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PolitikTürkei

Erdogan-Widersacher Gülen ist tot

21. Oktober 2024

Der im US-Exil lebende türkische Prediger Fethullah Gülen ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Das teilte die Website Herkul, die Gülens Predigten veröffentlicht, mit.

Fetullah Gülen in seinem Haus in Saylorsburg, Pennsylvania
Fetullah Gülen lebte seit 1999 im US-amerikanischen ExilBild: Charles Mostoller/REUTERS

Wie der türkische TV-Sender TRT unter Berufung auf Fethullah Gülen nahestehende Gruppen meldete, verstarb der islamische Geistliche in der Nacht zum Montag in einem Krankenhaus in den USA. 

Erst ein Weggefährte Erdogans, dann sein Gegner

Gülen war einst ein enger Verbündeter von Präsident Recep Tayyip Erdogan und dessen konservativer Partei AKP, doch sie zerstritten sich. Die Spannungen zwischen beiden eskalierten im Dezember 2013, als Korruptionsermittlungen gegen Minister und Beamte aus dem Umfeld Erdogans ans Licht kamen.

Staatsanwälte und Polizisten aus der Hizmet-Bewegung galten weithin als diejenigen, die hinter den Ermittlungen standen. 2014 wurde ein Haftbefehl gegen Gülen erlassen, zwei Jahre später wurde seine Bewegung als terroristische Vereinigung eingestuft. Die Türkei forderte von den USA mehrfach die Auslieferung des Predigers.

Fast 80.000 Festnahmen

Kurz nach dem Putsch 2016 bezeichnete Erdogan Gülens Netzwerk als Verräter und Krebsgeschwür und schwor, es auszurotten. Hunderte mit Gülen verbundene Schulen, Unternehmen, Medien und Vereine wurden geschlossen und Vermögenswerte beschlagnahmt. Mindestens 77.000 Menschen wurden festgenommen und 150.000 Staatsbedienstete suspendiert, darunter Lehrer, Richter und Soldaten.

Der türkische Präsident Erdogan ging hart gegen die Gülen-Bewegung und damit gegen seinen einstigen Weggefährten vorBild: Murad Sezer/REUTERS

Gülen selbst verurteilte den Putschversuch auf das Schärfste. "Für jemanden, der in den vergangenen fünf Jahrzehnten unter mehreren Militärputschen gelitten hat, ist es eine besondere Beleidigung, beschuldigt zu werden, in irgendeiner Verbindung zu einem solchen Versuch zu stehen", erklärte er.

Sohn eines Imans

Gülen wurde 1941 in einem Dorf in der osttürkischen Provinz Erzurum geboren. Als Sohn eines Imams, eines islamischen Predigers, studierte er seit seiner Kindheit den Koran. 1959 wurde Gülen selbst zum Imam einer Moschee in der nordwestlichen Stadt Edirne ernannt.

In den 1960er Jahren erlangte er als Prediger in der westlichen Provinz Izmir Bekanntheit, wo er Studentenwohnheime einrichtete und in Teehäusern predigte. Diese Wohnheime waren der Beginn eines informellen Netzwerks, das sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte in Bildungs-, Wirtschafts-, Medien- und Staatsinstitutionen ausbreitete und seinen Anhängern großen Einfluss verlieh. 

Gülen lebte seit 1999 im US-Bundesstaat Pennsylvania. 2017 wurde ihm die türkische Staatsbürgerschaft aberkannt.

haz/sti (afp, rtr, dpa)

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