat seine Landsleute in einem ungewöhnlichen Schritt dazu aufgerufen, die eigene Währung zu stützen. Er sagte bei einer Wahlkampfveranstaltung im osttürkischen Erzurum: "Meine Brüder, können diejenigen von Euch, die Euro und Dollar unter ihren Kopfkissen haben, dieses Geld bitte in Lira investieren?" Solche Umtauschaktionen würden vorerst die Wechselkurse der Lira stabilisieren.

Erdogan hat Währungskrise selbst verstärkt

Die Währungskrise kommt für Erdogan zur Unzeit, da sie seine Wiederwahl bei den vorgezogenen Parlaments- und Präsidentenwahlen in vier Wochen gefährden könnte. In einer Wählerumfrage wurde die wirtschaftliche Lage als wichtigstes aktuelles Thema angegeben. Erdogan selbst hatte den Wertverlust Mitte Mai verstärkt, als er angekündigt hatte, nach einer möglichen Wiederwahl die eigentlich unabhängige türkische Notenbank stärker kontrollieren zu wollen. Anleger und Ökonomen befürchten daher eine unberechenbare Finanzpolitik.

Recep Tayyip Erdogan vor Anhängern in der osttürkischen Stadt ErzurumBild: picture-alliance/AP Photo

Lira auf Rekordtief

Die Lira hatte seit Jahresbeginn 20 Prozent ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar eingebüßt, allein 16 Prozentpunkte im vergangenen Monat. Am Mittwoch hatte sie ein Rekordtief erreicht: Ein US-Dollar kostete 4,929 Lira. Am selben Tag erhöhte die Nationalbank einen wichtigen Leitzins, um die Talfahrt zu bremsen. Die Auswirkungen verpufften jedoch schnell. Für Touristen, die in die Türkei reisen, wird der Urlaub günstiger, für die Türken werden importierte und schrittweise auch heimische Produkte immer teurer.

de/jj (dpa, afp, rtr)