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Politik

Erdogan stößt wüste Drohung gegen Syrien aus

12. Februar 2020

Nach den jüngsten Angriffen auf seine Soldaten in der syrischen Provinz Idlib ist der türkische Staatschef Erdogan zum Äußersten bereit. Vor Mitgliedern der Regierungspartei AKP in Ankara zeigt er mehrere Szenarien auf.

Türkei Präsident Recep Tayyip Erdogan
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht Syrien mit massiver Vergeltung Bild: picture-alliance/AA/M. Kamaca

Mit martialischen Worten hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für den Fall neuer Angriffe auf seine Soldaten mit umfassenden Vergeltungsschlägen gedroht - auch jenseits der umkämpften, letzten syrischen Rebellenhochburg Idlib. Wenn den türkischen Soldaten in ihren Beobachtungsposten oder an anderen Orten "auch nur der kleinste Schaden zugefügt wird, dann werden wir ab heute die syrischen Regierungstruppen überall angreifen", machte Erdogan vor Mitgliedern der Regierungspartei AKP in Ankara deutlich. "Da, wo das Blut unserer Soldaten vergossen wird, ist keiner sicher, egal, für wie groß er sich hält." Seine Rede wurde mehrfach von Applaus unterbrochen.

Dies gelte ungeachtet des Abkommens von Sotschi mit Russland, bekräftigte Erdogan. Der Hinweis auf das Sotschi-Abkommen bezieht sich auf eine Einigung mit dem Kreml als Schutzmacht Syriens. In der Vereinbarung hatten sich die Türkei und Syrien im vorigen Jahr auf ein Ende der Gefechte in Idlib verständigt. Seither beschlossen die Konfliktparteien diverse Waffenruhen für die Region mit rund drei Millionen Einwohnern, die allerdings kurz nach ihrem Inkrafttreten wieder gebrochen wurden. Die Türkei, die islamistische Gegner des syrischen Machthabers Baschar al-Assad in ihrer letzten Hochburg unterstützt, richtete dort Beobachtungsposten ein.

Ungeachtet dessen begannen die syrischen Streitkräfte im Dezember mit Unterstützung Moskaus eine Offensive in Idlib. Die Region wird von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) kontrolliert. Assad ist entschlossen, auch diese Provinz im Nordwesten des Landes wieder unter seine Kontrolle zu bringen. In den vergangenen Tagen meldeten die Truppen große Geländegewinne gegen die Rebellen. Am Dienstag brachten syrische Truppen die strategisch wichtige Fernstraße M5 zwischen Aleppo und Damaskus unter ihre Kontrolle, die seit 2012 in der Hand der Aufständischen war. 

Ein syrischer Soldat am strategisch bedeutenden Highway M5 Bild: picture-alliance/dpa/Sputnik/D. Vinogradov

Russland unterstützt Assads Soldaten beim Vormarsch in Idlib mit seiner Luftwaffe, wodurch sich die Spannungen mit der Türkei erheblich verschärft haben. Seit Monatsbeginn gerieten während der Kämpfe auch türkische Soldaten unter Beschuss. Erdogan sprach von insgesamt 14 toten und 45 verwundeten Soldaten. Die Türkei startete daraufhin Gegenangriffe. 

Der türkische Staatschef bekräftigte, er sei entschlossen, das syrische Militär bis Ende Februar wieder hinter die Grenzen des im Sotschi-Abkommen festgelegten Gebietes zu treiben, "also hinter unsere Beobachtungsposten". Deswegen habe man in den vergangenen Tagen die militärische Präsenz in Idlib ernsthaft ausgebaut.

Zivilisten flüchten aus Hasano, während die Türkei weitere Panzer in den Norden der Provinz Idlib verlegt Bild: Getty Images/AFP/A. Tammawi

Hunderttausende Menschen sind wegen der heftigen Gefechte auf der Flucht, viele in Richtung türkische Grenze. Das sorgt in der Türkei, die bereits Millionen Flüchtlinge beherbergt, für weiteres Unbehagen.

In langen Fahrzeugkolonnen fliehen die Syrer aus Idlib vor den Kämpfen Bild: Getty Images/AFP/A. Tammawi

Die russische Führung reagierte auf die Einlassungen Erdogans gelassen. Sowohl Russland als auch die Türkei wollten sich an die bestehenden Abkommen halten, hieß es aus dem Kreml. In einem Telefonat an diesem Mittwoch hätten Erdogan und Präsident Wladimir Putin die Bedeutung der vollständigen Umsetzung der Abmachungen betont. Die Initiative für das Gespräch soll von Erdogan ausgegangen sein. 

se/haz (afp, rtr, dpa)

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