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TerrorismusSyrien

Erdogan gibt Tötung von IS-Anführer in Nordsyrien bekannt

1. Mai 2023

Laut dem türkischen Präsidenten wurde der Chef der Terrormiliz bei einer Aktion in der Region Afrin "neutralisiert". Möglicherweise verlief es anders.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan während des Fernsehinterviews am Sonntag in Ankara
Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan während des Fernsehinterviews am Sonntag in AnkaraBild: Presidential Press Office/REUTERS

Der mutmaßliche Anführer der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) ist nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bei einem Einsatz des türkischen Geheimdienstes in Syrien getötet worden. Der Geheimdienst MIT habe den "mutmaßlichen" IS-Anführer Abu al-Husain al-Husaini al-Kuraischi am Samstag "neutralisiert", teilte Erdogan in einem Fernsehinterview mit. Die türkischen Geheimdienste hätten die Spur "seit langem" verfolgt, fügte der derzeit im Präsidentschaftswahlkampf befindliche Staatschef hinzu. Der IS hatte Ende November den Tod seines damaligen Anführers Abu Hassan al-Haschimi al-Kuraschi verkündet und zugleich Abu al-Husain al-Husaini al-Kuraischi zum neuen "Kalifen" ernannt.

Wurde der IS-Chef getroffen?

Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte an diesem Montag, dass ein IS-Anführer bei einem türkischen Angriff getötet wurde. Nach Informationen der Beobachtungsstelle sprengte er sich während des Einsatzes selbst in die Luft. Die Terrormiliz selbst äußerte sich bislang nicht.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle richtete sich der Einsatz am Samstag gegen einen Kommandanten in einem militärischen Hauptquartier in der Region um Afrin. Unklar sei aber, ob es sich tatsächlich um den IS-Chef handle. Die Menschenrechtsaktivisten bestätigten, dass sich einige der ranghohen IS-Mitglieder in dem Gebiet nordwestlich von Aleppo aufhielten und dort das herrschende Sicherheitschaos für sich nutzten.

Anwohner berichten von Einsatz in verlassenem Bauernhaus 

Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP in Nordsyrien berichtete, hatten der türkische Geheimdienst und die von der Türkei  unterstützte örtliche Militärpolizei am Samstag ein Gebiet nahe der Stadt Dschindires in der Region Afrin abgeriegelt, etwa zehn Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. Von AFP befragte Anwohner berichteten von einem Einsatz in einem verlassenen Bauernhaus, das einst als islamische Schule genutzt wurde.

Die von dem schweren Erdbeben gezeichnete Stadt Dschindires, wo die Aktion gegen den IS-Anführer stattfand Bild: Omar Haj Kadour/AFP/Getty Images

Die Türkei hat seit 2020 Soldaten im Norden Syriens stationiert und kontrolliert mit der Unterstützung syrischer Hilfstruppen ganze Gebiete. Dabei geht sie mit Militäraktionen hauptsächlich gegen die syrische Kurdenmiliz YPG vor. Im Inland werden aber auch regelmäßig mutmaßliche Anhänger des IS festgenommen.

Die türkische Regierung macht die Terrormiliz unter anderem für einen Anschlag in der Einkaufsstraße Istiklal in Istanbul 2016 mitverantwortlich. Bei dem Attentat wurden damals vier Menschen getötet und 39 Menschen verletzt.

IS-Kämpfer töten Sammler von Wüstentrüffeln

Der IS hatte 2014 große Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht, diese Gebiete aber nach und nach unter dem militärischen Druck einer US-geführten Koalition wieder verloren. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht reklamierte die Terrormiliz eine Reihe tödlicher Anschläge in Europa für sich. 2019 verkündeten die USA die Tötung des IS-Chefs Abu Bakr al-Baghdadi bei einem Einsatz im Nordwesten Syriens.

IS-Zellen sind aber weiter in Syrien und im Irak aktiv. In Syrien griff der "Islamische Staat" zuletzt auch immer wieder Sammler von Wüstentrüffeln an. Erst Mitte April töteten mutmaßliche IS-Kämpfer mindestens 41 Menschen. Trotz eindringlicher Warnung der Behörden gehen verarmte Syrer in der Wüste weiterhin dem riskanten Broterwerb nach.

sti/as/uh/AR (afp, dpa)

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